Krank sein könnte teuer werden
"Schmarotzer" - Streit um Lohn während Krankenstand
Immer mehr Krankenstände in Österreich: Die Idee, dass der erste Tag des Krankenstands selbst vom Arbeitnehmer zu bezahlen ist, sorgt für Aufregung.
Kommt angeblich vor: Der Kollege macht nach einer langen Partynacht blau und reicht beim Arbeitgeber Krankenstand ein. Die Wirtschaft will die Flut an Krankmeldungen bekämpfen. Tatsächlich ist die Zahl der Krankenstandtage in Österreich laut einer Statistik der Sozialversicherungen in den letzten Jahren gestiegen, darum fordert der Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg jetzt, dass der erste Tag des Krankenstands vom Arbeitnehmer zu bezahlen ist.
Auf der anderen Seite: Bei weitem nicht jeder Krankenstand ist erfunden. Das Leiden der meisten ist echt. Welche Seite hat nun recht, was sagen die Österreicher zu diesem Vorschlag der Wirtschaftskammer? "Heute" hat sich in der Wiener Innenstadt umgehört.
„Man muss noch krank sein dürfen. Ich finde diese Forderung unfair.“
Missbrauch vermeiden
Michaela (49), die wir an der Straßenbahnstation neben der Staatsoper antreffen, sagt lachend, dass die Idee gar nicht so schlecht ist. Sie denkt dabei an diejenigen, die das "Kranksein" nicht ganz so genau nehmen. Wahrscheinlich müsste es aber mehr als ein Tag des Krankenstands sein, der selbst bezahlt werden muss, damit man es sich ganz genau überlegt, ob und aus welchem Grund man sich krank meldet, findet sie.
„Prinzipiell ist die Idee vielleicht gar nicht so schlecht. Ich weiß nicht, ob ein Tag überhaupt reicht (*lachend*).“
"Schmarotzer"
Die meisten der Befragten sind jedoch der Meinung, dass diese Regelung unfair sei. Arbeitnehmer müssten bei vielen Firmen ohnehin schon am ersten Tag der Krankheit zum Arzt, um eine Bestätigung für den Arbeitgeber einzuholen. Auch Christian (53) denkt, dass der Sozialstaat für die Menschen da sein sollte, denen es nicht gut geht.
„Was können die Leute dafür, die wirklich krank sind? Ich bin da absolut dagegen. Ein guter Sozialstaat muss das aushalten können, dass ein paar schmarotzen oder sich ins gemachte Bett legen.“
Er erzählt uns von seinem ehemaligen Arbeitgeber, der eine bessere Lösung für das Problem hatte: Dort war der Krankenstand bereits in das Arbeitszeitmodell eingerechnet. Die Mitarbeiter wurden belohnt, wenn sie sich nicht krank gemeldet haben und konnten stattdessen Zeitausgleich genießen. Vielleicht eine Idee, von der auch der WK-Präsident erfahren sollte.