Tirol
Schwarzer Tag – 13 Schwerverletzte auf Tirols Pisten
Am Dreikönigstag kam es in Tirol zu einer unglaublichen Anzahl an Schi- und Rodelunfällen. Die Bilanz: Mindestens 20 Verletzte, 13 davon schwer.
Der Klimawandel macht Skipisten besonders gefährlich. Warme Temperaturen schmelzen den Schnee dahin, sofern er aufgrund der Trockenheit überhaupt gefallen ist. Was bleibt, ist ein schmales, weißes Band an Kunstschnee, das von felsdurchsetzten Wiesen flankiert wird. Die Uniklinik Innsbruck verzeichnete bereits fünf (!) Fälle von Querschnittslähmungen.
Eine Abfahrt am Hintertuxer Gletscher (T) lässt jetzt sogar die Staatsanwaltschaft auffahren: Am Neujahrstag warf die "Schwarze Pfanne" binnen 30 Minuten gleich sieben Wintersportler ab – darunter eine 28-jährige Niederländerin, die verstarb. Andere Skigebieten mussten gar schon wieder schließen.
Auch am Dreikönigstag kam es wieder zu einer schier unglaublichen Zahl an Schiunfällen – immerhin endete ersten Informationen zufolge keiner davon tödlich. Alleine auf den Pisten Tirols werden in den Aussendungen der Polizei mit Stand 21 Uhr rund 20 Verletzte gezählt. Zumindest 13 von ihnen trugen gar schwere Verletzungen davon, der Notarzthubschrauber musste über zehn Mal ausrücken. Die Opfer sind zwischen zwei und 77 Jahren alt – ein Auszug aus den Einsatzberichten:
Zeugen gesucht
Besonders dramatisch: Nicht immer stellten sich die Unfallverursacher. Gegen 12.15 Uhr fuhr etwa ein 77-jähriger Österreicher im Schigebiet der Skiarena Bergeralm im Gemeindegebiet von Steinach a. Br. mit seinen Schiern auf der Schiabfahrt "Nösslachjoch" talwärts. Plötzlich querte eine unbekannte Schifahrerin vor dem 77-Jährigen die Piste, wodurch dieser zu Sturz kam und sich schwer verletzte. Die unbekannte Schifahrerin fuhr in der Folge ohne Bekanntgabe ihrer Personalien weiter. Der 77-Jährige wurde nach der Erstversorgung mit dem Notarzthubschrauber ins BKH Hall in Tirol geflogen.
Beschreibung der unbekannten Unfallbeteiligten: Ca. 45 Jahre alte Frau, bekleidet mit einer roten Skihose und einer rosa Skijacke, trug einen dunklen Helm, war offensichtlich in Begleitung von zwei Jugendlichen. Zeugen des Unfalles werden ersucht, sich mit der PI Steinach-Wipptal unter der Telefonnummer 059133 / 7125 in Verbindung zu setzen.
Wirbelsäulenverletzung
Zeitlgiech fuhr ein 11-jähriger Deutscher mit seinen Schiern am Hintertuxer Gletscher in Richtung des Schleppliftes "Ramsmoos" talwärts, verlor dabei die Kontrolle über seine Skier und durchbrach ein von der Skischule angebrachtes Absperrnetz. In der Folge kollidierte der Deutsche mit drei hinter dem Absperrnetz befindlichen Wintersportlern (12 Jahre/weiblich/Deutschland, 7 Jahre/männlich/Vereinigtes Königreich und 45 Jahre/weiblich/Deutschland).
Durch die Kollision kamen alle vier beteiligten Wintersportler zu Sturz. Während sich der 11-jährige Deutsche Verletzungen unbestimmten Grades im Bereich seiner Wirbelsäule zuzog und mit dem Notarzthubschrauber in das BKH Schwaz geflogen wurde, begaben sich die restlichen Beteiligten mit leichten Verletzungen selbstständig in ärztliche Behandlung.
Hubschrauber im Dauereinsatz
Gegen 10.10 Uhr kam es in Tux im Skigebiet Hintertuxer Gletscher (blaue Piste 10) zu einer Skikollision zwischen einem 17-jährigen und einem 42-jährigen deutschen Schifahrer. Der 17-Jährige wurde durch den Notarzthubschrauber mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus Schwaz und der 42-Jährige mit schweren Gesichtsverletzungen in die Klinik Innsbruck geflogen.
Ebenfalls gegen 10.10 Uhr kam es im Skigebiet Hochzillertal in Aschau, auf der blauen Piste Nr. 9 zum Zusammenstoß zwischen einer 45-jährigen und einem 21-jährigen deutschen Skifahrer. Die 45-Jährige wurde aufgrund des Zusammenstoßes an die nahegelegene Schigebietspanoramatafel geschleudert und schwer verletzt. Sie wurde mit dem Notarzthubschrauber ins Krankenhaus Schwaz geflogen. Der 21-Jährige kam ebenso zu Sturz, blieb jedoch unverletzt.
