Ukraine

"So gut wie besiegt!"Putin kann niemanden mehr täuschen

Mit der Einweihung einer Hyperschallrakete will Putin vom Massaker von Makijiwka ablenken, bei dem zahlreiche russische Soldaten getötet wurden.

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Der russische Präsident Wladimir Putin.
Der russische Präsident Wladimir Putin.
REUTERS

Beim ukrainischen Angriff auf eine Unterkunft im russisch besetzten Makijiwka sind 89 russische Soldaten gestorben. Das bestätigte das Verteidigungsministerium in Moskau am Dienstagabend. Schon zuvor hatte ein Sprecher 63 Tote eingeräumt – das Dreifache der höchsten bisher eingestandenen Verluste in einer einzelnen Attacke in diesem Krieg.

Andere, unbestätigte Berichte nennen Opferzahlen in den Hunderten. In dem Gebäude hatten sich frisch einberufene russische Reservisten versammelt, um Neujahr zu feiern.

Datenverkehr und Munition

Das ukrainische Militär sei wegen der hohen Aktivität von Datenverkehr mit Mobiltelefonen auf den Standort aufmerksam geworden, erklärte der russische Generalleutnant Sergej Sewrjukow. Gleichzeitig war nahe der Truppenunterkunft auch Munition gelagert worden, was weitere Explosionen auslöste.

Das Verteidigungsministerium will die verantwortlichen Militärs vor Gericht stellen – auch das ist ein ungewöhnliches Eingeständnis dafür, dass etwas falsch gelaufen ist.

"Dummheit des Feindes"

Auch in der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte über folgenreiche Fehler von russischen Kommandeuren in diesem Krieg. Die ukrainische Führung hat wiederholt schon von der "Dummheit des Feindes" gesprochen, die es leicht mache, Erfolge zu erzielen.

Im russischen Staatsfernsehen ist der Angriff in Makijiwka kein Thema. Doch bei vKontakte, der russischen Version von Facebook, kocht es. Gruppen von wütenden Angehörigen von Soldaten organisieren sich und fordern Informationen.

Kritik an Wladimir Putin oder am Krieg im Allgemeinen wird allerdings kaum laut.

Abgeschirmter Putin

Der Kreml achtet seit Kriegsbeginn penibel darauf, den russischen Präsidenten nicht mit schlechten Nachrichten von der Front in Verbindung zu bringen. Als Russland im November den Rückzug aus Cherson verkündete, besuchte Putin eine neurologische Einrichtung, ohne sich zu äußern.

Auch zu der opferreichen Neujahrsnacht von Makijiwka sagte er bislang nichts. Stattdessen stellte der 70-Jährige am Mittwoch in einer im TV übertragenen Zeremonie die "Zirkon"-Hyperschallraketen auf der Fregatte "Admiral Gorschkow" in Dienst.

Ablenkungsmanöver mit Hyperschallrakete?

Dass er die Hyperschallrakete Anfang 2023 in Dienst nehmen wolle, hatte Putin letzten März zwar angekündigt. Dass er dies gerade nach Makijiwka tut, überrascht Beobachter nicht. Nach mehr als zehn Monaten seit Ausbruch der Kampfhandlungen, die eigentlich als begrenzte Operation vorgesehen waren, wird Putin von einer zunehmenden Anzahl der Russen nicht mehr als der starke Kriegsherr wahrgenommen, als der er sich präsentieren will.

Die "Zirkon"-Hyperschallraketen seien ein Ablenkungsmanöver, meint auch der bekannte britische Waffenexperte Hamish de Bretton-Gordon. "Putin klammert sich an einen Strohhalm. Doch ein paar Raketen, egal, wie schnell sie fliegen, werden ihm in der Ukraine nicht viel helfen", sagt er zu 20 Minuten. "Wir wissen, dass Putin die Präzisionslenkraketen ausgehen und er sogar Atomraketen in konventionelle Raketen umwandelt."

Das sei ein Zeichen der Verzweiflung, erkennbar auch für das russische Publikum, die Nato und die Ukraine. "Das russische Militär ist so gut wie besiegt, und wenn Putin den Kriegsverlauf nicht bald ändern kann, ist er am Ende", so der Ex-Militär- und Waffenexperte von der Cambridge University. "Alles in allem ist es ein Bluff und Getöse, das niemanden mehr täuschen oder erschrecken sollte."

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