Ukraine

Scharfschütze gesteht: Töten ist "wie SMS abschicken"

Für ihn gehört das gezielte Töten des Feindes zum Kerngeschäft. Emotionen während des Abfeuerns erlaubt sich ein ukrainischer Scharfschütze nicht.

Michael Rauhofer-Redl
Ein ukrainischer Scharfschütze an der Frontlinie in Bachmut am 17. Februar 2023. 
Ein ukrainischer Scharfschütze an der Frontlinie in Bachmut am 17. Februar 2023. 
REUTERS

Im Laufe der vergangenen Woche waren die Augen nicht ausschließlich auf das Schlachtfeld in der Ukraine gerichtet. Am Montag besuchte der amerikanische Joe Biden für viele überraschend seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodimir Selenski in Kiew – Russland wurde kurz vor dem Besuch von den Amerikanern selbst in Kenntnis gesetzt. Nur einen Tag später hielt der russische Präsident Wladimir Putin eine Grundsatzrede, in der der Kreml-Chef auch Österreich frontal angriff. 

Ein Ende des Krieges auf diplomatischem Parkett ist für die meisten Beobachter allerdings reine Utopie, aktuell geht es schlicht um militärische Erfolge auf dem Schlachtfeld – dazu zählen eroberte Gebiete, zerstörtes Gerät und getötete oder verwundete Soldaten auf der Gegenseite. 

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    Zwei ukrainische Scharfschützen an der Front in Bachmut. 
    Zwei ukrainische Scharfschützen an der Front in Bachmut.
    REUTERS

    Bachmut ist "schwierigste Aufgabe"

    In einem Bericht von der Front schildert die "Wiener Zeitung" nun die Eindrücke eines Scharfschützen in Bachmut. Die Stadt gilt spätestens seit dem Besuch von Selenski vor wenigen Tagen als prestigeträchtiges Symbol, speziell für die Ukraine. Der Soldat mit dem Kampfnahmen Chimik bedient ein Gewehr mit dem Kaliber 7,62 Millimeter. Das Gewehr wurde in der Ukraine gefertigt und kann untertags Ziele auf 600 Meter "ausschalten", wie das im Militärjargon heißt. 

    Die Waffe verfüge auch über ein Nachtsichtgerät, heißt es. Gefährlich wird es für den Soldaten speziell in der Dunkelheit, denn feindliche Drohnen könnten ihn und seinen Trupp auch in der Nacht aufspüren. Befehle über die Ziele lasse er sich keine geben, so Chimik. Er entscheide anhand von bestimmten Kriterien, welchen Feind er ins Visier nimmt. Bevorzugt sind Soldaten mit Maschinengewehren oder solche, die Kommandeur eines Trupps sein könnten.

    Verraten, wie hoch sein "Bodycount", also die Zahl der getöteten Gegner, ist, will der Scharfschütze nicht, auch wenn er genau Buch führen würde. Diese Zahl würde er nur seinen Vorgesetzten preisgeben, beruft sich der Schütze auf einen Ehrenkodex.

    Doch wie gelingt es einem, durchs Zielfernrohr zu blicken und zu töten? "Meine Emotionen habe ich abgeschaltet", sagt Chimik, "wenn ich einen Schuss abfeuere, dann ist das so, als würde ich eine SMS-Textnachricht schicken", erklärt er der "Wiener Zeitung". Für den erfahrenen Soldaten sei Bachmut die "schwierigste Aufgabe" und das obwohl er schon Missionen in der ganzen Ukraine absolviert habe.

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