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So kam es zum Seilbahnunglück am Lago Maggiore

Nach stundenlangen Verhören kam es im Zusammenhang mit dem Seilbahn-Unglück am Lago Maggiore zu drei Verhaftungen.

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    Beim Absturz einer Seilbahn-Kabine im italienischen Piemont sind am 23. Mai 2021 mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen. Zwei Kinder konnten schwerst verletzt geborgen und in ein Spital geflogen werden.
    Beim Absturz einer Seilbahn-Kabine im italienischen Piemont sind am 23. Mai 2021 mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen. Zwei Kinder konnten schwerst verletzt geborgen und in ein Spital geflogen werden.
    Handout / Vigili del Fuoco / AFP / picturedesk.com

    In der Nacht auf Mittwoch kam es im Zusammenhang mit dem Seilbahn-Unglück am Lago Maggiore zu drei Verhaftungen. Das Seilbahnsystem habe laut italienischen Medien offenbar einen umfassenden Service nötig gehabt. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtet, die drei Verhafteten hätten gestanden, dass die Bremsen absichtlich deaktiviert wurden.

    Wie konnte es zum Unglück kommen?

    Beim Unfall in Italien wurde offenbar das Bremssystem der Gondel von den Betreibern manipuliert. Laut Staatsanwaltschaft fixierten die Betreiber eine Metallgabel, welche die Notbremsen blockierte. Der Ausfall der Sicherheitsbremsanlage soll ihnen seit über einem Monat bewusst gewesen sein.

    Carabinieri Alberto Cicognani erklärt der "Bild": "Die Bremsanlage hatte schon seit eineinhalb Monaten Probleme. Die Kabine bremste manchmal zwischen den Pylonen, dann mussten die Leute manuell auf die Pylonen klettern und das System händisch auslösen. Wenn die rote Klammer drin war, aktiv war, dann war das Problem der Zwischenbremsung gelöst. Das war seit anderthalb Monaten bekannt."

    Wie ermittelt die Staatsanwaltschaft?

    Fotos der Anlage dienen der Staatsanwaltschaft als Beweismaterial. Auch wurden die Mitarbeiter in der Polizeikaserne in Stresa stundenlang verhört. "Insbesondere auf den Fotos des Systems haben wir gesehen, dass das Notbremssystem manipuliert zu sein schien, in dem Sinne, dass die Gabel, die die Bremsen blockierte, angebracht worden war", sagt die leitende Staatsanwältin Olimpia Bossi.

    Wer wurde verhaftet?

    In der Nacht auf Mittwoch kam es zu den Festnahmen. Das berichten italienische Medien unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Laut "La Stampa" handelt es sich um den Inhaber der Betreiberfirma Ferrovie del Mottarone, der die Anlage verwaltet, einen Ingenieur sowie um den Betriebschef. Sie seien um kurz vor vier Uhr nachts nach Verbania in Untersuchungshaft gebracht worden.

    Den Verhafteten wird fahrlässige Tötung und schwere Körperverletzung vorgeworfen. «Sie müssen in den nächsten 48 Stunden vom Richter angehört werden», bestätigte Alberto Cicognani, Kommandant der Carabinieri von Verbania, gegenüber "Bild".

    Laut Cicognani wurde eine Firma beauftragt, das Problem zu lösen, das wurde aber nicht getan. "Der Inhaber sagte, das Wetter ist schön, die Saison beginnt, wir machen dennoch auf. Es wird nicht so schlimm sein. Wenn die Klammer drin ist, haben wir das Problem ja nicht", sagt Kommandant Cicognani. "Der Besitzer sagte in der Vernehmung, er wusste von diesem Problem. Er hat das Problem wohl unterschätzt. Jetzt ist das passiert, was nicht passieren sollte."

    Wie viel Umsatz machte die Seilbahn?

    Die bei Touristen beliebte Gondel verbindet in 20 Minuten Stresa mit dem fast 1.500 Meter hohen Berg Mottarone. Wegen Wartungsarbeiten war die Seilbahn zwischen 2014 und 2016 geschlossen. Die Seilbahn soll laut "L’Economica" einen Umsatz von bis zu 1,8 Millionen Euro gemacht haben. Erst seit Samstag durfte sie im Zuge der Corona-Lockerungen wieder Touristen transportieren.

    Wie oft kommt es zu Unfällen mit Seilbahnen?

    "Grundsätzlich sind Unfälle mit Seilbahnen sehr selten", sagt Bruno Stoffel, Direktor vom Verband Seilbahnen Schweiz. "Das Risiko eines tödlichen Unfalls ist statistisch gesehen zehn Mal kleiner als im Auto oder im Zug und 50 Mal kleiner als im Flugzeug. Solche Unfälle sind zum Glück äußerst selten."

    Die Schweizer Seilbahnen werden regelmässig nach Europäischer Norm gewartet und kontrolliert. Laut dem Bundesamt für Statistik gab es 2019 fünf Personenunfälle mit Luftseilbahnen. Eine Person wurde tödlich verletzt.

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