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Ski, Hochzeit, Hunde – So ist Putins Österreich-Connect
Vor über einer Woche überfiel Russland unter Kriegstreiber Wladimir Putin die Ukraine. Der Kreml-Chef pflegt hierzulande enge Freundschaften.
Seit den 80ern gastiert Wladimir Putin regelmäßig in Österreich. Seinerzeit waren diese Besuche unschuldiger Natur, der damalige KGB-Agent für die DDR ging in den Alpen seiner Leidenschaft, dem Skifahren, nach. Über die Jahre knüpfte sich Putin bei uns ein Netzwerk an hochrangigen Politikern und Managern. So entwickelte sich eine Freundschaft zwischen Österreich und dem russischen Präsidenten, die sich vor allem für ihn und seine Günstlinge als profitabel erwies. Im Jahr 2014 beispielsweise, bei der Annexion der Krim, sprachen sich zahlreiche österreichische Politiker gegenüber der EU gegen Sanktionen aus – ein Ergebnis der jahrelangen Kontaktpflege.
Unbekannter Michael Septer guter Bekannter von Putin
Den Österreicher Michael Seper lernte Wladimir Putin bereits in den frühen 90ern kennen – da war Putin noch eine kleine Nummer. Seper arbeitete für einen österreichischen Baukonzern an einem Projekt in St. Petersburg. Als Vizebürgermeister war Putin dort für das Baurecht zuständig. Neben Karl Schranz, Margit Löffler und Ex-Magna-Top-Manager Siegfried Wolf ist Michael Seper der älteste und wohl engste österreichische Freund Putins.
Karl Schranz verbindet eine enge Freundschaft mit Putin. Bei der Ski-WM in St. Anton 2001 lernten sie sich kennen, fuhren mit dem damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zusammen den Hang hinunter. Dem "Kurier" erzählte die Ski-Legende vor Jahren: "Damals in St. Anton hat Putin viele Menschen kennengelernt, und einer ist übrig geblieben – das war ich". Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi fielen sich Putin und Schranz in die Arme. Schranz behauptet, einer der wenigen zu sein, die dem russischen Herrscher etwas sagen könnten.
Am Samstag meldete sich Schranz per Aussendung erstmals zum russischen Einmarsch in der Ukraine zu Wort. "Ich verurteile den Einmarsch der Russen auf das Schärfste!", heißt es darin. Die ganze Geschichte findest du hier.
Freundschaft zu den Klestils
Unter österreichs Putin-Freunden findet sich auch eine Frau. Margot Klestil-Löffler, die zweite Frau des ehemaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil. Im Jahr 2004 beschenkte Putin sie mit zwei Labradorwelpen, Olga und Orchi. Als Thomas Klestil kurz darauf starb, erschien Putin zum Begräbnis in Wien.
Ex-Magna-Top-Manager Siegfried Wolf steht nicht nur bei Frank Stronach hoch im Kurs. Auch Putin vertraut dem 64-Jährigen. So sehr, dass er Wolf im Jahr 2016 den "Orden der Freundschaft" verlieh. Die staatliche Auszeichnung Russlands wird als Nachfolger des sowjetischen Ordens der Völkerfreundschaft angesehen.
Ex-WKO-Präsident: Putin "genialer" Stratege
Auch Ex-Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl (ÖVP) zählt zu den großen Fans des Langzeitpräsidenten. In einem Interview mit ATV meinte Leitl am Tag vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine, dass Putin ein "genialer politischer Schachspieler" sei. Zusätzliche Sanktionen seien nicht der richtige Weg, um Russland zum Einlenken zu bewegen. Viel mehr müsse man das "russische Sicherheitsbedürfnis" befriedigen, um den Frieden in Europa zu sichern.
Mehr zur Beziehung zwischen Putin und Leitl: Putin nennt WKO-Präsident Leitl Diktator
Die Rolle Europas sei in dem Konflikt "eine armselige", man werde nur als Anhängsel der NATO betrachtet. "Damit sind wir der Feind von Russland", warnt der Politiker, denn Russland könne man nicht drohen. Alles was Putin wolle, sei Respekt und Sicherheit. Der russische Präsident sei außerdem ein Mann mit Handschlagqualität.
Knicks vor Russland bei Hochzeitstanz
Das wohl aktuellste Beispiel der österreichisch-russischen Freundschaft ist Karin Kneissl, ehemalige Außenministerin, die auf FPÖ-Ticket in der türkis-blauen Regierung saß. Sie lud Russlands mächtigsten Mann 2018 in die Steiermark zu ihrer Hochzeit ein. Taktiker Putin ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und erschien. Die Bilder von Kneissls Knicks vor dem skrupellosen Machtpolitiker gingen um die Welt.
Selbst nach dem Einmarsch Putins in die Ukraine hatte sich Kneissl nicht vom Kreml distanziert. Zur Anerkennung der separatistischen Gebiete im Donbass vonseiten Russlands meinte das jetzige Aufsichtsratsmitglied des russischen Ölkonzerns Rosneft im Interview mit Russia Today, dass das ein ganz normaler Vorgang sei, wenn sich neue Staaten bilden.