Ukraine

Russen-Mütter in Angst: Ukraine teilt Todes-Hotline aus

Bis zu 6000 Russen starben bisher. Das ukrainische Verteidigungsministerium gibt jetzt Soldaten-Müttern eine Telefonnummer, um Gewissheit zu erlangen. 

Nikolaus Pichler
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Das ukrainische Ministerium wendete sich am Mittwoch mit einem Facebook-Posting an die Mütter von russischen Soldaten. 
Das ukrainische Ministerium wendete sich am Mittwoch mit einem Facebook-Posting an die Mütter von russischen Soldaten. 
Screenshot Facebook/ Ministry of Defence Ukraine

Tag für Tag wehrt sich die Ukraine gegen den russischen Überfall nicht nur auf dem Schlachtfeld. Auch mit einer großangelegten Informationskampagne in den sozialen Medien stemmt sich die Selenski-Regierung seit Kriegsbegin gegen die Invasion und versucht so gleichzeitig, um Solidarität zu werben. Jetzt ergreift das ukrainische Verteidigungsministerium einen weiteren Schritt. 

In einem Facebook-Posting mitsamt Flugblatt wendet sich das Ministerium von Oleksii Reznikov nun an die Mütter russischer Soldaten. "Es wurde beschlossen, gefangene russische Soldaten ihren Müttern zurückzugeben, wenn sie in die Ukraine, nach Kiew, kommen", heißt es darin. Dann nennt das Ministerium den Müttern mehrere Telefonnummern in dem Facebook-Eintrag sowie einen Kanal auf dem Messenger-Dienst Telegram. "Rufen Sie die Telefonnummer auf dem Flugblatt an, um herauszufinden, ob Ihr Sohn inhaftiert oder tot ist, sie müssen zum Telegram-Kanal [...] gehen", schreibt das Ministerium weiter.  

"Bringen Sie die Informationen zu verzweifelten Müttern!"

Bekämen die Mütter bestätigt, dass ihr Sohn am Leben sei, könnten Sie nach Kiew kommen, um ihn dort abzuholen, heißt es weiter in dem Schreiben. Dann die Anleitung: "Fahren Sie nach Kaliningrad oder Minsk. Von dort fahren sie mit dem Bus oder Taxi an die polnische Grenze. Dort werden Sie erwartet und nach Kiew begleitet, wo Ihnen ihr Sohn übergeben wird", schreibt das Ministerium. Die Kontaktaufnahme könne zudem über die offizielle Telefonnummer des Ministeriums sowie über eine entsprechende E-Mail-Adresse erfolgen. 

In einem emotionalen Aufruf appellierte die Ukraine zudem, dass Posting im Netz zu teilen und in Russland zu verbreiten. "Bitte bringen Sie diese Informationen zu Tausenden von verzweifelten russischen Müttern, deren Söhne in der Ukraine gefangen genommen worden sind", heißt es in dem Beitrag. Denn im Gegensatz zu "Putins Faschisten" kämpfe die Ukraine "nicht gegen Mütter und ihre Söhne. 

"Kommt Lösung bei Verhandlungen?"

Zur gleichen Zeit stimmte die Ukraine neuen Verhandlungen mit Russland am Mittwochabend zu. Eine Nachrichtenagentur UNIAN bezog sich dabei auf Informationen des ukrainischen Delegationsleiters David Arachamija. Uhrzeit und Ort für die Gespräche wurden nicht genannt. Nach Kremlangaben ist auch die russische Seite für weitere Gespräche noch am Mittwochabend bereit. Die ersten Verhandlungen am Montag an der belarussisch-ukrainischen Grenze hatten keine Ergebnisse gebracht.

Russen-Minister zeichnet Schreckensszenario

Nun soll es zu einer zweiten Gesprächsrunde kommen. Beobachter sprechen jedoch von Scheinverhandlungen. "Heute Nachmittag, am späten Nachmittag, wird unsere Delegation vor Ort sein und auf die ukrainischen Unterhändler warten", sagte Sprecher Dmitri Peskow in Moskau der Agentur Interfax zufolge. 

Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti, dass ein dritter Weltkrieg ein Atomkrieg wäre. Sollte es dazu kommen, kämen auch Atomwaffen zum Einsatz und das wäre zerstörerisch. Russland wäre einer "realen Gefahr" ausgesetzt, sollte die Ukraine zu Atomwaffen gelangen. Zuvor hatte TASS den Minister mit den Worten zitiert, Russland werde nicht zulassen, dass die Ukraine in den Besitz von Nuklearwaffen kommt.

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    In Schytomyr, einer Stadt rund 140 Kilometer von Kiew entfernt, sorgten Raketeneinschläge für ungeheure Zerstörung. 
    In Schytomyr, einer Stadt rund 140 Kilometer von Kiew entfernt, sorgten Raketeneinschläge für ungeheure Zerstörung.
    via REUTERS