Experte mit Schock-Prognose

"Es gibt nichts, was der Ukraine jetzt helfen könnte"

Die ukrainische Armee tut sich schwer damit, ihre Verluste auszugleichen. Von einer Generalmobilmachung will Kyjiw nichts wissen.

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"Es gibt nichts, was der Ukraine jetzt helfen könnte"
Nach dem Dronenangriff auf die ostukrainische Stadt Charkiv bergen Helfer einen verwundeten Anrainer.
REUTERS/Vitalii Hnidyi

Elon Musk hat mit seinen neusten Einschätzungen zum Krieg in der Ukraine Entrüstung ausgelöst: Zwar sieht es der Multimilliardär als faktisch unmöglich an, dass Russland das ganze Land erobert, warnt aber eindringlich vor weiteren Gebietsverlusten. "Je länger der Krieg dauert, desto mehr Territorium wird Russland gewinnen, bis sie am Dnipro fürs Erste gestoppt werden. Aber wenn der Krieg lange genug dauert, wird auch [die Hafenstadt] Odessa fallen", ist sich Musk sicher.

Musk und Selenskyj sind sich für einmal einig

Seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar 2022 hat sich Musk immer wieder scheinbar auf die Seite der Invasoren gestellt und damit im Westen Kritik hervorgerufen. Doch die neuesten Prognosen des selbsterklärten Geopolitik-Experten sind gar nicht weit entfernt von den Warnungen des ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Immer wieder betonte dieser in neuster Zeit, dass dringend massiv mehr westliche Hilfe erforderlich sei, um größere Gebietsverluste zu verhindern.

Nach dem Raketenangriff auf die Hauptstadt lässt sich Kyjiws Bürgermeister Vitali Klitschko den Ort der Zerstörung zeigen.
Nach dem Raketenangriff auf die Hauptstadt lässt sich Kyjiws Bürgermeister Vitali Klitschko den Ort der Zerstörung zeigen.
REUTERS/Gleb Garanich

Denn während es mit der Bewilligung milliardenschwerer Hilfspakete hadert, drohen viele westliche Länder aus Sicht der Ukraine auch durch Wahlen in den jeweiligen Staaten abgelenkt zu werden – zugleich rechnen Beobachter damit, dass Russland im Sommer erneut eine gross angelegte Offensive starten will. Ukrainische Militäroffiziere zeichnen ein düsteres Bild der Lage und sehen eine große Gefahr, dass die Frontlinien unter dem russischen Druck zusammenbrechen könnten.

"Gibt nichts, was der Ukraine jetzt helfen könnte"

"Es gibt nichts, was der Ukraine jetzt helfen könnte, denn es gibt keine ernstzunehmenden Technologien, mit denen die Ukraine die große Masse an Truppen aufhalten könnte, die Russland wahrscheinlich auf uns werfen wird. Wir haben diese Technologien nicht, und der Westen hat sie auch nicht in ausreichender Zahl", so ein hochrangiger Offizier gegenüber "Politico". Die Militärs erhielten im Gegenzug für ihre Informationen Anonymität.

Wir haben die Technologien nicht, und der Westen hat sie auch nicht in ausreichender Zahl
Ukrainischer Offizier

Zwar leiste die Ukraine nach wie vor erbittert Widerstand, dies werde aber aufgrund der verzögerten Waffenlieferungen und schwächelnder Unterstützung zunehmend schwieriger. Zudem hat Kyjiw immer größere Probleme, die Personalverluste auszugleichen – die Absenkung des Wehrpflichtalters von 27 auf 25 Jahre sei zwar eine Reaktion, aber eine "unzureichende".

"Politische Vorstellung statt Realität"

Auch den Beteuerungen von Oleksandr Syrskyj, dass die Truppenstärke der Ukraine weiterhin angemessen sei, widersprechen die Offiziere. Die Offiziere, die unter Syrskyjs beliebtem Vorgänger Saluschni gedient hatten, werfen dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine vor, sich mit den Aussagen viel eher den politischen Vorstellungen als der Realität anzupassen. Denn Kyjiw seien die großen Verluste zwar nur zu klar, die Regierung zögere aber aufgrund politischer Bedenken davor, eine umfassende Mobilisierung durchzuführen.

Während Musk in der Vergangenheit wiederholt als Agitator gegen die Ukraine kritisiert wurde, scheint seine jetzige, düstere Prognose also nicht allzu weit entfernt von der Einschätzung ukrainischer Offiziere. Ob sich die Ukraine gezwungenermaßen bald an den Verhandlungstisch setzen muss oder ob die nachdrücklichen Forderungen des Nato-Chefs Jens Stoltenberg nach einem 100-Milliarden-Hilfspaket bei den westlichen Ländern doch noch Gehör finden, dürfte für den weiteren Bestand der Ukraine in ihrer jetzigen Form von entscheidender Bedeutung sein.

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