Welt

US-Transfrau kämpft an der Kriegs-Front für die Ukraine

Sarah Ashton-Cirillo kam als US-Journalistin in die Ukraine, dann schloss sich die Transfrau den Streitkräften an und kämpft seitdem gegen Russland.

Carolin Rothmüller
"Ich hätte nie vorher daran geglaubt, dass ich einmal kämpfen würde." - Sarah Ashton-Cirillo
"Ich hätte nie vorher daran geglaubt, dass ich einmal kämpfen würde." - Sarah Ashton-Cirillo

Genau vor einem Jahr, am 09. März 2022, reiste die amerikanische Journalistin Sarah Ashton-Cirillo nach Charkiw in der Ukraine. Dort berichtete sie als eine der ersten Journalisten vor Ort vom Krieg gegen Russland. Doch mittlerweile hat sie sich der ukrainischen Armee angeschlossen und dient als Kampfsanitäterin an der Front.

"Ich kam als Journalistin und jetzt bin ich ukrainische Soldatin." - Sarah Ashton-Cirillo

Auf Twitter teilt sie Einblicke in den Krieg, berichtet live aus dem Schützengraben, sogar kurz nachdem sie von Splittern einer Schrapnellgranate getroffen wurde. Im Interview mit der "Berliner Zeitung" erzählt sie über ihre Erfahrungen im Krieg als transgeschlechtliche Soldatin und spricht sich deutlich für eine freie Ukraine aus. 

"Wollte mehr tun"

Als Journalistin war sie schon öfter in Konfliktgebieten, doch niemals während eines Krieges. Sie kam in die Ukraine, um hautnah über den Krieg zu berichten, doch das war der 45-Jährigen nicht genug. "Ich hätte nie vorher daran gedacht, dass ich einmal kämpfen würde. Aber diese Reise Schritt für Schritt – in Charkiw leben, unter russischem Terrorismus leben, russische Kriegsverbrechen mit eigenen Augen sehen, selbst Opfer russischer Propagandanetzwerke zu werden – führte mich bis zu dem Punkt, an dem ich wusste, dass ich mehr tun wollte", so Ashton-Cirillo gegenüber der "Berliner Zeitung".

"Ich habe in Isjum miterlebt, wie die Leichen aus den Massengräbern exhumiert wurden. Verflüssigte menschliche Überreste." - Sarah Ashton-Cirillo

Die US-Amerikanerin berichtete von einem russischen Grabensystem, das direkt an einen Friedhof angrenzte. Dort sollen die Russen laut Ashton-Cirillo direkt neben den von ihnen ermordeten und begrabenen Zivilisten gelebt haben. Denn die Soldaten sollen nicht nur versehentlich Zivilisten getötet haben, es sei alles Teil einer Strategie.

"Wir wissen von diesen Kriegsverbrechen. Und diese Kriegsverbrechen werden weitergehen, bis wir die vollständige Befreiung der Ukraine erreichen, bis wir zu den Grenzen von 1991 zurückkehren und bis wir in der Lage sind, zu diesem Zehn-Punkte-Friedensplan zu gelangen, den Präsident Selenskyj als Fahrplan aufgezeigt hat", erklärte Sarah Ashton-Cirillo

"Kampf wird persönlich"

Laut Medienberichten besitzt Präsident Putin schon seit Längerem eine Todesliste mit Namen ukrainischer LGBTQ-Aktivisten, denn er soll das Ziel haben, die queere Gemeinschaft zu vernichten. Das sei auch ein Grund dafür, dass Ashton-Cirillo in den Krieg gezogen ist. "Wenn du siehst, dass es in Städten wie Mariupol Jagdlisten für schwule Männer gab, wird es persönlich. Ob queer oder nicht, es wird persönlich." Die Haltung zu queeren Soldaten in der ukrainischen Armee sei jedoch äußerst positiv, wie die US-Amerikanerin berichtete. Sie werde behandelt wie alle anderen Soldaten auch. 

Aufgeben ist keine Option

Ende Februar wurde Sarah Ashton-Cirillo von Splittern eine Schrapnellgranate getroffen und verlor einen Teil ihrer Hand. Auch Narben im Gesicht wird sie davon tragen, allerdings denkt sie nicht daran, aufzugeben: "Sobald ich für gesund genug erklärt werde, bin ich wieder bei meinen Kameraden. Ich hatte großes Glück. In jedem Fall werde ich in der Lage sein, in den Kampf zurückzukehren, und das habe ich auch vor."

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