"Heute" vor Ort
Schüsse, Sprengstoff – Heer holt sich Österreich zurück
Das erste Mal seit zehn Jahren fand beim Bundesheer eine Großübung statt. 7.500 Soldaten waren im Einsatz – "Heute" war mittendrin, statt nur dabei.
Noch vor Sonnenaufgang schallten am Mittwoch Schüsse durchs Dickicht am steirischen Kaiserberg. Beim Bundesheer wurde in der zweiten Woche der Großübung "Schutzschild 24" die militärische Landesverteidigung geübt – nicht nur sprichwörtlich mit Bomben und Granaten!
Großes Gefecht in Waldstück
In der Umgebung von St. Michael im Murtal ging es actionreich zur Sache, kistenweise Übungsmunition wurde verbraucht. Das Jägerbataillon 25 aus Klagenfurt und die Fähnriche der Theresianischen Militärakademie konnten in koordinierten Kampfhandlungen die bewaffnete Untergrundmiliz (gestellt durch die Garde) vollständig "neutralisieren".
Die Soldaten waren in der Dämmerung per Helikopter zu den ausgespähten Stellungen eingeflogen worden und starteten mit den ersten Sonnenstrahlen den Überraschungsangriff. "Heute"-Chefreporter Christian Tomsits konnte als Miliz-Gefreiter und "embedded journalist" die Bewegungen des Bundesheeres aus nächster Nähe beobachten. Er sah hochspezialisierten Sprengstoff-Experten über die Schulter, fuhr mit dem gepanzerten Pandur und stürzte sich mit ins Getümmel.
Das Bundesheer hatte keine Kosten und Mühen gescheut und erstmals nach zehn Jahren bei einer Übung wirklich wieder schwere Geschütze aufgefahren. In der zugrunde liegenden Übungsannahme für 7.500 Mann (und Frau) ging es um nichts weniger als die Zurückeroberung der Kontrolle über destabilisierte Teile unseres Landes. Aufgrund hybrider Kriegsführung von bewaffneten Untergrundmilizen aus dem Osten wurden wichtige Transitrouten quer durchs militärisch neutrale Gebiet attackiert.
„Die Übung hat gezeigt, dass die eingesetzten Kräfte ihr Handwerk beherrschen“
Das Bundesheer musste mit geballtem Gerät ("Show Of Force") und gemeinsamer Kraftanstrengung rasch die Kontrolle wiedererlangen, um die Bevölkerung zu schützen. "Als Kommandant der Landstreitkräfte und Spezialeinsatzkräfte bin ich stolz auf das Leistungsvermögen der Truppe und der Stäbe. Die Übung hat gezeigt, dass die eingesetzten Kräfte ihr Handwerk beherrschen und wir die Hauptaufgabe der militärischen Landesverteidigung erfüllen können", befand der Übungsleiter, Generalmajor Martin Dorfer.
Riesiges Feldlager in Kaserne
In Götzendorf (Bgld.) war etwa ein autarkes Zeltlager für 700 Soldaten samt Wasseraufbereitungs-Anlage und Feldspital aus dem Boden gestampft worden. In einem steirischen Dorf wurden gebastelte Bomben entschärft und Widerstandskämpfer-Werkstätten gestürmt – auch das Jagdkommando führte Spezialoperationen durch.
Österreich darf sich nicht sicher fühlen
Laut Bundesheer soll die Übung ein erster Schritt gewesen sein, "die Glaubwürdigkeit der österreichischen Streitkräfte wiederherzustellen". Doch unter der Hand scheint klar: Das Manöver ist auch eine klare Reaktion auf die immer größer werdende Bedrohungslage in Europa, bei der sich selbst das neutrale Österreich nie vollständig in Sicherheit wiegen darf.
Auf den Punkt gebracht
- Beim Bundesheer fand nach zehn Jahren erstmals eine Großübung statt, bei der 7.500 Soldaten die militärische Landesverteidigung übten, inklusive Schießübungen, Sprengstoffentschärfung und koordinierten Kampfhandlungen
- Die Übung diente dazu, die Glaubwürdigkeit der österreichischen Streitkräfte wiederherzustellen und auf die wachsende Bedrohungslage in Europa zu reagieren