"Porno-Milliardär"
Skurriler Wahlkampf in Ungarn mit "Milliarden-Bus"
Ein als "Porno-Milliardär" bekannter Unternehmer versucht mit einem Bus voller Geld Wähler anzulocken. Kritiker sehen darin ein Ablenkungsmanöver.
György Gattyán ist in Ungarn als "Porno-Milliardär" bekannt, da er mit Livecam-Webseiten zum sechstreichsten Mann des Landes aufgestiegen ist. 2022 gründete er plötzlich seine eigene Partei, die "Lösungspartei" (ungarisch: Megoldás Mozgalom, MEMO). Bei den ungarischen Parlamentswahlen 2022 trat die Partei zum ersten Mal an, verfehlte aber mit 1,04 Prozent der Stimmen klar den Einzug ins Parlament. Durch die Teilnahme an den Wahlen erhält die Partei laut der ungarischen Nachrichtenseite telex.hu 50-60 Millionen Forint (128.000 bis 153.000 Euro) jährlich an Parteiförderung bis 2026.
Geld zum "berühren, fühlen und riechen"
Jetzt tritt die Partei erneut zu den ungarischen Kommunalwahlen, die zeitgleich mit den Wahlen fürs Europaparlament im Juni stattfinden, an. Für Aufmerksamkeit sorgt dabei der "Milliarden-Bus", in dem angeblich eine Milliarde ungarische Forint in Bar (umgerechnet rund 2,56 Millionen Euro) durchs Land gekarrt wird – schwer bewacht, aber für alle Bürgerinnen und Bürger frei zugänglich. In Werbe-Clips in den sozialen Medien rufen Kandidaten dazu auf, den Bus zu besuchen und das Geld zu "berühren, fühlen und riechen".
Der Wahlkampf als Glücksspiel
Aber es geht noch weiter: Alle Bürger, die sich auf der Webseite der Partei registrieren und ein Posting veröffentlichen, wofür sie die Milliarde in ihrer Gemeinde verwenden würden, nehmen automatisch an einer wöchentlichen Tombola über eine Million Forint (2.500 Euro) teil, berichtet die regierungskritische Online-Zeitung 444.hu. An den Wahlkampfschauplätzen in Ungarns Städten werden stets ein Glücksrad und eine Mystery-Box aufgebaut.
Das Versprechen dahinter: Das Geld soll auf alle Gemeinden aufgeteilt werden, in denen seine Partei den Bürgermeister steht. Eine Win-Win-Situation – für die Partei, die im unwahrscheinlichen Falle eines Wahlsieges über prall gefüllte Gemeindekassen verfügen könnte.
Hilft er letztendlich nur Orbán?
So oder so sehen Kritiker hinter diesem plumpen Köderungsversuch von Wählerstimmen mit einem Riesenhaufen Geld ohnehin nur ein Ablenkungsmanöver im Interesse von Premierminister Viktor Orbán. Die "Lösungspartei" sei nur gegründet worden, um die Wählerstimmen der Opposition noch weiter aufzusplittern.
Ein Indiz dafür sei, so die Kritik der anderen Oppositionsparteien, dass die Justiz im März 2020 ein Gebäude von Gattyán in Budapest im Wert von fast 40 Millionen Euro beschlagnahmt habe. Am 7. Dezember 2021, kurz bevor Gattyán seinen Einstieg in die Politik bekannt gab, wurde die Beschlagnahmung aufgehoben. Gattyán bestreitet vehement, mit Orbán oder seiner Fidesz-Partei irgendwelche Absprachen getroffen zu haben.