Superstar Bale lässt ÖFB-Traum von der WM platzen

1:2! Österreich verliert am Donnerstagabend den Showdown gegen Wales im WM-Play-off. Vor 33.000 Zuschauern, 800 mitgereisten ÖFB-Fans, müssen sich Teamchef Franco Foda und seine Stars gegen die Briten im ersten von zwei möglichen K.o.-Spielen um die WM-Teilnahme in Katar geschlagen geben.

Matchwinner ist Garath Bale mit zwei Traumtoren! Der Teamkollege von ÖFB-Kapitän David Alaba kommt beim gemeinsamen Klub Real Madrid kaum mehr zum Zug. Gegen Österreich stellt der vierfache Champions-League-Sieger seine Klasse in Entscheidungsspielen einmal mehr unter Beweis. Wales trifft im Juni auf den Sieger der Partie Ukraine gegen Schottland.

Nach der desaströsen WM-Qualifikation von Österreich ist also auch die letzte Chance auf ein Ticket für die Endrunde dahin. Für Foda, dessen Team in Cardiff weitgehend ideen- und zahnlos agiert, wird es wohl eng. Sein Vertrag läuft mit Monatsende aus. Eine Verlängerung scheint unwahrscheinlich.

Baumgartner vergibt Topchance

Das Spiel beginnt vielversprechend. In der Wales-Abwehr stimmt die Zuordnung überhaupt nicht. Marcel Sabitzer erkennt die Lücke, schickt Christoph Baumgartner durch die Mitte in die Tiefe. Der Hoffenheim-Legionär läuft in der vierten Minute allein auf Keeper Wayne Hennessey zu. Baumgartner will den Ball mit rechts in den Winkel zirkeln, trifft nur die Stange.

Es soll aber die letzte Chance der ersten Hälfte bleiben.

Bale-Traumtor schockt Österreich

Österreich will keine Konter riskieren, attackiert zögerlich. Wales übernimmt nach und nach die Kontrolle. In der 25. Minute folgt der große Schock. David Alaba lässt Gegenspieler Harry Wilson in die Mitte ziehen. Vor dem Strafraum stellt sich Baumgartner ungeschickt in den Weg.

Den anschließenden Freistoß versenkt Superstar Gareth Bale aus gut 20 Metern im Kreuzeck – 1:0 (25.). Goalie Heinz Lindner trifft dabei wohl keine Schuld.

Im Gegenteil. Der Basel-Schlussmann rettet sein Team vor der Pause vor einem weiteren Gegentor, pariert gegen Aaron Ramsey aus kurzer Distanz stark.

Stark ist auch der Beginn der Österreicher nach dem Seitenwechsel. Teamchef Franco Foda schickt seine Truppe unverändert aufs Feld. Diese beginnt druckvoll, taucht in den Anfangsminuten gleich mehrfach in Person von Marko Arnautovic gefährlich im und rund um den Freistoß auf. Der frische Schwung hält nicht lange.

Bale-Doppelpack

Das ÖFB-Team fängt sich einen Konter ein, verteidigt die folgende Ecke schwach. Bale, der bei seinem Klub Real Madrid kaum noch Spielzeit bekommt, beweist ein weiteres Mal seine Qualität. Im 101. Länderspiel erzielt er seinen 38. Treffer, knallt das Leder erneut wuchtig zum 2:0 in die Maschen (51.).

Sabitzer verkürzt

Österreich schafft es kaum, druckvoll nach vorne zu spielen, verliert die Bälle in der Vorwärtsbewegung zu schnell und ist dadurch anfällig für Konter. Als wenig auf eine heimische Aufholjagd hindeutet, lässt Sabitzer Rot-Weiß-Rot wieder von der WM träumen – unter kräftiger Mitwirkung eines Gegenspielers.

Der Bayern-Legionär schießt aus der Ferne, Tottenham-Verteidiger Ben Davies hält den Fuß hin, fälscht den Ball unhaltbar für den eigenen Keeper ab – nur noch 1:2 (65.).

Nur wenige Minuten später ist es wieder Lindner, der mit einer Glanzparade gegen Leeds-Profi Daniel James die Chancen auf die WM-Endrunde intakt hält.

James läuft in der 71. Minute sogar völlig allein aufs österreichische Tor. Der ehemalige Manchester-United-Kicker hat Probleme, den Ball zu kontrollieren, wird von Salzburgs Felix Seiwald eingeholt, der mit einer Grätsche in höchster Not klärt.

Auch in weiterer Folge kommt Lindner kaum zur Ruhe. Bale holt mit einem technischen Gustostückerl einen weiteren Freistoß aus aussichtsreicher Position heraus. Dieses Mal trifft er die Mauer. Aber: Elferalarm! Sabitzer bekommt den Ball an den rechten Oberarm. Das polnische Schiedsrichterteam und der Videoassistent lassen weiterlaufen. Eine knifflige Szene.

