Ukraine
Russen-Rückzug bis Weihnachten dank Berlusconi?
Italiens Ex-Premier Berlusconi glaubt, er könne Putin vom Rückzug aus der Ukraine überzeugen – und so "als Held in die Geschichtsbücher eingehen".
Silvio Berlusconi (86) sieht sich als "einzige Person", die zwischen den Kriegsparteien Russland und der Ukraine vermitteln und für Frieden sorgen könne. Mit dieser Aussage machte der italienische Kulturstaatssekretär Vittorio Sgarbi gegenüber der britischen Zeitschrift "The Spectator" auf sich aufmerksam. Berlusconi wolle den Kreml-Chef davon überzeugen, sich noch vor Weihnachten aus der Ukraine zurückzuziehen.
Aktuell gibt es keine direkten Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau bezüglich einer Beendigung der Kriegshandlungen. Berlusconi will das nun ändern. "Er glaubt, er kann es schaffen. Und wenn er es schafft, ohne die Position der NATO zu untergraben, dann könnte er als Held in die Geschichtsbücher eingehen", so Sgarbi. Sein Privatjet stehe bereit.
Vergebliche Anrufe
Putin und Berlusconi hatten sich während Berlusconis Zeit als Regierungschef angefreundet. Obwohl Putin ihn laut Eigenaussage zu den 5 Freunden zähle, die er habe, konnte Berlusconi den russischen Präsidenten zu Beginn des Krieges telefonisch nicht erreichen. Unklar bleibt, warum er ihn nun erreichen sollte.
Der 86-jährige Senator solle zum Geburtstag sogar Geschenke aus Moskau erhalten haben – und zwar 20 Flaschen Wodka. Er dementierte das, als seine Partei in die Regierung eintrat und befürchtet wurde, sie würde die Russland-Politik der EU torpedieren.
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni fühlte sich genötigt, klar Stellung zu beziehen: "Ich habe die Absicht, eine Regierung mit einer klaren und eindeutigen außenpolitischen Linie zu führen. Italien ist voll und ganz und mit erhobenem Haupt Mitglied der EU und der NATO. Diejenigen, die damit nicht einverstanden sind, werden nicht Teil der Regierung sein können."
Trotz scheinbarer Einigkeit in der Politik brodelt es in der italienischen Bevölkerung. Rund 100.000 Menschen versammelten sich Anfang November in Rom, um gegen Waffenlieferungen an die Ukraine zu demonstrieren. Umfragen zufolge wünschen sich die meisten Italiener, dass sich die Ukraine um Präsident Selenski auf Friedensverhandlungen mit dem Kreml einlässt.