Spiele-Test
"Roboquest" als Roguelite-Shooter im "Borderlands"-Look
Ein bisschen "Borderlands", ein bisschen "Doom": Das neue "Roboquest" für PC versetzt euch in eine interessante Roboterkampf-Dauerschleife.
Rund drei Jahre war "Roboquest" für PC und den Xbox Game Pass im Early Access, nun haben Publisher Starbreeze Entertainment und Entwickler RyseUp Studio den Startschuss für die Version 1.0 gegeben. Das Spiel setzt auf ein Hybrid-Konzept – einerseits ist es ein knallbunter First-Person-Shooter, dessen Grafik an die "Borderlands"-Games erinnert, andererseits bedient es sich der immer beliebteren Roguelite-Mechanik, bei der man mit jedem Durchgang stärker und besser werden soll. Gespielt werden kann dabei alleine oder zu zweit im Koop, wobei man gegen gewaltige Roboter-Armeen antritt und ihnen laut den Entwicklern in den metallischen Allerwertesten treten soll.
Die Handlung von "Roboquest" ist eigentlich nur dazu da, einen Grund zu haben, immer und immer wieder in die Schlacht gegen die Roboter zu ziehen. So lebt die Menschheit im Jahr 2700 in einer Postapokalypse, die der Welt von "Mad Max" entsprungen sein könnte. Ressourcen sind knapp und statt sich zurückzulehnen, müssen die Menschen Tag für Tag Abfall durchwühlen, um etwas zum Überleben zu finden. Genau dabei stößt das Mädchen Max auf einen alten Wächter-Roboter und bringt ihn wieder zum Laufen, um mit seiner Hilfe die Einöde nach Ressourcen abzugrasen. In dieser Einöde tummeln sich allerdings feindliche Roboter, die etwas oder jemanden schützen zu scheinen.
Allzu viel Erkundung ist im Game nicht möglich
Die Einöde erkunden heißt in "Roboquest" aber, sehr linearen Pfaden zu folgen, denn die Spiel-Areale sind eng begrenzt und bieten kaum Möglichkeiten, wirklich auf die Suche nach Geheimnissen zu gehen. Langeweile kommt dennoch nicht auf, denn kämpft man sich von Abschnitt zu Abschnitt und stirbt dabei irgendwann unweigerlich den Game-Tod, werden die Arela beim nächsten Anlauf zufallsgeneriert und unterscheiden sich in Biome unterteilt so mit jedem neuen Versuch. Und während die Areale zwar begrenzt sind, bieten sie gleich mehrere Möglichkeiten, um etwas mehr Würze in die Angelegenheit zu bringen, nämlich alternative Routen, Schienen und eine Art Parkour-System.
Die alternativen Routen darf man allerdings nur nutzen, wenn man im Spielverlauf Schlüssel einsammelt, die die Tore für die neuen Pfade beim nächsten Anlauf öffnen können. Spannender ist da schon die Entscheidungsfreiheit, ob man sich am Boden durch die zahlreichen Roboter-Feinde kämpfen will oder sie lieber aus der Luft angreift. Viele Areale sind nämlich in die Höhe gestapelt und bieten die Möglichkeit, sich auf eine andere Ebene zu begeben, sich über den Boden zu schwingen und die Roboter dann aus erhöhter Position ins Visier zu nehmen. Und schließlich darf man auch noch in der Spielwelt verlegte Schienen nutzen und gleitend auf alles neben der Strecke ballern.
Riesige Auswahl an Waffen und etwas "Doom"-Feeling
Ballern ist auch das perfekte Stichwort, denn beim Gameplay kommt trotz aller "Borderline"-Ähnlichkeit in Sachen Grafik dann eher "Doom"-Feeling auf. "Roboquest" ist schnell, sehr schnell. Blitzartig bewegt man sich durch die Spielwelt, wechselt ständig im riesigen Arsenal zwischen Pistolen, Maschinengewehren, Schrotflinten, Armbrüsten, Raketenwerfern und ausgefallenen Waffen wie Tomahawks hin und her und grast zwischendrin die Beutekisten ab, die ebenso wie gefallene Feinde neue Waffen und Munition bringen. Selbst die Waffen für den nächsten Durchgang darf man zwar nicht wählen, aber auch so wächst das Arsenal im Spielverlauf beachtlich und recht schnell weiter an.
