Oberösterreich

"Seelisch belastet" – Beschäftigte im Handel ächzen

Die Belastung steigt: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Handel kommen immer mehr unter Druck, schlägt die Arbeiterkammer jetzt Alarm.

Tobias Prietzel
Der Druck auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wächst.
Der Druck auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wächst.
Getty Images/iStockphoto

Die Adventzeit ist gerade für eine Berufsgruppe traditionell alles andere als besinnlich. Aktuell würden die Handelsangestellten aber noch mehr als sonst ächzen, so die AK Oberösterreich.

Sie kritisiert: In der Pandemie seien die Beschäftigten "beklatscht und danach wieder vergessen" worden. Schon in den vergangenen Jahren hätten sich die Arbeitsbedingungen verschlechtert.

Die Auswertung des aktuellen Arbeitsklima Index zeichnet ein düsteres Bild: Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter im Handel (56 Prozent) kommt demnach mit dem Einkommen nur knapp aus. Für 13 Prozent reicht das Gehalt gar nicht aus.

Ein weiteres Ergebnis: Knapp jeder Dritte (30 Prozent) rechnet damit, dass er nicht von seiner Pension leben kann.

Die AK macht zudem auf die gesunkene Arbeitszufriedenheit aufmerksam: Sie ist von 2013 bis 2022 um sechs Indexpunkte zurückgegangen. Dazu verringerte sich die Lebenszufriedenheit um fünf Indexpunkte. Der Optimismus und die Zufriedenheit mit dem Image des jeweiligen Betriebs wiederum sind um acht bzw. sieben Punkte gesunken.

Viele Frauen, fast die Hälfte in Teilzeit
In Österreich sind rund 300.000 Personen im Handel beschäftigt. Knapp 75 Prozent davon sind Frauen.
Der Großteil arbeitet als Fachverkäuferinnen, Regalbetreuerinnen oder Kassiererinnen.
Jeweils etwas mehr als ein Viertel der Beschäftigten ist unter 30 oder über 50 Jahre alt.
Ebenfalls rund ein Viertel hat keine österreichische Staatsbürgerschaft.
Die durchschnittliche Wochen-Arbeitszeit im Handel beträgt 33 Stunden. 43 Prozent sind in Teilzeit, ein Viertel arbeitet maximal 25 Stunden wöchentlich. 

Bei den Arbeitsbelastungen gab es in den vergangenen Jahren laut AK starke Zuwächse. Die Details:

1
Tuscheln, üble Nachrede

45 Prozent der Befragten berichten, dass über sie bereits Gerüchte verbreitet wurden oder getuschelt wurde.

2
Anspielungen

Über ein Drittel (35 Prozent) war nach eigener Aussage mit unangenehmen Anspielungen konfrontiert.

3
Wenig Lohn

Ebenfalls mehr als jeder Dritte (34 Prozent) erklärt, dass er oder sie verglichen mit anderen trotz gleicher Position und Arbeit schlechter bezahlt wird.

4
Hoher Druck

32 Prozent fühlen sich ständigem Arbeitsdruck ausgesetzt. Beim Zeitdruck sind es 30 Prozent.

5
Belastende Kontakte

Mehr als jeder Vierte (26 Prozent) berichtet von dauerndem Kundenkontakt.

Die AK berichtet zudem von einer zunehmenden "körperlichen und seelischen Belastung": Der psychische Stress der Arbeitnehmer hat laut Index seit 2013 um 16 Punkte zugenommen, der physische um 13 Punkte.

Auch Corona spielt in den Köpfen der Mitarbeiter noch eine große Rolle: Ein Viertel fühlt sich im Betrieb nicht ausreichend vor einer Ansteckung geschützt – um zehn Prozentpunkte mehr als zu Beginn der Pandemie.

Hartes Ringen um Handels-KV

Es wurde bis zuletzt hart gerungen: Nach Streik-Drohungen haben sich Arbeitgeber und Gewerkschafter dieser Tage in den KV-Verhandlungen doch noch geeinigt. Das Ergebnis: Die Gehälter steigen um sieben Prozent.

1/66
Gehe zur Galerie
    <strong>23.12.2024: Vierfacher Vater vor Weihnachten eiskalt gekündigt.</strong> Ein 37-jähriger Wiener steht kurz vor den Feiertagen vor dem Nichts. <a data-li-document-ref="120079751" href="https://www.heute.at/s/vierfacher-vater-vor-weihnachten-eiskalt-gekuendigt-120079751">Sein Chef hat ihn nämlich per E-Mail über seine Kündigung in Kenntnis gesetzt &gt;&gt;&gt;</a>
    23.12.2024: Vierfacher Vater vor Weihnachten eiskalt gekündigt. Ein 37-jähriger Wiener steht kurz vor den Feiertagen vor dem Nichts. Sein Chef hat ihn nämlich per E-Mail über seine Kündigung in Kenntnis gesetzt >>>
    Karl Schöndorfer / picturedesk.com
    An der Unterhaltung teilnehmen