"Spezialoperation"
Putins Top-General in Moskau getötet – es war Ukraine!
Der ukrainische Geheimdienst hat sich zum Sprengstoff-Anschlag auf den russischen General Igor Kirillow in Moskau bekannt, spricht von "Vergeltung".
Der Leiter der Abteilung für Chemiewaffen der russischen Armee, Igor Anatoljewitsch Kirillow (54), ist am Dienstag in Moskau bei einem mutmaßlich vom ukrainischen Geheimdienst verübten Attentat getötet worden. In der Nähe eines Wohnhauses im Südosten der Hauptstadt sei am Dienstag ein Sprengsatz "an einem geparkten Roller" detoniert, teilte das russische Ermittlungskomitee mit. Neben Kirillow wurde demnach aus dessen Assistent getötet. Nach Angaben aus ukrainischen Geheimdienstkreisen steckt Kiew hinter dem Anschlag.
Der Getötete war der Kommandeur der russischen Truppen zur Abwehr von Angriffen mit radioaktiven, biologischen und chemischen Kampfstoffen (ABC). Die russische Tageszeitung "Kommersant" bezeichnete die Tat auf ihrer Website als "beispielloses Verbrechen".
Kirillow ist der ranghöchste Vertreter des russischen Militärs, der seit Beginn der Offensive in der Ukraine im Jahr 2022 auf russischem Boden getötet wurde. Das Ermittlungskomitee leitete eine Untersuchung wegen "Mordes", eines "Anschlags" und "Waffenschmuggels" ein.
Bilder: Russischer Top-General bei Explosion in Moskau getötet
"Vergeltung ist unvermeidlich"
Nach Angaben der Ermittler ereignete sich die Explosion am Morgen, als Kirillow und sein Adjutant das Gebäude in einer Wohngegend im Südosten Moskaus verließen. Der Roller war demnach in der Nähe des Eingangs geparkt. Bilder des Tatorts zeigen, dass die Explosion den Eingang des Gebäudes schwer beschädigt hatte, auch mehrere Fenster waren zerbrochen.
Aus Geheimdienstkreisen in Kiew wurde kurz nach der Explosion verlautbart, dass Kirillow bei einem "Spezialoperation" des ukrainischen Geheimdienstes SBU getötet worden sei: "Kirillow war ein Kriegsverbrecher und ein absolut legitimes Ziel, da er den Befehl zum Einsatz verbotener chemischer Waffen gegen das ukrainische Militär gab", hieß es weiter. "Ein solch unrühmliches Ende erwartet all jene, die Ukrainer töten. Vergeltung für Kriegsverbrechen ist unvermeidlich."
Chemiewaffen gegen Ukraine eingesetzt?
Der SBU hatte Kirillow am Montag "Kriegsverbrechen" in der Ukraine vorgeworfen, das er Angriffe mit Chemiewaffen in der Ukraine angeordnet habe. Laut dem ukrainischen Geheimdienst wurden seit dem Beginn der russischen Offensive mehr als 4.800 Einsätze mit "chemischer Munition" durch die russische Armee dokumentiert. Russland weist diese Anschuldigungen entschieden zurück.
Im Oktober war Kirillow von Großbritannien wegen des Vorwurfs des Einsatzes von Chemiewaffen in der Ukraine mit Sanktionen belegt worden. London und Washington werfen Russland vor, den Kampfstoff Chlorpikrin gegen ukrainische Soldaten eingesetzt zu haben. Die ölige Flüssigkeit, die als "Grünkreuz-1" massiv im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kam, schädigt die Lunge und kann schwere Augen- und Hautreizungen hervorrufen. Der Einsatz des Giftstoffs ist von der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) verboten.
Russland erklärte dagegen, keine Chemiewaffen mehr zu besitzen. Kiew beschuldigte Moskau allerdings im Juni, die Angriffe an der Front mit gefährlichen verbotenen Chemikalien verstärkt zu haben. Demnach seien allein im Vormonat 700 Einsätze dokumentiert worden.
2024 für Putin das "entscheidende Jahr"
Die Tötung des russischen Kommandeurs erfolgte einen Tag nachdem Kreml-Chef Wladimir Putin Erfolge in der Ukraine gemeldet hatte. Bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen der russischen Armeeführung sagte er, die russischen Truppen seien an der gesamten Front im Vorteil. Der Vormarsch der Armee habe sich beschleunigt. 2024 sei "das entscheidende Jahr bei der Erreichung der Ziele" der Offensive im Nachbarland, betonte Putin.
In den vergangenen Monaten war die russische Armee in der Ostukraine so schnell vorgerückt, wie seit den ersten Wochen der im Februar 2022 gestarteten Offensive nicht mehr. (afp)
Auf den Punkt gebracht
- Der Leiter der Abteilung für Chemiewaffen der russischen Armee, Igor Kirillow, wurde in Moskau bei einem mutmaßlich vom ukrainischen Geheimdienst verübten Attentat getötet.
- Der Anschlag, bei dem ein Sprengsatz in einem Motorroller vor seinem Haus detonierte, wird von Kiew als Vergeltung für Kriegsverbrechen bezeichnet, während Russland die Vorwürfe des Einsatzes chemischer Waffen in der Ukraine zurückweist.
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