Wien
Aufregung um Öffnung – "Ludwig schert sich einen Dreck"
Auch Wien sperrt auf, allerdings mit strengeren Regeln als der Rest Österreichs. Dafür gibt es nun scharfe Kritik von ÖVP und den Freiheitlichen.
Noch bei der Pressekonferenz gab sich Bundeskanzler und ÖVP-Parteichef Karl Nehammer verständnisvoll für den Wiener Sonderweg bei den Corona-Maßnahmen. Die Hauptstadt habe mit mehr als 1,9 Millionen Einwohnern andere Anforderungen und werde "vorsichtiger sein" – völlig legitim, denn die Bundesregierung gebe bloß die vielzitierte Unterkante der Regeln vor.
Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hatte gleich im Anschluss seinen eigenen Auftritt, bei dem er den neuen Kurs in seiner Stadt vorgab. 2G bleibt in der Gastronomie auch über den 19. Februar hinaus, Ungeimpfte dürfen in Wien also vorerst nicht in Gasthäuser, Bars und Co. Die Nachtgasto wird zwar ebenfalls am 5. März geöffnet, doch mit 2G- oder 2G+-Nachweis. Und: die kostenlosen PCR-Tests bleiben in Wien bestehen.
"So setzen wir konsequent den Wiener Weg fort, den wir von Beginn der Pandemie eingeschlagen haben. Im Mittelpunkt steht immer die Gesundheit der Menschen dieser Stadt", sagte Ludwig dazu.
"Völlige Unverständnis
Trotz der Kanzler-Ansage feuerte die Wiener ÖVP umgehend in Richtung des Stadtchefs zurück: Die heute (von der Bundesregierung) präsentierten Lockerungen seien ein "wichtiger Schritt", "völlige Unverständnis" herrsche bei den Türkisen aber ob Ludwigs Vorhaben.
"Dieser Sonderweg der Stadt ist für viele Menschen eine Belastung und für die Wirtschaft immer schwerer tragbar", kritisiert VP-Landesparteiobmann Karl Mahrer. Die Unternehmer der Hauptstadt seien durch die besonders strengen Maßnahmen der Stadt schon länger einem massiven Wettbewerbsnachteil ausgeliefert. Es brauche deshalb seitens der rot-pinken Stadtregierung dringen ein individuelles Entlastungspaket.
"Napoleon-Komplex"
Der Wiener FP-Chef Dominik Nepp verortet beim Bürgermeister gar einen "Napoleon-Komplex" und teilt in seiner ersten Reaktion ungezügelt gegen den SP-Granden aus: "Lockdown-Ludwig schert sich einen Dreck um Verhältnismäßigkeit, evidenzbasierte Maßnahmen oder um einen Zusammenhalt der Gesellschaft. Es geht ihm ausschließlich darum, Menschen gegeneinander aufzuhetzen und um den Versuch daraus politischen Profit zu schlagen. Dieses Verhalten ist einem Bürgermeister unwürdig".