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Russlands Gas-Stopp – Gazprom beschuldigt nun Siemens

Gazprom, Betreiber der Pipeline Nord Stream 1, gibt nun Siemens die Schuld am Lieferstopp. Die Deutschen wehren sich scharf.

Gazprom schickte dieses Foto aus der Pumpstation Portowaja aus. Es zeigt das angebliche Ölleck, dass Nord Stream 1 lahm legt.
Gazprom schickte dieses Foto aus der Pumpstation Portowaja aus. Es zeigt das angebliche Ölleck, dass Nord Stream 1 lahm legt.
Gazprom Press Service

Am Montag hatte Dimitri Peskow, Sprecher von Russlands Präsident Wladimir Putin, der EU die Schuld für den Lieferstopp durch Nord Stream 1 gegeben: "Die Probleme, Gas [durch die Pipeline] zu pumpen, entstanden durch die Sanktionen westlicher Länder gegen unser Land und mehrere Unternehmen." Der Gastransport könne erst wieder aufgenommen werden, wenn der "gesamte Westen“ die Sanktionen aufhebe.

Jetzt legte Gazprom nach: Die Agentur Reuters fragte am Montagabend beim Eastern Economic Forum im russischen Wladiwostok den Vize-CEO des Energiekonzerns, wann den wieder Gas fließen werde. Witali Markelow antwortete schlicht: "Sie sollten Siemens fragen. Die müssen erst Geräte reparieren."

Angebliches Ölleck

Konkret hatte Gazprom ein Ölleck in der Pumpstation Portowaja als Grund angegeben, wieso die Turbine, die Gas durch Nord Stream 1 befördert, gestoppt wurde. Sogar ein Foto davon wurde veröffentlicht.

Siemens Energy zuständig für die Wartungsarbeiten, hatte bereits am Wochenende erklärt, dass man Reparaturen durchführen könne. Solche Arbeiten seien trotz der Sanktionen gegen Russland erlaubt. Konfrontiert mit Markelows neuen Aussagen erklärte Siemens am Dienstag: "Basierend auf den Informationen, die wir am Wochenende erhalten haben,  können wir diese neue Darstellung nicht nachvollziehen."

"Das Problem, das uns kommuniziert wurde, stellt unserer Beurteilung nach keinen technischen Grund für die Einstellung des Betriebs dar. Solche Lecks haben normalerweise keinen Einfluss auf den Betrieb einer Turbine und können vor Ort abgedichtet werden." Abgesehen davon erklärte Siemens, dass man weiterhin keinen Auftrag für eine Reparatur von Gazprom erhalten, man aber bereit stehe.

Die Timeline in der Farce rund um Nord Stream 1
31. August: Gazprom kündigt an, den Gastransport für drei Tage wegen Wartungsarbeiten zu stoppen.
2. September: Gazprom verlautbart, man habe bei den Arbeiten ein Ölleck an der Turbine in der Pumpstation entdeckt, die Pipeline bleibt auf unbestimmte Zeit geschlossen.
3. September: Siemens Energy erklärt, dass ein Ölleck kein technischer Grund für einen Stopp der Pumpstation sei. Man könne aber als Vertragspartner für Wartungen eine Reparatur vor Ort durchführen. Nur habe man keinen Auftrag erhalten.
4. September: Laut Gazprom könne die Turbine nur in Kanada repariert werden, doch wegen der westlichen Sanktionen sei das dort nicht möglich. Siemens erklärt, dass die Arbeiten nicht von den Sanktionen betroffen wären.
5. September: Russland behauptet, die westlichen Sanktionen seien an dem Lieferstopp schuld. Gazprom sagt, Siemens müsse den Schaden beheben.
6. September: Siemens bekräftigt, dass das Leck kein Grund für einen Stopp der Turbine sei, man könne es vor Ort schließen. Aber noch immer habe man keinen Auftrag dazu.

Größte Pipeline nach Europa

Nord Stream 1, die unter der Ostsee verläuft, ist mit Abstand die größte russische Gas-Pipeline in die EU und kann bis zu 59,2 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr transportieren. Durch die anderen Pipelines fließt noch weiter Gas, jedoch in reduziertem Umfang.

Würde Russland deren Betrieb ebenfalls wie Nord Stream 1 einstellen, geht Europa im Winter das Gas aus. Allerdings ist Russland auch stark von diesen Exporten abhängig: In den sechs Monaten seit dem Einmarsch in die Ukraine hat Russland 158 Milliarden Euro damit verdient; 43 Milliarden wanderten in den Staatshaushalt. Hauptabnehmer war die EU mit 85 Milliarden Euro.

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