Riesen-Ärger im ORF – Aus für Reiterers "Im Zentrum"

Auf dem Küniglberg brodelt es. Der inzwischen schon fast altehrwürdige Polittalk "Im Zentrum", der seit 17 Jahren im Programm ist, steht auf der Abschussliste. Mit dem Jahreswechsel folgt das Aus, ein frischeres Format soll künftig den Sendeplatz einnehmen. Das wurde am Freitag bekannt – "Heute" berichtete.

Diese von ORF-General Roland Weißmann angeordnete Frischzellenkur trifft auch Claudia Reiterer (56), die seit 2017 vor der Kamera durch "Im Zentrum" führt.

Wusste Reiterer von Aus?

Die Ankündigung sei für die Sendungsredaktion mitten in ihrer Sommerpause völlig überraschend gekommen, die bekannte Moderatorin habe überhaupt in ihrem Urlaub davon erfahren, berichtet die "Kleine Zeitung" am heutigen Montag.

Stimmt nicht, sagt der ORF und hält gegenüber "Heute" dagegen: "Claudia Reiterer wurde bereits am 4. Juni davon informiert, dass 'Im Zentrum' mit Jahresende nicht mehr fortgesetzt wird."

Mitarbeiter nicht informiert

Im ORF-Zentrum sollen laut "Kleine" dennoch jetzt die Zeichen auf Sturm stehen. Der ORF-Redakteursrat habe noch am Freitag seinem Ärger in den Sitzungen Luft gemacht, weil man erst durch Medienberichte von Weißmanns Plänen erfahren habe. Diese soll der Rundfunk-Boss nicht wie üblich vorab intern kommuniziert haben. Der Redakteursrat werte das als Foul und Verstoß gegen das Redaktionsstatut, beklagt demnach ein anonymer Sitzungsteilnehmer.

Politische Einflussnahme?

Intern werden offenbar auch Mutmaßungen über politische Einflussnahme laut. Reiterer selbst sei der ÖVP ein Dorn im Auge, die Partei sehe auch das Format an sich skeptisch, weil dort Vertreter aus Regierung und Opposition nebeneinander sitzen. Insider meinen dem Bericht zufolge, dass die Türkisen eher mit einem Format aus langen ungestörten Einzelinterviews, wo die politischen Gegner nur im Anschluss zu Wort kommen dürfen, liebäugeln.

Pikantes Detail: Auch Stiftungsrat Lothar Lockl soll vom ORF-General nicht vorab informiert worden sein. Der Grünen-Wahlkampfstratege und Moderatorin Reiterer waren lange liiert, 2019 erfolgte die Trennung. Sie haben einen gemeinsamen Sohn.

Schon länger in der Kritik

Gänzlich überraschend ist das Aus von "Im Zentrum" jedenfalls nicht. Schon länger ist man in der ORF-Chefetage unzufrieden mit der Sendung.

Das Format kämpft schon seit der Coronazeit mit viel Kritik, einem anhaltenden Quotentief und angeblich und internen Unstimmigkeiten im Team. Der langjährige Sendeleiter Matthias Schmelzer hatte kurz nach Neujahr hingeschmissen, sogar von einem Zerwürfnis mit Reiterer war damals die Rede.

Aus der ORF-Information hieß es dazu gegenüber der "Presse", dass der Polittalk nicht mehr so gut funktioniere: "Sendungen mit so vielen Gästen sind vorbei". Das sehe man auch in Deutschland.

Ein Vorbild für das neue Format hat ORF-Boss Weißmann schon: Die Sendung soll sich am deutschen Sonntagstalk "Caren Miosga" in der ARD orientieren.

Wie auch immer der neue Talk dann aussehen wird, Claudia Reiterer ist scheinbar nicht mehr als Aushängeschild vorgesehen. Weißmann will nämlich schon bald mit einem Casting für die Moderation beginnen.