Steiermark

Rettung bringt Frau wegen Corona nicht ins Spital – tot

Trauer und Wut bei Familie A. aus Graz: Barbara A. wurde nach einem Herzinfarkt erst beim zweiten Rettungseinsatz ins Klinikum gebracht und dann sofort notoperiert. Doch die 62-Jährige starb wenig später.

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Vertritt Familie von Opfer Barbara A.: Anwältin Karin Prutsch (r.)
Vertritt Familie von Opfer Barbara A.: Anwältin Karin Prutsch (r.)
privat

Den schmerzlichen Verlust der geliebten Gattin und Mutter will Familie A. aus der Steiermark nicht einfach so hinnehmen. Denn laut Sohn und Ehemann hat die Rettung die 62-Jährige trotz Herzinfarktes nicht ins Spital gebracht. Mutmaßlicher Grund: die Corona-Pandemie.

Kein Puls mehr

Rückblick: Am 22. März hatte die 62-Jährige über Schwindel, Atemnot, Hörverlust, Sodbrennen und Durchfall geklagt, ein Familienmitglied wählte den Notruf. „Beide Rettungssanitäter meinten, dass sie keinen Puls mehr spüren würden. Dennoch gingen sie davon aus, dass es sich nur um eine Verkühlung handle“, sagt die Anwältin der Familie.

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    Vertritt Familie von Opfer: Anwältin Karin Prutsch-Lang (r.)
    Vertritt Familie von Opfer: Anwältin Karin Prutsch-Lang (r.)
    privat

    Die Patientin musste laut Familie eine Bestätigung des Einsatzes unterschreiben. Einer Aufforderung des Gatten, man möge seine Ehefrau doch ins Spital bringen, wurde angeblich mit einem Verweis auf die Corona-Situation abgelehnt.

    Zweiter Rettungseinsatz und Not-OP

    Fünf Stunden später verschlechterte sich der Zustand von Barbara A. nochmals, erneut kam die Rettung, nach einigen Diskussionen wurde die Patientin ins Grazer LKH gebracht. Dort wurde die 62-Jährige sofort am Herz notoperiert – zwölf Stunden später war sie tot.

    Ermittlungen laufen

    Die Familie schaltete Anwältin Karin Prutsch ein, diese schrieb eine Sachverhaltsdarstellung an die Grazer Anklagebehörde. Staatsanwalt Hans-Jörg Bacher: „Es wird wegen des Verdachts der grob fahrlässigen Tötung ermittelt.“

    Ein Sprecher des Rettungsdienstes dazu: „Unser Mitgefühl gilt der Familie. Die Dame hat einen Revers unterschrieben. Beide Rettungsteams müssen eine Sachverhaltsdarstellung machen – wir klären den Fall auf, intern und extern."