Science
Neues entdecktes Gift - eine Gefahr für den Menschen?
Ein bislang unbekanntes Gift ließ Weißkopfseeadler in den USA tot vom Himmel fallen. Ob der Mensch gefährdet ist, ist noch ungeklärt.
Aus bisher ungeklärter Ursache fielen Mitte der 90er-Jahre in den USA Kopfsteinadler tot vom Himmel. Doch nicht nur das. Bei der Untersuchung der Kadaver stellte sich heraus, dass die Adler keine intakten Myelinscheiden (Umhüllung der Nervenfortsätze) mehr besaßen und damit offensichtlich nicht mehr in der Lage gewesen waren, sich koordiniert zu bewegen.
Des Rätsels Lösung wurde nun 10 Jahre später gefunden und in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht: Forscher identifizierten einen Zusammenhang mit der Grundnessel (Hydrilla verticillata). Eine Wasserpflanze, die ursprünglich nur in Eurasien und Afrika beheimatet war, mittlerweile aber auch in küstennahen Regionen der USA vorkommt. Die Besiedlung von Wasserläufen durch eine invasive, eingeschleppte Pflanze bot den Nährboden für das Wachstum eines bisher nicht identifizierten Cyanobakteriums. Cyanobakterien sind dafür bekannt, starke Toxine zu produzieren. Dies könnte besonders in Kombination mit dem vermehrten Einsatz von Herbiziden zur Eindämmung der Grundnesseln in Zusammenhang stehen. Denn Cyanobakterien in Kombination mit Bromid, das typischerweise durch den Menschen verursacht wird, führte zur Produktion eines Nervengiftes, das sowohl die pflanzenfressenden Beutetiere des Weißkopfseeadlers tötet als auch sich bioakkumuliert und damit auch den Weißkopfseeadler tötet.
"Adlermörder, der auf Hydrilla wächst"
Forscher tauften das Cyanobakterium auf den Namen aetokthonos hydrillicola - "Adlermörder, der auf Hydrilla wächst". Aetokthonos hydrillicola verursachte bei den Seeadlern eine vakuoläre Myelinopathie. Dies ist eine neurologische Erkrankung, die durch eine Durchlöcherung der weißen Hirnsubstanz gekennzeichnet ist. Sie wurde erstmals 1994 bei Weißkopfseeadlern diagnostiziert und hat sich seitdem im gesamten Südosten der Vereinigten Staaten ausgebreitet. Neben Vogelarten wie Wasservögeln und Raubvögeln wurden auch Amphibien, Reptilien und Fische von VM befallen.
Wirkung auf Menschen noch unklar
Es ist noch offen, ob zum Beispiel auch Säugetiere in Gefahr sind oder gar der Mensch. Die Forscher empfehlen jedoch, insbesondere den Einsatz von bromidhaltigen Chemikalien zu vermeiden. Denn durch Nahrungsnetze könnte das Gift auch Säugetiere gefährden. Die Öffentlichkeit sollte verstärkt für dieses Thema sensibilisiert werden, um sowohl Wildtiere als auch die menschliche Gesundheit zu schützen.