Wien
Schock-Plakat am Stephansdom gegen Gewalt an Frauen
Am Stephansdom hängt nun ein großes Bild eines blutüberströmten Mädchengesichts. Künstler Gottfried Helnwein zeigt so Solidarität mit Frauen im Iran.
Unter dem Bild mit dem Mädchengesicht, über das Blut strömt, steht "My Sister", meine Schwester. Der Künstler Gottfried Helnwein (74) verwies gegenüber dem "Kurier" auf die Proteste im Iran: "Ich finde, wir sind verpflichtet, uns an die Seite dieser Frauen und Mädchen zu stellen.“ Dass das Bild ausgerechnet an einem Gotteshaus prangt, ist überdies kein Zufall.
Bis 9. Jänner ist das Werk am Dom-Gerüst zu sehen
Erfahre der Künstler von Gewalt an Frauen und Mädchen, beispielsweise aktuell in Ländern wie Afghanistan oder dem Iran, dann fühle er das: "Wenn eine Frau oder ein Mädchen gefoltert und getötet wird, dann ist es für mich, als wäre es meine eigene Schwester oder Tochter, der das angetan wird“, so Helnwein.
Der 74-Jährige sieht sich zudem in der "alten Tradition, wo sich der Künstler als Chronist verpflichtet fühlt, Dinge sichtbar zu machen, die die Menschen lieber verdrängen und unsichtbar lassen würden.“, so sagte er dem Kurier.
Jesuszitat aktueller denn je
Auch der Pfarrer der Domkirche hat einen Standpunkt zu der Arbeit. Das Bild sei nicht nur "Hingucker und Eyecatcher“, so Toni Faber gegenüber APA (Austria Presse Agentur). Unter dem Kunstwerk am Südturm des Doms stehe auch das bekannte Jesuszitat aus dem Matthäusevangelium: "Was ihr für meine geringsten Schwestern und Brüder getan habt, habt ihr mir getan.“
Faber meinte gegenüber Kathpress, er sei betroffen von der "schrecklichen Bilanz", dass in Österreich heuer bereits 29 Femizide verübt wurden und 20 Prozent aller Frauen irgendwann einmal von Gewalt betroffen seien. Faber stellte die Frage, ob dieser Missstand "überhaupt ein adventliches Thema" sei. Seine Antwort: "Ja, weil es in den Texten und Bräuchen des Advents nicht nur um weihrauchschwangere Seligkeit geht, sondern um handfeste Umkehr und Abkehr von Fehlentwicklungen wie Gewaltakten."
Mit dem Bild verschwindet auch das Baugerüst
Das "großflächige Statement am Stephansdom" entwickelte Helnwein in Zusammenarbeit mit dem Verein "Unser Stephansdom", Dombaumeister Wolfgang Zehetner und Dompfarrer Toni Faber, teilte letzterer der Nachrichtenagentur Kathpress mit.
Laut Kathpress soll das Bild bis 9. Jänner 2023 am Gerüst des Kirchturms zu sehen sein. Unmittelbar nach der Entfernung des Plakats beginnt auch der Abbau des Gerüstes des Hochturms; die Restaurierungsarbeiten in diesem Bereich sind laut dem Dompfarrer nach mehreren Jahren abgeschlossen.