Mit Fox News an der Front
Selenski gibt TV-Interview in Schussweite der Russen
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski nahm "Fox News"-Moderator Bret Baier mit an die Front, um unter Artillie-Donner ein Interview zu geben.
Tucker Carlson brachte Wladimir Putins Propaganda in Millionen US-Haushalte, jetzt sorgt sein früherer Arbeitgeber Fox News mit einem Interview mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski für das krasse Kontrastprogramm.
Erst vor wenigen Tagen hatten die russischen Invasionstruppen nach vier Monaten blutiger Sturmangriffe die ostukrainische Stadt Awdijiwka eingenommen. Vor diesem Hintergrund rief Selenski im "Special Report" die westlichen Verbündeten erneut zu schnellerer Hilfe auf.
"Sonst haben wir keine Chance", sagt er in Auszügen des Interviews, das anlässlich des baldigen zweiten Jahrestages des Kriegsbeginn am Donnerstag ausgestrahlt werden soll.
Aufgenommen wurde es laut Fox-News-Moderator Bret Baier weniger als zwei Kilometer hinter der Frontlinie im Bereich Kupjansk, Oblast Charkiw – es ist demnach das erste Mal, dass Selenski ein solches TV-Interview direkt aus dem Kampfgebiet gibt.
Die Unzufriedenheit über die Blockade des nächsten großen Hilfspaketes durch die Republikaner im Kongress stand ihm ins Gesicht geschrieben: "Wir müssen schneller handeln. Das heißt, wir müssen die ganze Bürokratie loswerden", konstatierte er, ohne direkt die USA anzusprechen.
Selenski hoffe, mit der Unterstützung amerikanischer Waffen, die russischen Truppen zurückzuschlagen, um mit einer "starken Hand" an den Verhandlungstisch zu treten.
Gleichzeitig gab der Präsident aber zu, dass es nicht einfach sein dürfte, eine Alternative zu finden, sollten die amerikanische Militärhilfe versiegen. "Wir müssen überleben. Wir müssen parallele Schritte machen, aber Sie müssen verstehen, dass diese Hilfe überlebenswichtig ist... Ohne sie werden mehr und mehr heroische Männer in den Spitälern landen. Denn wenn man keinen echten Abwehrschild oder mächtige Artillerie hast... klar, dass Menschen sterben werden."
Ein Teil der ukrainischen Hoffnung liegt deshalb auch auf der Europäischen Union. Doch die Staaten stolpert selbst bei der Produktion von Munition hinterher. Sie würden "mit angezogener Handbremse agieren", kritisiert der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei (EVP) im EU-Parlament, Manfred Weber. Er will nun die entsprechenden Rüstungskapazitäten bündeln und zur Gänze der Ukraine zukommen lassen.