Wien
Aufgedeckt: Rohrbomben-Anschlag mitten in Wien geplant
Er hortete Hitler-Bilder, Nazi-Symbole und Sprengstoff: Wie jetzt bekannt wurde, plante ein Burgenländer einen Anschlag auf ein Openair-Fest in Wien.
Es ist eine höchst brisante Geschichte, von der die Öffentlichkeit ganze 21 Monate lang nicht Notiz genommen hatte: Wie jetzt medial breit bekannt wurde, plante ein Burgenländer (80) einen Anschlag auf das "Volksstimmefest" der KPÖ. Dieser sollte im September 2021 über die Bühne gehen. Das zweitägige Openair findet traditionell auf der Jesuitenwiese im Wiener Prater statt. Nicht einmal die Veranstalter wurden über die potenzielle Gefährdung informiert.
Extremist sitzt im Gefängnis
Aufgeflogen war der mittlerweile zu fünf Jahren Haft verurteilte Rudolf P. wegen Wiederbetätigung auf Facebook, wo er Flüchtlinge mit Raubtieren verglichen und sie sogar als noch "gefährlicher" hingestellt hatte. Im Juli 2021 stürmten Beamte sein unscheinbares Haus in Wulkaprodersdorf im Burgenland, wo der Pensionist zurückgezogen lebte, sich seinem Führerkult hingab, Cannabis anbaute und immer radikalere Postings im Web absonderte. Strafrechtlich hatte er sich nie zuvor etwas zuschulden kommen lassen.
Was die Polizisten in seinem Anwesen sicherstellten, macht fassungslos. Rudolf P. ging in seinem Wahn nur noch mit Waffe schlafen, hatte stets einen Revolver unter dem Kopfpolster. Auch zwei zwei Zastava-Pistolen, eine Schrotflinte sowie eine Pumpgun fanden die Ermittler in seinem Haus.
Drei Kilo Schießpulver in Haus
Brisant: Im Garten und in der Garage des Delinquenten lagerten zehn Rohre, 400 Stück Schweizer Kracher sowie drei Kilo Schießpulver zum Bau von Rohrbomben. "Er hielt es bereit, um sie für ein Sprengstoffattentat zu benutzen", so der Staatsanwalt in der 23-seitigen Anklage, die von schwer begreiflichen Details durchzogen ist.
So hatte Rudolf P. – er führte "Feindeslisten" – unter anderem Hakenkreuze, Hitlers Buch "Mein Kampf", gerahmte Führer-Bilder sowie Aufnahmen von Sprengstoff-Attentäter Franz Fuchs und Massenmörder Anders Breivik daheim. Auch die deutsche Rechtsextremistin Beate Zschäpfe verehrte der Senior, der seine abartige Leidenschaft auf einer 64-Gigabyte-Speicherkarte (Bezeichnung "Adolf H") abgelegt hatte. Auf dem Datenträger enthalten: 1.038 NS-Bilder, elf mit Märschen unterlegte Hitler-Videos und 54 Audio-Clips mit dem Hörbuch "Mein Kampf".
Ermittler: "Besondere Gefährlichkeit"
Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt attestierte ihm eine "besondere Gefährlichkeit". Neben den Wiederbetätigungshandlungen führte die Anklagebehörde "dokumentierte Bomben- und Handgranatenbaupläne" als Begründung ins Treffen. Er habe "alle Mittel zur Umsetzung eines Sprengstoffattentats" besessen und sich zudem "auch gedanklich damit auseinandergesetzt". Laut Staatsanwalt habe er "zumindest einen Versuch mit einer Rohrbombe unternommen " und "somit die Absicht gehabt, in Zukunft ein solche vorsätzliche Gefährdung anderer durch Sprengmittel, zu begehen". Mögliche Mittäter konnten nicht ausgeforscht werden. Nachdem der Richter in erster Instanz eine Strafe von dreieinhalb Jahren verhängt hatte, ging der Ankläger in Berufung; die Oberbehörde erhöhte die Freiheitsstrafe schließlich auf fünf Jahre.
Verurteilter ist krebskrank
Zuletzt saß Rudolf P. gemäß "Heute"-Infos völlig abgemagert in einer Zelle in St. Pölten. "Er ist krebskrank, hat nicht mehr lange zu leben", sagt seine Anwältin Astrid Wagner, die einen geplanten Anschlag auf das Volksstimmefest der KPÖ entschieden in Abrede stellt. "In der gesamten Anklage und in der Hauptverhandlung war vom davon nie die Rede", sagt die Wiener Star-Juristin auf "Heute"-Anfrage. Nachsatz: "Was stimmt, ist, dass ihm unterstellt wurde, Bomben zu basteln."