Spieletests

"Resident Evil Village Gold Edition" – Albtraumhaft gut

Nachschub für Horror-Fans! Mit der "Gold Edition" kommen ein neuer DLC, Third-Person-Modus und Söldner-Missionen zu "Resident Evil Village".

Rene Findenig
Die "Resident Evil Village Gold Edition" zeigt sich im Test als furioses Horror-Meisterwerk.
Die "Resident Evil Village Gold Edition" zeigt sich im Test als furioses Horror-Meisterwerk.
Capcom

Wie schon bei "Resident Evil 7 biohazard" gibt es nun auch das volle Horror-Paket für den achten Hauptteil der Serie: Die "Resident Evil Village Gold Edition" ist ein spielbarer Albtraum im besten Sinne des Wortes. Die Edition bringt neben dem Hauptspiel auch die so genannte Winters-Erweiterung. Und die beinhaltet einen neuen Third-Person-Modus für das einstige Ego-Perspektiven-Horror-Spiel, zusätzliche Söldner-Missionen und eine brandneue Erweiterung namens "Shadows of Rose". Speziell die Erweiterung zeigt sich im Test als wahre Horror-Perle, doch auch die Third-Person-Perspektive der Vorgänger-Games hat hier ihren ganz besonderen Reiz. "Heute" hat sich mutig in die Horror-Abgründe der "Gold Edition" gewagt.

Was "Resident Evil 7 Biohazard" zum Erscheinen Anfang 2017 geschafft hat, setzte "Resident Evil Village" Mitte 2021 gleich in mehrfacher Hinsicht fort: Statt in Third-Person- ging es in Ego-Perspektive ins schaurige Abenteuer, der Grusel-Faktor war aufgrund des "Texas Chainsaw Massacre"-Settings nicht nur der höchste der Serie sondern auch einigen Spielern zu viel, es gab einen eigenen VR-Modus, einen neuen Spielhelden, und trotzdem blieb man beim Speichern, Rätseln und Kämpfen der Serie überaus treu. "Village" zeigte dann auch gleich, dass der Protagonist der neuen "Resident Evil"-Teile durchaus mit den alten Serien-Helden mithalten kann. Und das "Village"-Setting in einem rumänischen Dorf glich einem Horror-Geniestreich. 

Nicht nur für Neulinge, sondern auch für Kenner

Mit der neuen "Gold Edition" für "Resident Evil Village" darf man nun noch einmal erleben, was Ethan Winters in das gar nicht so beschauliche Dorf trieb und wie er dort verzweifelt aufbrechen muss, um seine Tochter Rose zu retten. Das Baby wurde ihm nämlich zu Spielbeginn unter äußerst rätselhaften Umständen entrissen. Die "Gold Edition" spricht aber nicht nur jene Zocker an, die "Resident Evil Village" bisher gar nicht erlebt haben, sondern bringt auch Kennern ein prall gefülltes Paket an neuen Inhalten. Zuerst zum Bekannten im Schnelldurchlauf (für Details geht es HIER zum ausführlichen Test). Im Hauptteil hat sich bis auf einen neuen Grafikmodus, auf den wir später genauer eingehen werden, generell nichts geändert.

1/10
Gehe zur Galerie
    Wie schon bei "Resident Evil 7 biohazard" gibt es nun auch das volle Horror-Paket für den achten Hauptteil der Serie. 
    Wie schon bei "Resident Evil 7 biohazard" gibt es nun auch das volle Horror-Paket für den achten Hauptteil der Serie.
    Capcom

    Trotz Setting im Vampir- und Werwolf-Gewand orientiert sich die Story stärker an den Umbrella- und Lord-Spencer-Wurzeln der Reihe. Dies geschieht auch weniger über neue Geheimnisse und offene Fragen, sondern webt diese Elemente geschickt in die Handlung ein, was auch Anfänger ein sonst notwendiges Vorwissen erspart. Grandiose Arbeit leistet dabei das Figuren-Design: War man in "biohazard" zwar mit einigen coolen Bossen konfrontiert, zeigten sich die übrigen Gegner jedoch nur als undefinierbare Pilz-Schleim-Monster. Nun steht man neben den Hauptbösewichten wie einer drei Meter großen Vampir-Dame auch herumwirbelnden Lykanern, Vampiren, gruseligen Ghulen und klassischen Zombies gegenüber.

