Wien

Schulen üben Aufstand gegen Lehrerverteilung der Stadt

Wo sind die Lehrer hin? Das fragen nach der Reform der Postenzuweisung durch die Stadt immer mehr Schulen. Eltern und Direktoren sind verärgert.

Louis Kraft
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Mit ihrer neuen Zuweisung von Lehrerdienstposten wollte die Stadt für mehr Planbarkeit und Transparenz sorgen. Doch bei den Wiener Pflichtschulen merkt man davon nichts. Sie beklagen die Kürzungen und fragen sich, wo all die Lehrer hinkommen.
Mit ihrer neuen Zuweisung von Lehrerdienstposten wollte die Stadt für mehr Planbarkeit und Transparenz sorgen. Doch bei den Wiener Pflichtschulen merkt man davon nichts. Sie beklagen die Kürzungen und fragen sich, wo all die Lehrer hinkommen.
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Transparenter, klarer und leichter nachvollziehbar sollen die Zuweisung von Lehrerstunden in Wiens Pflichtschulen künftig sein. Soweit der Plan der Stadt, wir haben berichtet. Doch die Realität sieht anders aus. Gegenüber "Heute" äußern immer mehr Schulen und Eltern ihren Ärger über die "zu späte Information" und die eben nicht-nachvollziehbare Zuteilung. "Wo sind all die Lehrer hin", fragt sich etwa die Direktorin einer Pflichtschule im Gespräch mit "Heute".

Nach Plänen der Stadt hätten sogenannte Indexschulen, also etwa Schulen mit besonderem Bedarf an Förderstunden, ab kommendem Schuljahr mehr Lehrerstunden bekommen sollen. Doch keine der Indexschulen, mit denen die Direktorin in Kontakt steht, hat tatsächlich neue Lehrerposten dazu bekommen. Ganz im Gegenteil: "Jede Schule, mit der ich gesprochen habe, verliert Lehrer", so die Direktorin.

Eltern protestieren gegen Kürzungen

Dazu zählt nach "Heute"-Informationen auch die Ganztagesvolksschule 3 in der Landstraßer Haupstraße 146 (Landstraße). Hier werden ab Herbst 98 Lehrerstunden gestrichen, davon entfallen 40 Stunden auf Mehrstufenklassen, die übrigen 58 Stunden auf altershomogene Klassen. "Das heißt, dass mindestens drei Lehrer nach diesem Schuljahr die Schule verlassen müssen", kritisiert der Elternverein. 

Der Wegfall an Lehrern bedeute weniger Zeit für die einzelnen Kinder, individuelles Arbeiten werde nur noch eingeschränkt bis gar nicht umsetzbar sein, so die Befürchtung. "Aufgrund der durch diese Maßnahmen drohenden mangelnden Ressourcen, kann nicht mehr von Qualität sondern nur noch von Aufrechterhaltung des Schulbetriebes gesprochen werden", kritisieren die Eltern.

52 Lehrerstunden weniger trotz gleicher Klassenanzahl

Auch die Schule der Direktorin muss ab Herbst auf 52 Lehrerstunden verzichten, umgerechnet sind das rund zweieinhalb volle Dienstposten. Die Folge: "weniger Förderstunden und individuelle Fördermaßnahmen sowie weniger Möglichkeiten, die im Coronajahr entstandenen Lernrückstände aufzuholen", so die Direktorin. Dabei sei die gezielte Unterstützung der Kinder und Jugendlichen gerade jetzt dringend notwendig. Denn Corona hat auch Auswirkungen auf das Zeugnis: "Die Zahl an Fünfer ist nun deutlich höher, als in Vor-Corona-Zeiten", so die Pädagogin.

Kritik übt die Wienerin auch, dass über die neue Zuteilung viel zu spät informiert wurde: "Im Februar hat es noch geheißen, wir können mit den bisherigen Zahlen planen. Im Juni kam dann plötzlich die Information, dass wir 52 Stunden verlieren, obwohl wir im kommenden Schuljahr gleich viele Klassen und fast gleich viele Schüler haben". 

Um das wieder auszugleichen, richtet die Direktorin konkrete Forderungen an die Politik: Von Bildungsminister Heinz Faßmann wünscht sie sich die Umsetzung der längst versprochenen zusätzlichen zwei Förderstunden pro Klasse. Zudem will sie die Deckelung bei Lehrerstunden aufheben. Heißt konkret: Mehr Schüler müsse auch mehr Stunden bedeuten. 

"Alleine in Liesing müssen 50 Lehrer gehen"

Von der Bildungsdirektion Wien fordert die Direktorin eine frühzeitige und klare Kommunikation. Nicht nur im Interesse der Schüler, sondern auch der Lehrer. "Alleine in Liesing werden nach Schätzungen 50 Lehrer an neue Schulen versetzt, wo sie hinkommen, weiß aber niemand". 

Dazu müsse es für die Schulen zum Grundkontingent an Stunden auch Einzelstunden für Angebote wie Deutschförderung oder digitale Projekte geben. Von der Anfang Juni seitens der Stadt versprochenen Autonomie für die Durchführung pädagogischer Projekte, merkt die Direktorin nichts. "Wir haben dafür null Stunden bekommen". 

Stadt will sich abstimmen, Grüne üben Kritik

Unzufrieden mit den neuen Regelungen sind auch die Wiener Grünen. Unter dem Titel "Bildungsraub in Wien – Neos sparen ohne Not bei der Bildung" halten sie morgen, Dienstag, eine Pressekonferenz ab und präsentieren dabei ihre Forderungen. Auch auf "Heute"-Anfrage gibt es heute aus dem Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr keine Stellungnahme. Man wolle die für morgen beanraumte Abstimmung mit der Bildungsdirektion Wien abwarten.

Dort sind die Sorgen und Beschwerden der Schulen bereits bekannt. Auf "Heute"-Anfrage spricht ein Sprecher der Bildungsdirektion von bis zu 30 Schulen, die die Situation als "schwierig" ansehen. Jedoch müsse man das in Relation sehen, schließlich gebe es wienweit 450 Pflichtschulen.

"Eine Umstellung ist nie einfach, auch für uns nicht", so der Sprecher. Dennoch sei diese nötig. In den kommenden Tagen und Wochen seien die rund 20 Schulqualitätsmanager (früher Landesschulinspektoren) unterwegs, um mit den Schulen das Gespräch zu suchen. "Sollte es notwendig sein, kann da dann auch nachgeschärft werden", heißt es bei der Bildungsdirektion. 

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