Ukraine

Russen sollen nächsten AKW-Boss entführt haben 

Die Ukraine wirft dem Kreml erneut vor, einen wichtigen Mitarbeiter aus dem AKW Saporischschja entführt zu haben. Andere sollen gefoltert worden sein.

Nikolaus Pichler
Beim AKW Saporischschja sollen russische Truppen einen ranghohen Mitarbeiter entführt haben.
Beim AKW Saporischschja sollen russische Truppen einen ranghohen Mitarbeiter entführt haben.
REUTERS

Die Ukraine hat Russland die Entführung eines weiteren hochrangigen Mitarbeiters des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja vorgeworfen. Am Montag hätten "russische Terroristen" den Vize-Generaldirektor für Personalwesen, Waleri Martynjuk, "entführt", teilte der staatliche ukrainische AKW-Betreiber Energoatom am Dienstag mit. Martynjuk werde "an einem unbekannten Ort" festgehalten, hieß es in der Erklärung. Den "russischen Terroristen" warf die Behörde vor, "wahrscheinlich die für sie typischen Folter- und Einschüchterungsmethoden" anzuwenden.

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    Das Team der IAEA-Inspektoren unter der Führung von Generaldirektor Rafael Grossi auf dem Gelände des russisch-kontrollierten AKW Saporischschja in der Ukraine am 1. September 2022.
    Das Team der IAEA-Inspektoren unter der Führung von Generaldirektor Rafael Grossi auf dem Gelände des russisch-kontrollierten AKW Saporischschja in der Ukraine am 1. September 2022.
    via REUTERS

    Russland versucht Energoatom zufolge, Informationen über die Personalakten der Angestellten des Kraftwerks zu erlangen, um die ukrainischen Mitarbeiter zu zwingen, so schnell wie möglich für den russischen Betreiber Rosatom zu arbeiten. Der Direktor des AKW, Ihor Muraschow, war bereits Anfang Oktober von Russland festgenommen und über zwei Tage lang festgehalten worden, bevor er wieder freigelassen wurde. Inzwischen wurde ein neuer ukrainischer Direktor ernannt.

    Putin stellt AKW unter Russen-Verwaltung

    Energoatom forderte nun den Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, auf, sich für Martynjuks Freilassung einzusetzen. Grossi wollte am Dienstag in St. Petersburg den russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen. Das Gespräch wurde vor dem Hintergrund der wiederholten Angriffe rund um und auf das Atomkraftwerk Saporischschja in den vergangenen Monaten vereinbart. Das größte Atomkraftwerk Europas im Süden der Ukraine ist seit März von russischen Truppen besetzt.

    Vor wenigen Tagen hatte Putin das AKW per Dekret unter russische Verwaltung gestellt. Grossi setzt sich für eine Schutzzone rund um das AKW ein und war zuvor deshalb auch in Kiew. Am Montag hatte Moskau mehrere Städte in der Ukraine mit Raketen angegriffen, die nach ukrainischen Angaben vor allem gegen die Energie-Infrastruktur des Landes gerichtet waren.

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