    "Resident Evil Village" nun auch als klassischer Teil

    Die Vielfalt an Feinden ist damit gewaltig gewachsen und räumt einen Kritikpunkt am Vorgänger aus. Gleichzeitig ist das Figuren-Design detaillierter: Statt Schleim und Schemen gibt es nun jeden Reißzahn, jede Kralle und jedes Haar an den Gegnern zu sehen. Und Capcom legt da mit der "Gold Edition" noch eine Schippe drauf und liefert einen Third-Person-Modus, den man eigentlich gar nicht erwartet hätte. Nun darf man in klassischer Manier der Vorgänger auch Ethan Winters optional über die Schulter schauen und die Reaktionen auf die Angriffe der Monster beobachten. Die Einführung des neuen Grafikmodus ist dabei mehr als eine simple Dreingabe, denn er wurde mit viel Herzblut und Detailverliebtheit umgesetzt.

    Ethan erscheint messerscharf, seine Kleidung wurde beeindruckend animiert und weht beim Laufen beispielsweise im Wind und auch das Zielen und Schießen funktioniert überraschend gut. Das ist beeindruckend, denn eigentlich kommt es im Titel oftmals auf schnelle Reaktionen und einen noch schnellere Finger am Abzug an, außerdem sollte jeder Schuss sitzen. Dass das auch in der generell minimal schwammigeren Third-Person-Perspektive ebenso gut funktioniert, hätten wir vorher kaum glauben wollen. Ein, zwei kleine Mankos gibt es aber, obwohl der grandiose Eindruck überwiegt: So schrecken manche Jumpscares ohne Ego-Perspektive nicht mehr ganz so und in Videosequenzen wird wieder die Ich-Perspektive benützt.

    Als Söldner darf man auch mal der Bösewicht sein

    Die Wahl zwischen Ego- und Third-Person-Perspektive haben Spieler im Hauptmenü, ein fließendes Wechseln zwischen den beiden Modi ist während des Gameplays nicht möglich. Ebenfalls neu im Hauptmenü zu finden ist außerdem der zweite Bestandteil der "Gold Edition". Es gibt neue Zusatzmissionen für die Söldner-Aufgaben, jene Missionen, in denen wildes Geballer mit einem riesigen Arsenal statt Grusel und Flucht auf der Tagesordnung stehen. Und auch wenn uns dieser Modus bisher eher kalt gelassen hat, bekommt auch er einen echten Bonus spendiert. Hier darf man nicht nur in die Haut des Sturmgewehr-bewaffneten Chris Redfield schlüpfen, sondern auch die Kontrolle über die Oberbösewichte übernehmen.

    Während man auf der Jagd nach den schnellstmöglichen Kills heranstürmender Gegner ist, schleudert man nun mit Heisenbergs Magnet-Kräften allerlei Schrott auf die Feinde und schickt ihnen zusätzlich Robo-Soldaten auf den Hals. Oder aber man mag es wortwörtlich etwas blutiger und übernimmt die große Vampirfürstin Lady Dimitrescu, die von oben auf ihre Gegner blickt, ihnen mit messerscharfen Krallen zu Leibe rückt und ihre Vampirtöchter als Verstärkung rufen kann. Eher bekannt spielt sich dagegen der militärisch ausgebildete Held Chris Redfield, der aber auch mit Faust-Angriffen überrascht. Jede spielbare Figur verfügt außerdem über verrückte Spezialangriffe und für Kenner des Modus gibt es zwei neue Karten.

    Mit der Erweiterung wurde auch der Horror erwachsen

    Dicke Spoiler-Warnung an dieser Stelle, denn nun geht es um den dritten Bestandteil der "Gold Edition", der neuen Erweiterung "Shadows of Rose"! Während wir so gut wie nichts, das noch nicht bekannt ist, über die Story verraten, sollten Spieler aber das Ende des Hauptteils erlebt haben, bevor sie weiterlesen. Ansonsten empfehlen wir an dieser Stelle, die folgenden Absätze zu überspringen und direkt beim Fazit weiterzulesen. Ihr wurdet gewarnt, also los gehts es: Die gute Nachricht für jene, die es gar nicht erwarten können ist, dass sich "Shadows of Rose" direkt starten lässt, auch wenn man beim Hauptteil noch gar nicht durch ist. Um die Story zu verstehen, empfehlen wir aber dringend den "Village"-Abschluss.

