Science
Schwellenwert für bessere Borreliose-Diagnose ermittelt
Zusammen mit Neurologie-Abteilungen in NÖ wurde der Schwellenwert eines Proteins definiert, das bei der Erkrankung in der Gehirnflüssigkeit vorkommt.
Zecken sind ganz schön lästige Tierchen. Ihre Bisse allein sind schon unangenehm genug, doch dabei können auch gefährliche Krankheiten wie die Frühsommer Meningoenzephalitis (FSME) oder Borreliose übertragen werden. Durch den Klimawandel verbreiten sich die Insekten immer stärker und auch neue Arten, wie die tropische Zecke "Hyalomma marginatum", fühlen sich mittlerweile in Mitteleuropa zu Hause. Während es für die FSME schon lange eine wirksame Schutzimpfung gibt, lässt die Impfung gegen Borreliose noch auf sich warten.
Borreliose wird durch Infektionen mit dem Bakterium "Borellia burgdoferi" verursacht. Als Hauptüberträger gelten Zeckenbisse. In etwa 15 Prozent der Fälle breitet sich die Infektion auf das Nervensystem aus und verursacht eine sogenannte Neuroborreliose. Diese äußert sich durch Symptome wie Kopfschmerzen und Schwindel, bis hin zu Lähmungen im Gesicht und Epilepsie.
Krankheiten, die Zecken übertragen
Eine Diagnose ist schwierig und umfasst verschiedene Methoden. Zu diesen gehören die Identifikation neurologischer Auffälligkeiten, die Messung der Vermehrung weißer Blutkörperchen in der Hirnflüssigkeit (CSF) sowie der Nachweis von spezifischen Antikörpern in der CSF.
Die Lyme-Borreliose ist eine Infektion, die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi verursacht wird und durch infizierte Zecken auf den Menschen übertragen wird. Ein roter, ringförmiger Ausschlag gilt als sicheres Symptom der Borreliose. Jedoch kann es mitunter Wochen dauern, bis dieser auftritt. Andere unspezifische Symptome, wie Müdigkeit, Fieber, Kopfschmerzen, leichte Nackensteifheit, Muskel- und Gelenkschmerzen, werden häufig übersehen oder falsch interpretiert.
Die Infektion wird mit Antibiotika behandelt. Bleibt sie unbehandelt, kann sie sich ausbreiten und schwerwiegendere chronische Komplikationen verursachen, die die Gelenke (Arthritis), das Herz (Karditis) oder das Nervensystem betreffen.
Schwellwert definiert
Eine Studie der Kremser Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften gemeinsam mit allen Neurologie-Abteilungen Niederösterreichs definiert nun den Schwellwert eines kleinen Proteins – genannt CXCL13 –, das bei Borreliose gehäuft in der Flüssigkeit des Gehirns und der Rückenmarks vorkommt. Durch diesen Schwellwert soll die Diagnose einer Neuroborreliose verbessert werden.
"Unsere Messungen der Konzentration von CXCL13 in der CSF ergab einen deutlichen Unterschied zwischen Neuroborreliose-Betroffenen und Personen, bei denen diese Infektion klinisch nicht nachweisbar war", führt Christoph Waiß von der Klinischen Abteilung für Neurologie der Uniklinik St. Pölten aus. "In der Gruppe der Betroffenen lag der Mittelwert bei 8.273 Pikogramm pro Milliliter CFS – während bei nicht Betroffenen dieser Wert bei 45 lag", so Waiß.
Beteiligung von Neuro-Abteilungen in ganz NÖ
Grundlage der Ergebnisse des Teams waren Daten aus allen sechs Neurologie-Abteilungen der Landeskrankenhäuser in Niederösterreich. Hier wurden in den Jahren 2017 bis 2022 Proben von insgesamt 440 Patientinnen und Patienten erfasst. Diese Anzahl ermöglichte bei den späteren Auswertungen Ergebnisse mit hoher statistischer Sicherheit zu erzielen. Bei 42 der 440 Personen lag eine klar diagnostizierte Neuroborreliose vor, bei den anderen nicht.
Für Waiß ergibt sich aus der hohen Aussagekraft sowie dem leicht verfügbaren Test zur Konzentrationsmessung ein klarer klinischer Nutzen der nun im Journal of Central Nervous System Disease veröffentlichten Studie. "Die Konzentration von CXCL13 ist ein hervorragender Biomarker, der bereits kurz nach einer Infektion die Diagnose einer Neuroborreliose, insbesondere in unklaren Fällen, unterstützen kann", so Waiß.