Wolodimir Selenski
"Reichen nicht aus" – Ukraine-Ansage lässt aufhorchen
In einem großen Interview macht der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski beachtliche Ansagen zu Wladimir Putin und Donald Trump.
Seit über zwei Jahren wehrt sich die Ukraine gegen die russische Invasion. Wie geht es weiter? Wie kann es eine Lösung geben? Wie geht sein Sohn damit um? Präsident Wolodimir Selenski äußert sich in einem Interview unter anderem mit "Bild" und anderen Medien des Springer-Verlags zur Lage seiner Nation.
Selenski über Donald Trump
Dem ukrainischen Präsidenten zufolge hat Donald Trump den Willen bekundet, die Ukraine zu besuchen. Selenski sagte, der voraussichtliche republikanische US-Präsidentschaftskandidat habe auf eine Einladung in die Ukraine geantwortet, "dass er will, aber dass er nicht weiß, wann er das tun kann". Selenski sagte, er hoffe, dass dies bald der Fall sein werde.
Allerdings beunruhige Selenski Trumps Idee, wie der Krieg beendet werden könne - indem Teile der Ost-Ukraine und die Halbinsel Krim an Russland abgetreten werden sollen. "Wenn der Deal darin besteht, dass wir einfach unsere Territorien abgeben und wenn das die Idee ist, dann ist die Idee sehr primitiv."
Selenski über die Siegeschancen der Ukraine
Der ukrainische Präsident ist davon überzeugt: "Wir werden auf jeden Fall siegen. Wir haben keine Alternative. Aber das zu versprechen und ein Datum zu nennen, das kann ich nicht tun." Zudem könne es nur einen Sieg geben, wenn sein Land bestimmte westliche Technologien erhalte. "Wir haben einen Plan für eine Gegenoffensive." Moderne Waffen aus dem Westen seien dafür aber unabdingbar.
Selenski über Putin
Ohne westliche Waffen und Unterstützung sei die Zukunft düster. "Die Luftabwehrsysteme, die wir haben, reichen nicht aus." Das würde Russlands Präsident Wladimir Putin nur noch mehr stärken. Denn: "Er versteht nur Macht." Und: "Sein Wunsch ist es, die gesamte Ukraine einzunehmen." Selenski vergleicht Putin mit einem Tier, das sich nicht verteidigen könne und deshalb noch mehr Zerstörung anrichte.
Territorien abzugeben, wie es Trump offenbar vorschlägt, sei für ihn keine Option. Auch mit Putin zu verhandeln, komme für Selenski nicht infrage. "Wir haben es hier mit Putin zu tun. Alles, was er bisher gesagt hat - danach hat er anders gehandelt. Wir können ihm nicht vertrauen."
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Selenski über die Unterstützung aus den USA
Die USA sind seit der russischen Invasion im Februar 2022 der wichtigste militärische Unterstützer Kiews. Doch seit dem vergangenen Jahr blockieren die Republikaner im Kongress unter dem Druck von Ex-Präsident Trump ein neues Ukraine-Hilfspaket im Wert von 60 Milliarden Dollar (rund 55 Milliarden Euro).
Selenski bekräftigte seine Forderung an den US-Kongress, den Weg für die Hilfsmittel freizumachen. Nur mit modernen Waffen könne die Ukraine die russische Armee schlagen. Russland habe mehr Menschen und mehr Waffen. "Aber die modernen Waffensysteme hat der vereinigte Westen." Sein Land plane eine Gegenoffensive gegen die russischen Invasionstruppen. Hierfür seien jedoch Waffen unter anderem aus den USA nötig.
Selenski über westliche Verbündete
Selenski wiederholte in dem Interview gegenüber den Springer-Medien zudem seine Kritik an westlichen Verbündeten der Ukraine, die seinem Land bestimmte Waffen nicht liefern wollen. Unter Bezugnahme auf deutsche Taurus-Marschflugkörper, US-ATACMS-Kurzstreckenraketen und F-16-Kampfjets sagte Selenski: "Unsere Partner haben bestimmte Waffen, die wir heute brauchen, um zu überleben. Und ich verstehe einfach nicht, warum wir diese Waffen nicht bekommen."
Selenski über seinen Sohn
Selenskis Sohn Kirilo ist elf Jahre alt - und spricht mit seinem Vater über den Krieg. "Er stellt die Frage: Wann werden wir siegen?", erzählt Selenski, der sich sicher sei, dass sein Sohn einen Sieg sehen wolle.