Es hätte alles so einfach sein können. Im September wird Jonas (Name von der Redaktion geändert) eingeschult. Mit seinen Eltern wohnt er im direkten Umfeld der Ganztagsvolksschule Tove Jansson in Wien-Floridsdorf. 150 Meter wäre sein Schulweg dorthin ab Herbst gewesen. Doch vor rund zwei Wochen bekam die Familie eine Absage.
Jonas wurde stattdessen ein Schulplatz in einer anderen Ganztagsschule zugewiesen. Sein Schulweg beträgt damit insgesamt rund zehn Kilometer. Zu Fuß als auch mit den Öffis wäre er dorthin eine halbe Stunde unterwegs.
Doch die Familie ist nicht die einzige, die betroffen ist. Insgesamt wohnen weitere rund 14 Familien 200 bis maximal 400 Meter von der Tove Jansson-Schule entfernt, bekamen aber eine Absage für einen Schulplatz. Auch jene Eltern, deren andere Kinder bereits den Kindergarten im selben Gebäude besuchen.
Viele der angehenden Schulkinder wurden großteils einer Halbtagsschule zugewiesen, die 18 Minuten zu Fuß vom Wohnort entfernt ist. Der Hort liegt weitere sieben Gehminuten von der Schule entfernt. "Doch die Plätze für den Hort sind limitiert. Für berufstätige Eltern nicht machbar. Außerdem fallen für den Hort zusätzliche Kosten an. Bei einer Ganztagsschule wäre das nicht der Fall", schildert eine betroffene Mutter.
Die vielen Eltern aus Neu-Leopoldau wollen sich nun gemeinsam gegen die Schulplatzzuweisungen wehren. Für sie ist es nicht nachvollziehbar, dass dutzende Kinder eine Absage erhalten haben. "Nach unserer Auffassung sind bei der Vergabe der Schulplätze einige Fehler und Missstände aufgetreten. Weder der Wohnort, noch der Besuch im Kindergarten desselben Gebäudes, noch ob die Eltern berufstätig oder alleinerziehend sind, wurden berücksichtigt", heißt es seitens der Gruppe.
Die Familien haben sich bereits an die Schuldirektorin und die Bildungsdirektion Wien gewandt. Es wurde ihnen erklärt, dass die Schule überbelegt sei. Dieses Jahr werden nur zwei 1. Klassen eröffnet. Im Vorjahr waren es noch drei. "Unsere Wunschschule wäre für uns alle in maximal drei Minuten erreichbar. Wir bitten darum, dass, wie bereits im Vorjahr, eine Ausnahme genehmigt wird und eine dritte Klasse eröffnet wird", erzählen die Betroffenen.
Seitens der Bildungsdirektion Wien wird betont, dass stets versucht werde, möglichst vielen Familien einen Platz an der erstgenannten Wunschschule zu ermöglichen. In 9 von 10 Fällen würde das auch gelingen. Zudem sei man bemüht, Eltern – besonders mit Betreuungsbedarf – auch Plätze an Standorten mit schulischer Tagesbetreuung anzubieten. Der Prozess der Schulplatzzuweisungen sei außerdem noch nicht gänzlich abgeschlossen.
"Im Fall der VS Tove Jansson mussten aufgrund der begrenzten Anzahl von Schulplätzen viele Schulneulinge aus Neu-Leopoldau abgewiesen werden. Die Bildungsdirektion arbeitet aktuell in Abstimmung mit der zuständigen Schulleitung an einer Lösung. Sobald klar ist, ob bzw. wie viele zusätzliche Kinder aufgenommen werden können, erhalten die Erziehungsberechtigen ein Schreiben", teilt man auf "Heute"-Nachfrage mit.