    Protagonistin der Erweiterung ist Rose, Ethans im Hauptteil verschwundene Tochter. Ganze 16 Jahre sind ins Land gezogen und aus Rose ist ein nicht ganz so typischer Teenager geworden. Die junge Frau wird nämlich von mysteriösen Kräften geplagt, die nicht nur ihr selbst, sondern auch Umstehenden Angst machen. Von Militärs genau beobachtet und von Mitschülern gehänselt bedeuten die Kräfte für die Protagonistin einfach nur einen Fluch. Und weil Rose deshalb einfach nicht mehr weiter weiß, soll eine Rückkehr ins Dorf des Hauptteils den Kräften endlich Einhalt gebieten. Die Rückkehr an die Orte des Hauptteils bedeutet dabei aber auch, dass Kenner keine neuen Schauplätze mit Rose zu Gesicht bekommen.

    Mit Rose spielt es sich schutzloser und gruseliger

    Zumindest aber die Wege durch die Ortschaften des Hauptteils sind neu und einige Umgebungen zwar bekannt, aber entweder aus einem anderen Sichtwinkel gezeigt oder um kleinere Räume und Abzweigungen ergänzt. Interessant ist, dass "Shadows of Rose" auch wieder einen gruseligeren Ansatz wählt, statt uns direkt mit Monstern zu konfrontieren. Einerseits warnen und leuchtende Schriftzeichen vor drohenden Gefahren, andererseits ist das Waffenarsenal eher überschaubar und durch die magischen Fähigkeiten können wir Gegner zwar zeitweise aufhalten, aber oft nicht zwingend besiegen. Und besonders schaurig: Eine neue Gegner-Art hat sich fest vorgenommen, unser Gesicht fressen zu wollen. Mahlzeit!

    Dass nicht so sehr Action, sondern mehr Weglaufen und Verstecken im Mittelpunkt steht, gefällt gut. Ständig herrscht ein Gefühl der Schutzlosigkeit vor und besonders ab der Hälfte der Erweiterung zieht der Horror-Faktor ordentlich an. Als wirkliche Waffen stehen für Rose nur eine Pistole und ein Gewehr zur Verfügung, ihre magischen Fähigkeiten lassen sie aber auch den aus dem Hauptteil und Vorgänger bekannten Schimmelpilz auf interessante Art und Wiese nutzen. Kleiner Wermutstropfen: Anders als im Hauptteil dürfen wir hier nicht zwischen Ego- und Third-Serson-Perspektive wechseln, "Shadows of Rose" lässt uns der Protagonistin nur über die Schulter blicken. Schade, gerade beim prominenteren Horror.

    Fazit: Albtraumhaft gutes Erlebnis mit der "Gold Edition"

    Etwas angezogen hat in der Erweiterung auch der Anteil von Rätseln, gar nicht so sehr in Form von Puzzles und Vorrichtungen, sondern eher in Sachen gruseliges Versteckspiel, wie man es legendär noch aus "biohazard" kennt. Insgesamt spielt sich Rose erfrischend, auch wenn letztlich einige Umgebungsrätsel nicht wirklich viel Sinn ergeben, etwa wenn man Pilzgeflechte wegräumen muss und dies eigentlich durch die eigenen Kräfte tun können sollte, aber noch extra Umwege laufen muss. Egal, der Horror-Faktor ist extrem hoch, die Story spannend gestaltet und das Gameplay erfrischend. Entsprechend ausgezeichnet fällt die Wertung auch für die gesamte und neue "Resident Evil Village Gold Edition" aus. 

    Für nur ein wenig Aufpreis im Vergleich zum Hauptspiel gibt es jede Menge neuer Horror-Inhalte, wobei das Highlight nicht nur der "Shadows of Rose"-DLC, sondern auch der neue Third-Person-Modus für das Hauptspiel ist. Wer dazwischen noch mehr Abwechslung braucht, kann nun im Söldner-Modus in die Haut monströser Kreaturen schlüpfen. Entsprechend lohnt sich die Anschaffung für Kenner und Neulinge gleichermaßen. Albtraumhaft gut! Die "Resident Evil Village Gold Edition" ist ein Horror-Meisterwerk in Reinform, das zeigt, dass Capcom auch auf die jahrelangen Fans der Serie hört und ihnen nicht nur neuen Grusel-Stoff serviert, sondern auch Wünsche wie einen Third-Person-Modus unglaublich gut umsetzt.

    An der Unterhaltung teilnehmen