Niederösterreich

Sanitäter beflegelt Notfallpatient: "Sind kein Taxi"

Ärger bei Ingrid B. (60): Die Partnerin (85) ihres herzkranken Vaters hatte die Rettung gerufen, ein Helfer: "Wir sind kein Taxiunternehmen."

Ingrid B., die Tochter des Patienten: "Sani sagte zu Vater, dass Rettung kein Taxi sei."
Ingrid B., die Tochter des Patienten: "Sani sagte zu Vater, dass Rettung kein Taxi sei."
privat, PD

Die 60-jährige Ingrid B. aus dem Bezirk Tulln schüttelt nur noch den Kopf: "Mein 86-jähriger, hilfloser Vater hat 45 Jahre schwer gearbeitet und wird dann so behandelt."

Infarkt befürchtet

Am Abend des 27. Jänner (Freitag) wählte die 85-jährige Lebensgefährtin des pensionierten Schlossers den Notruf. Denn der 86-Jährige, der nach Herz-OPs mehrere Stents hat, erbrach unterbrochen, konnte nicht mal einen Schluck Flüssigkeit behalten. Der Sohn der 60-Jährigen, ein ehemaliger Sanitäter, eilte bis zum Eintreffen der Rettungskräfte zu seinem Großvater, um vor Ort im Bezirk Tulln Hilfe leisten zu können. Man befürchtete einen Infarkt und eben einen Notfall.

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    Ingrid B., Tochter von Patient: "Sani sagte zu Vater, dass Rettung kein Taxi sei."
    Ingrid B., Tochter von Patient: "Sani sagte zu Vater, dass Rettung kein Taxi sei."
    privat, PD

    Eine halbe Stunde später war der Rettungswagen beim 86-Jährigen. "Als der Fahrer des Rettungsdienstes meinen Vater mit Koffer auf den Stiegen sah, meinte der Helfer, dass dies kein Notfall sei, dies kein Taxiunternehmen sei und es vermutlich eine Rechnung für diese nicht gerechtfertigte Fahrt gebe. Zudem durfte die Partnerin meines schwerhörigen Vaters nicht mitfahren", so Tochter Ingrid B. 

    4 Tage im Spital

    Im Tullner Spital wurde der Vater dann versorgt, Blut abgenommen, um 4 Uhr wurde der 86-Jährige via Krankentransport nach Hause gebracht. Da es dem Senior auch am Samstag, 28.1., schlecht ging, wurde er nach Zwentendorf zum Arzt gebracht. Dort erhielt der Ex-Schlosser Tabletten, konnte diese aber nicht schlucken. "Am Sonntag brachten wir ihn ins Spital, da mein Vater völlig ausgetrocknet war. Dort bekam er endlich eine Infusion, wurde nach gut zwei Stunden vom Arzt aufgerufen", berichtet Ingrid B. 

    Nur nach längerer Diskussion und wegen der Beharrlichkeit der Tochter gegenüber dem behandeltem Arzt wurde der 86-Jährige schließlich stationär im Landeskrankenhaus Tulln aufgenommen, die Betreuung auf der Internen sei laut der Tochter indes vorbildlich gewesen.

    Die Lebensgefährtin (85) wollte sich einstweilen bei der Rettungsstelle beschweren, wurde aber laut ihr nur abgewimmelt. Sie läutete und bekam nur zu hören: "Es ist keiner da." Erst nachdem sich die 85-Jährige bei "Notruf 144" beschwert hatte, kam Mitte letzter Woche ein Anruf mit einer Entschuldigung.

    "Beschwerde weitergeleitet"

    Am Donnerstag, 2. Februar, wurde der Pensionist entlassen und via Transport nach Hause gebracht.

    Das Spital verwies auf Nachfrage auf den Datenschutz, "Notruf 114" meinte auf Nachfrage dazu: "Wir haben lediglich die Beschwerde an den zuständigen Rettungsdienst weitergeleitet." Eine Anfrage an die Rettungsorganisation blieb am Sonntag noch unbeantwortet.

    Ingrid B. brauchte eine Woche, um sich zu beruhigen: "Das Verhalten gegenüber alten Menschen ist nicht in Ordnung. Solche Zustände dürfen nicht weiterhin bestehen. Vor allem seit der Pandemie hat sich alles nochmals verschlechtert."

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