Überraschend: Jede Waffe spielt sich komplett unterschiedlich und motiviert so zum Ausprobieren, das hätten wir bei der optischen Aufmachung eigentlich nicht erwartet. Außerdem täuschen die Screenshots des Games (siehe Fotostrecke oben), denn was wie ein gemächlicher Shooter aussieht, ist in Wahrheit eine schnelle Ballerei, die noch dazu superflüssig über den Bildschirm rauscht. Und auch die Abwechslung bei den Feinden ist groß, denn auch abseits der coolen Bosse tummeln sich alle Arten von großen und kleinen Maschinen am Boden und in der Luft – und verlangen teils sehr spezielle Bekämpfungstaktiken statt dem simplen Ballern, bis sich nichts mehr bewegt.
Schlaue Roguelite-Mechanik lädt zum Experimentieren ein
"Roboquest" bietet außerdem noch sechs verschiedene Figuren-Klassen, die erst freigespielt werden müssen und über je einen individuellen Skill und eine einzigartige Attacke verfügen. So kann eine Figur Drohnen als Verstärkung anfordern, eine andere sich an Gegner anschleichen und eine dritte einen mächtigen Raketenschlag anordnen. Mit Fortschritt im jeweiligen Spieldurchlauf darf man sich zusätzliche Verstärkungen und Effekte freischalten und sich so immer mehr spezialisieren – oder die jeweils gewählte Guardian-Klasse fast vollkommen verändern, um etwaige Schwächen mit neuen Fähigkeiten gekonnt auszugleichen. Und genau da greift nun die Roguelite-Mechanik ein.
Einerseits darf man Schraubenschlüssel bei den Spieldurchgängen einsammeln, die die Grundlage für jene Upgrades bilden, die man mit dem Spieltod nicht verliert. Diese Schraubenschlüssel werden im Basislager, aus dem man jeden Spieldurchgang neu startet, in Upgrades wie der Menge an auswählbaren Waffen oder die Waffenstärke investiert. Andererseits verliert man alles Übrige mit jedem Spieltod, von Erfahrungspunkten bis zu erspielten Fähigkeiten. Das ist Fluch und Segen zugleich, denn fast alles zu verlieren dämpft etwas die Motivation, allerdings verhindert es aber auch, dass man sich irgendwann so stark hochlevelt, dass der Roguelite-FPS zum faden Spaziergang wird.
"Roboquest" als Roguelite-Shooter im "Borderlands"-Look
Nachdem das Game nun den Early Access verlassen hat, darf man sich nun auch über kleine Videosequenzen im Comic-Look und eine deutsche Fassung freuen. Dazu wird treibender Elektro-Beat im Shooter aufgelegt, ohne dass sich der Sound sonderlich in den Vordergrund trägt. Die Steuerung fällt simpel und präzise aus – auf der Technik-Seite haben die Macher ganze Arbeit geleistet. Lobenswert ist zudem, dass die Macher die Roguelite-Mechaniken nicht überstrapazieren. Muss man in anderen Genre-Vertretern hundertfach die Durchgänge wiederholen, um irgendwann stark genug zu sein, das Spiel zu schaffen, reicht Können in vielen Fällen in "Roboquest" vollkommen aus.
Wer so gar nicht mit "Roguelite"-Spielen anfangen kann, der wird wohl auch um diesen Vertreter trotz allen Lobs einen Bogen machen. Und wer einen AAA-Vertreter mit Hochglanz-Grafik erwartet, wird möglicherweise trotz allem Charme vom bunten Comic-Look, den begrenzten Arealen und der etwas detailarmen und leeren Spielwelt enttäuscht sein. Gerade die riesige Waffen-Auswahl, das gut gelungene Gunplay, die interessante Nutzung der Roguelite-Mechanik und die Möglichkeit, das Game auch im Koop zu erleben, machen "Roboquest" zu einem spannenden Shooter, der uns bisher für so einige Spieldurchläufe motivieren konnte.