Fussball

"Sau rauslassen!" Warum Glasner nach Pleite feiert

Der österreichische Trainer Oliver Glasner verlor mit Frankfurt das deutsche Pokalfinale. Dennoch war er vor seinem Abschied in Feierlaune.

Sebastian Klein
Oliver Glasner durfte sich nur die Silbermedaille abholen.
Oliver Glasner durfte sich nur die Silbermedaille abholen.
IMAGO/Sven Simon

Als letzte Amtshandlung versammelte Oliver Glasner seine schmerzlich geschlagenen Helden in der Kabine des Olympiastadions. In der Stunde seiner bittersten Niederlage ordnete der scheidende Trainer von Eintracht Frankfurt trotzig einen Party-Marathon an. "Es ist nicht die Zeit, um Trübsal zu blasen und traurig zu sein", betonte der 48-Jährige: "Manchmal hat man einen Wunsch frei als Trainer. Ich habe mir gewünscht, dass wir richtig die Sau rauslassen und feiern. Ich habe mir vorgenommen, bis Montag durchzufeiern."

Glasner betont zufrieden

Und zwar nicht den traurigen Abschied mit dem 0:2 (0:0) im DFB-Pokalfinale gegen RB Leipzig, sondern "zwei wunderbare Jahre. Es war ein toller Weg, eine große Reise. Wir haben gemeinsam viele Steine aus dem Weg geräumt, so viele schöne Momente erlebt. Darauf bin ich sehr stolz", sagte Glasner mit leicht brüchiger Stimme. Auch in Berlin schnupperte die SGE 381 Tage nach der magischen Nacht von Sevilla getragen von ihren euphorisierten Fans lange an der Trophäe.

"Jede Niederlage ist gleichzeitig eine Chance für die Zukunft", frohlockte der Coach: "Vielleicht hat es die Niederlage gebraucht, um im nächsten Jahr die Conference League zu gewinnen."

Mit dem sechsten Pokalsieg wären die Hessen noch in die Europa League gerutscht. Der enttäuschende Abschluss der einstigen Traumehe sei deshalb "schade", ergänzte Sportvorstand Markus Krösche: "Wir hätten gerne noch gemeinsam den Pokal gewonnen, wir haben sehr erfolgreich zusammengearbeitet." Der Verein sei Glasner "sehr dankbar."

Favorit auf Glasner-Erbe

Nach der sportlich enttäuschenden Rückrunde in der Liga sowie einigen atmosphärischen Störungen wagt die SGE auf der Trainerposition dennoch einen Neuanfang. Als Favorit gilt Dino Toppmöller, zuletzt bis zu dessen Entlassung Co-Trainer unter Julian Nagelsmann bei Bayern München. "Es ist nicht der Zeitpunkt, über einen Nachfolger zu sprechen", sagte Krösche: "Wir müssen diesen Tag erstmal verdauen. Dann geht es ab Montag weiter."

Über weite Strecken präsentierte sich die Eintracht gegen den Favoriten aus Leipzig mindestens auf Augenhöhe. Doch ein gleich zweimal abgefälschter Schuss von Christopher Nkunku (71.) sowie der stark herausgespielte Treffer von Dominik Szoboszlai (85.) verhinderten Glasners Abschied auf der Feiermeile am Römer. "Die letzten 20 Minuten haben uns das Genick gebrochen", sagte Kapitän Sebastian Rode. Es tue "unheimlich weh, ein Finale zu verlieren", ergänzte Torwart Kevin Trapp.

Doch die Enttäuschung wich schnell purem Stolz und Kampfeslust. Dann hole man den Pokal "halt nächstes Jahr", tönte Markus Krösche. Er wird dann wohl noch dabei sein, die Gerüchte um einen Wechsel zu Bayern München dementierte der Sportvorstand am Samstag energisch.

Glasners Zukunft ist derweil offen. Die Zeit in Frankfurt werde er "immer im Herzen tragen". Beim Gedanken an die zwei Jahre bekomme er "Gänsehaut – rechts, links, überall." Er verlasse Frankfurt "als Fan".

Über kommende Aufgaben hat sich der Österreicher noch "keinen Kopf gemacht, es wird das Richtige kommen. Wenn nicht, dann kann ich mein Handicap im Golf verbessern", meinte er mit einem Augenzwinkern. Erstmal muss Glasner ohnehin den selbst ausgerufenen Party-Marathon meistern.

An der Unterhaltung teilnehmen