Erster Zwischenbericht

So kam es zum Swiss-Todes-Drama in Graz

Am 23. Dezember des Vorjahres verlor ein Crew-Mitglied der Swiss-Maschine bei einer Notlandung in Graz sein Leben. Ein Bericht enthüllt die Details.
Newsdesk Heute
18.03.2025, 11:31

Nach der Notlandung eines Swiss-Airbus am Grazer Flughafen dauern die Untersuchungen an. Ein erster Zwischenbericht enthüllt, was am 23. Dezember des Vorjahres genau passiert ist:

Laut dem Bericht, der von der österreichischen Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) veröffentlicht wurde, habe sich der Zwischenfall an Bord in nur wenigen Minuten zu einer gefährlichen Situation entwickelt. Zwischen dem Auftreten der ersten Probleme und der Notlandung lagen lediglich 21 Minuten.

Zunächst keine Probleme

Bis 16.30 Uhr lief bei dem Flug zunächst alles noch nach Plan. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Airbus A220 noch auf etwa 12.200 Meter, doch um 16.32 Uhr kam es plötzlich zu einer ersten Fehlermeldung im Cockpit. Wie das österreichische Luftfahrtmagazin "Austrian Wings" handelte es sich um "L ENGINE FAULT" sowie den zusätzlichen Hinweis "79 L ENGINE FAULT-OIL DEBRIS ABOVE LIMIT". Übersetzt wurden ein Ausfall des linken Triebwerks und Probleme mit dem Ölsystem dieser Turbine angezeigt.

Ungefähr eineinhalb Minuten später löste die "Master Caution" im Cockpit aus, begleitet von einer EICAS-Meldung "ENG VIBRATION", die die Crew auf starke Triebwerksvibrationen hinweisen soll. Begleitet wurden die Warnungen von einem lauten Knall, den auch die Passagiere und Crew-Mitglieder hören konnten. Es folgten eine weitere "Master Caution" und die Meldung "L ENG OPER DEGRADED".

Rauch im Cockpit

Nicht einmal 30 Sekunden später konnten die beiden Piloten Rauch im Cockpit wahrnehmen und legten die Sauerstoffmasken an. "Austrian Wings" zufolge müssten Piloten dies bei jeglicher Art von Rauch unverzüglich machen. Unmittelbar danach ertönte um 16.34 Uhr die "Master Warning", welche eine höhere Priorität als die "Master Caution" hat. Auslöser war ein Rauchmelder auf den Toiletten, der Alarm schlug. Im Cockpit erschien die Warnung "LAV SMOKE" (Warnung für Rauch in der Toilette), gefolgt vom viermaligen akustischen Hinweis auf Rauch durch die Computerstimme: "Smoke, smoke, smoke, smoke!"

Daraufhin wurde eine erneute "Master Warning" ausgelöst. Zudem wies eine neue Meldung – "L ENG OIL PRESS" – auf einen niedrigen Öldruck im linken Triebwerk hin. Der Pilot reagierte mit dem Absetzen eines "Mayday-Calls" über Funk. Er meldete Rauch im Cockpit und das Einleiten eines Sinkfluges. Die Kabinenbesatzung wurde vom Kapitän um 16.35 Uhr angewiesen, sich auf ihre Plätze zu begeben und sich auf eine mögliche Notlandung vorzubereiten. Zu diesem Zeitpunkt war die Maschine ungefähr 23 nautische Meilen von Graz entfernt.

Eine Minute später verlangten die Piloten von der Flugsicherung eine sofortige Landung auf dem Flughafen Graz-Thalerhof. Laut dem Artikel von "Austrian Wings" wurden die Masken der Passagiere nicht ausgelöst, da sie für diesen Vorfall ungeeignet gewesen wären und die Lage nur noch verschlimmert hätten. Das Kabinenpersonal legte ihre, für solche Fälle vorgesehenen, "Smokehoods" an.

Nicht alle Türen geöffnet

Gemäß der Checkliste wurde das linke Triebwerk um 16.37 Uhr ausgeschaltet. Fortan war das Flugzeug mit nur noch einem Triebwerk unterwegs. Drei Minuten später informierte der Pilot die Passagiere über die Notlage. Die Maschine setzte um 16.53 Uhr auf der Piste 34C in Graz auf und wurde rasch abgebremst. Ungefähr 30 Sekunden nach der Landung wies der Kapitän die Kabinenbesatzung an, sich auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten.

Das verbliebene Triebwerk wurde schließlich um 16.54 Uhr heruntergefahren. Um 16.55 Uhr befahl der Kapitän die Evakuierung der Maschine über die Notrutschen. Aus Sicherheitsgründen wurde damit gewartet, bis das rechte Triebwerk abgeschaltet war. Für die Evakuierung wurden nur vier der sechs Türen des Flugzeugs geöffnet. Die diesbezügliche Untersuchung sei noch nicht abgeschlossen. Es sei unklar, ob die Türen klemmten oder einfach so nicht geöffnet wurden.

Schäden am Triebwerk

Im Rahmen der Unfalluntersuchung wurde das linke Triebwerk demontiert und technisch untersucht, ehe es für weitere Untersuchungen zum Hersteller Pratt & Whitney in die USA verschifft wurde. Wie "Austrian Wings" berichtet, belegen die bisherigen Untersuchungsergebnisse Schäden am vorderen Antriebssystem sowie an den Lagern Nummer zwei und Nummer vier.

Weitere metallurgische Tests und Bauteilanalysen seien Teil der Untersuchung, die sowohl in Österreich als auch in den USA durchgeführt würden, heißt es. Offenbar wurden die Triebwerke entsprechend der geltenden Verfahren gewartet. Noch untersucht werden müssen die "Smokehoods" der Besatzung. Es soll geklärt werden, ob ein Defekt oder ein möglicher Bedienungsfehler zum Tod des 23-jährigen Flugbegleiters geführt hat. Auch noch unklar ist die genaue Ursache für die Probleme am Triebwerk.

Swiss: "Werden nicht ruhen"

Am Dienstag teilte die Swiss gegenüber der APA mit, dass sie der Tod des Kollegen nach wie vor beschäftige. Man wolle wissen, was passiert ist. Daher begrüße man jede neue Erkenntnis und Maßnahme, die dabei helfe, Antworten zu finden. Allerdings bringe der Zwischenbericht keine neuen Erkenntnisse für die Airline. Die internen Untersuchungen würden weiterlaufen.

"Wir werden nicht ruhen, bevor wir die Antworten haben, die wir, unsere Kolleginnen und Kollegen, aber auch die Angehörigen so dringend suchen. Auch arbeiten wir mit der SUB weiterhin eng zusammen und unterstützen sie nach wie vor uneingeschränkt", heißt es seitens der Swiss.

Wie "Heute" berichtete, war der Swiss-Flug am 23. Dezember 2024 mit 74 Passagieren von Bukarest nach Zürich unterwegs. Nach Triebwerksproblemen und Rauch in der Kabine musste der Flieger in Graz notlanden. Mehrere Passagiere und Crew-Mitglieder wurden teils schwer verletzt. Ein 23-jähriger Flugbegleiter aus Zürich erlitt schweren Sauerstoffmangel und starb eine Woche später im Spital.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 18.03.2025, 11:41, 18.03.2025, 11:31
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