Schutzstreifen

Satellitenbilder zeigen Arbeiten in Gaza-Pufferzone

Einiges deutet derzeit darauf hin, dass die umstrittene Errichtung eines israelischen Schutzstreifens entlang der Grenze längst begonnen hat.

20 Minuten
Satellitenbilder zeigen Arbeiten in Gaza-Pufferzone
An der Grenze zu Israel werden zahlreiche Gebäude niedergerissen.
Israel Defense Forces

Insgesamt mag es fast unbedeutend erscheinen, doch es ist ein klares Muster zu erkennen, das noch für viel Streit sorgen könnte: Laut Berichten von Experten sowie einer Analyse der Nachrichtenagentur AP sind die israelischen Streitkräfte im Gazastreifen dabei, praktisch alles, was weniger als einen Kilometer von der Grenze zum eigenen Territorium entfernt ist, dem Erdboden gleichzumachen.

Als israelische Politiker vor einiger Zeit andeuteten, dass in dem palästinensischen Küstengebiet eine Pufferzone angelegt werden könnte, war die Kritik von internationaler Seite groß. Begründet wurde das mögliche Vorhaben damit, dass Terrorangriffe wie der vom 7. Oktober, als Extremisten über die Grenze stürmten, etwa 1200 Menschen töteten und rund 250 weitere als Geiseln verschleppten, verhindert werden müssten. Die Zone würde allerdings wohl auf Landflächen entstehen, die von den Palästinensern für einen künftigen eigenen Staat beansprucht werden.

Gebäude werden abgerissen

Die israelischen Streitkräfte lehnten es ab, der AP auf die Frage, ob die Arbeiten an der Pufferzone bereits begonnen hätten, eine klare Antwort zu geben. Sie erklärten lediglich, es würden "diverse zwingende Maßnahmen" ergriffen, um "einen Verteidigungsplan zur Gewährleistung von mehr Sicherheit im Süden Israels" umzusetzen. Gleichzeitig machen die Streitkräfte keinen Hehl daraus, dass sie im Gazastreifen gezielt Gebäude abgerissen haben.

Ein Vertreter der israelischen Regierung, der gegen Zusicherung von Anonymität mit der AP sprach, räumte ein, dass entlang der fast 60 Kilometer langen Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen derzeit eine "temporäre" Sicherheitszone eingerichtet werde. Die auf Satellitenbildern sichtbaren Zerstörungen lassen es jedoch fraglich erscheinen, ob es sich bei dem Projekt wirklich nur um eine temporäre Maßnahme handelt.

Gebiet schrumpft

Der Gazastreifen, in dem seit fast vier Monaten Krieg herrscht, ist nur etwa 360 Quadratkilometer groß. Das Gebiet würde auf etwa 300 Quadratkilometer schrumpfen, wenn eine Pufferzone errichtet würde, die durchgehend einen Kilometer breit wäre. Im südlichsten Abschnitt würden überwiegend landwirtschaftliche Flächen verschwinden. Im weiteren Verlauf befinden sich aber in unmittelbarer Nähe zur Grenze auch Siedlungen wie etwa Chirbet Chusaa.

Auf Satellitenbildern des Unternehmens Planet Labs sind im Bereich dieser Siedlung deutliche Zerstörungen des Gebäudebestands auf einer Fläche von etwa sechs Quadratkilometern zu sehen. Gut vier Kilometer weiter nördlich ist im Grenzgebiet Ackerland aufgewühlt worden.

Noch weiter nördlich liegt in Grenznähe das Flüchtlingslager Maghasi. Im Januar waren dort 21 israelische Reservisten durch Beschuss mit einer Panzerfaust getötet worden – die Granate brachte Sprengstoff zur Explosion, den die Israelis in zwei Gebäuden platziert hatten, um diese zu zerstören. Etwa auf Höhe der Stadt Gaza ist an der Grenze ein großer Lagerhaus-Komplex zerstört worden.

80.000 beschädigte Gebäude

Die Analyse der AP deckt sich mit Auswertungen von Wissenschaftlern, die das Geschehen im Gazastreifen mithilfe von Satellitenbildern verfolgen. Auch Adi Ben-Nun, der an der Hebräischen Universität in Jerusalem das Zentrum für geografische Informationssysteme leitet, hat sich den Bereich einer möglichen neuen Pufferzone genauer angeschaut.

Seinen Angaben zufolge waren dort von ursprünglich etwa 2850 Gebäuden bis zum 17. Januar bereits 1100 beschädigt. Die Gesamtzahl der im Gazastreifen im aktuellen Krieg beschädigten Gebäude schätzt er auf etwa 80.000.

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