Zähne verloren
Gegen 11.30 Uhr fuhr eine 9-jährige Holländerin mit ihren Schiern gemeinsam mit ihrer Familie im Schigebiet Grubigstein talwärts. Dabei wurde sie von einem 39-jährigen deutschen Snowboarder erfasst. Durch den Aufprall wurde die 9-Jährige am Kopf verletzt und verlor ihre beiden Schneidezähne. Sie wurde nach Erstversorgung durch die Pistenrettung mit der Rettung in die Klinik Innsbruck überstellt.
Zwei Rodelunfälle an selber Stelle
Gegen 10.30 Uhr fuhr eine 46-jährige Österreicherin mit einer Rodel die Rodelbahn "Gaislachkogel" im Schigebiet von Sölden talwärts. Im unteren Bereich der Rodelbahn, in einer Rechtskehre, dürfte die Frau die Rodel nicht mehr rechtzeitig abbremsen haben können, wodurch sie auf die dortige Absturzsicherung prallte. Durch den Anprall wurde die Rodlerin schwer verletzt, von der Pistenrettung erstversorgt und anschließend vom Notarzthubschrauber mittels Tau geborgen.
Rund 45 Minuten später fuhr eine 56-jährige Deutsche dieselbe Rodelbahn talwärts. In der o.a. Rechtskurve, wo die 46-jährige Österreicherin versorgt wurde, wich sie einer am Rande stehenden Personengruppe aus und prallte ebenfalls in die dortige Absturzsicherung. Sie wurde durch den Anprall schwer verletzt und mit der Rettung zur Medalp nach Sölden verbracht.
Junge Familie brauchte zwei Hubschrauber
Gegen 14 Uhr fuhr eine 28-jährige Österreicherin mit einer Leihrodel in Kals am Großglockner auf dem Schi- bzw. Rodelweg talwärts. Auf ihrem Schoß befand sich eine 2-jährige Österreicherin. Der Vater der 2-Jährigen, ein 31-jähriger Österreicher, fuhr mit seinen Alpinschi hinter bzw. neben den Rodlern talwärts.
Im Bereich einer Linkskurve kam die 28-Jährige von der Rodelbahn ab und geriet auf die in diesem Bereich befindliche Schipiste. Sie konnte in der Folge auf der steilen Schipiste die immer schneller werdende Rodel nicht mehr abbremsen, worauf der 31-jährige Schifahrer sie versuchte aufzuhalten, indem er mit seinen Schiern vor die Rodel fuhr. Alle drei Personen prallten gegen einen gepolsterten Absperrpflock und wurden schweren Grades verletzt. Die Verletzten wurden nach der Erstversorgung an der Unfallstelle mit zwei Notarzthubschraubern in das Bezirkskrankenhaus Lienz bzw. in das Unfallkrankenhaus Schwarzach geflogen.
Drei Schiunfälle in Sölden
Gegen 11.30 Uhr fuhr eine 54-jährige Deutsche die blaue Piste 38 am Tiefenbachferner im Schigebiet von Sölden, in nicht bekannter Art und Weise talwärts. Im Zuge dieser Abfahrt kam es zu einem Zusammenstoß mit einem bisher unbekannten Wintersportler. Ob dieser zu Sturz gekommen ist, ist derzeit noch nicht bekannt. Die 54-Jährige kam jedenfalls zu Sturz und wurde dabei schwer verletzt, von der Pistenrettung erstversorgt und anschließend vom Notarzthubschrauber in die Medalp Mils bei Imst geflogen.
Gegen 14.50 Uhr fuhr ein 7-jähriger Deutscher im Rahmen eines Schikurses die blaue Piste 15 am Giggijoch im Schigebiet von Sölden talwärts. Im Zuge dieser Abfahrt verlor das Kind plötzlich die Kontrolle über seine Fahrt und fuhr immer schneller werdend, fast an den Schienden sitzend, unkontrolliert talwärts. Der Deutsche prallte in weiterer Folge mit hoher Geschwindigkeit auf eine gepolsterte Liftstütze. Durch den Aufprall wurde der 7-Jährige schwer verletzt, von der Pistenrettung erstversorgt und vom Notarzthubschrauber ins Krankenhaus Zams geflogen.
Gegen 13 Uhr fuhren ein 13-jähriger Österreicher und eine 44-jährige Deutsche mit ihren Schiern die rote Piste 12 am Giggijoch im Schigebiet von Sölden getrennt voneinander talwärts. Im Zuge dieser Abfahrten kam es zu einem Zusammenstoß zwischen den beiden Wintersportlern, wodurch beide zu Sturz kamen. Während der 13-Jährige unverletzt blieb, wurde die 44-Jährige schwer verletzt, von der Pistenrettung erstversorgt und vom Notarzthubschrauber in die Klinik nach Innsbruck geflogen.