Foda geht vor der Schlussviertelstunde „all in“. Nach Sasa Kalajdzic wechselt er mit Andreas Weimann und Valentino Lazaro zwei weitere Offensivkräfte ein. Weder die "Joker" noch Arnautovic und Co. können für genügend Gefahr sorgen, um den Ausgleich zu erzwingen. 

Die WM 2022 findet ohne Österreich statt! Das ÖFB-Team konnte seit 1959 kein K.o.-Spiel mehr gewinnen. Diese Serie geht weiter. Wales bleibt auch im 17. Heimspiel in Folge ungeschlagen, kann zum ersten Mal seit 1958 wieder an der WM teilnehmen. 

Das sagt Teamchef Franco Foda

"Schwierig, direkt nach Spiel Analyse betreiben. Wir sind alle enttäuscht."

"Wir haben gut angefangen, gewusst, dass der Gegner Druck ausübt. Haben uns aus Pressingsituationen gut befreit. klar, das 1:0 wäre gut gewesen. Wir haben uns dann bis 35. mit zu langsamem Aufbau das Leben selbst schwer gemacht."

"Auch direkt nach der Halbzeit waren wir gut im Spiel, bekommen dann leider 0:2. Die Mannschaft hat gut gekämpft."

"Wir haben zu langsam gespielt. Dadurch war es einfach für Wales, uns unter Druck zu setzen. Wir wollten mit hochstehenden Außenverteidigern spielen. Einen Verteidiger aus der Kette locken, das haben wir nicht getan."

"Fehler passieren immer. Wir hatten zu einfache Ballverluste."

"Das war in der zweiten Halbzeit besser, weil wir schneller die Stürmer angespielt haben. Wir sind alle enttäuscht."

"Ich gehe davon aus (beim Testspiel am 29. März noch im Amt). Mein Vertrag läuft noch bis 31. März. Alles andere spielt jetzt direkt nach Spiel keine große Rolle."

"Klar war Die WM-Quali nicht so, wie wir uns das alle vorgestellt haben. Wir hatten viele Probleme. Corona, verletzte Spieler. Trotzdem haben wir zu wenig performt, zu wenige Punkte geholt. Wir hätten es noch erreichen können. Es wäre auch heute möglich gewesen. Aber es ist einfach so. Alle Spiele waren sehr eng. Details entscheiden. Leider haben wir bei den Standards nicht aufgepasst."

"Ich hatte eigentlich persönlich ein gutes Gefühl. Die Mannschaft war sehr fokussiert im Training. Erste Halbzeit haben wir nicht alles abgerufen. zu einfache Fehler. Zweite Halbzeit wars dann besser. auf diesem Niveau musst du dann halt so eine Chance nützen. aber kein Vorwurf an Baumi, er hat es eh super gemacht."

ÖFB-Boss Gerhard Milletich: "Ob mit Foda oder ohne – niemanden ausschließen"

… über das Gespäch mit Franco Foda nach dem Abpfiff: "Wir haben das Spiel analysiert. Die Enttäuschung ist sehr groß."

... ob Foda beim Testspiel am Dienstag noch im Amt ist? "Selbstverständlich. Es ist abgestimmt, er wird sicher dabei sein am Dienstag."

… wer wird Teamchef? "Man muss jetzt schon das ganze analysieren, drüber schlafen. Wir werden uns am Wochenende mit dem Sportdirektor unterhalten."

"Wir müssen eine Lösung finden. Ob das mit Franco Foda ist oder ohne, ich möchte da jetzt niemanden ausschließen."

"Eine Entscheidung wird sicher erst kommende Woche fallen."

"Sicher wird der Sportdirektor einige Gespräche geführt haben. Aber dazu kann ich nichts sagen."

Sportdirektor Peter Schöttel: "Alles hinterfragen"

"Aktuell haben wir immer noch Teamchef Franco Foda. Aus journalistischer Sicht ist diskutieren okay. Wir müssen einmal die Niederlage verloren. Es ist von einigen der Traum geplatzt."

"Natürlich wird man in den nächsten Tagen Gespräche führen, alles hinterfragen. Unterm Strich bleibt leider, dass wir es nicht geschafft haben."

"Wir haben einen Kader, der schon schwierig zu führen. Wir haben die Red-Bull-Ecke, die sehr gefordert wird. Dann den anderen Teil, der sehr übers Spielerische kommen will. Das immer unter einen Hut zu bekommen, ist nicht immer leicht."

Die Aufstellungen und Daten zum Spiel findet ihr hier im Überblick: