Österreich
Rechnungshof nimmt Staatsoper in die Mangel
Der Rechnungshof hat die Staatsoper geprüft und erstaunliche Missstände aufgedeckt. Das Haus könnte bis zu 700.000 Euro einsparen.
Zwei Bereiche wurden vom Rechnungshof besonders hart kritisiert: Die (eigentlich verbotenen) Barauszahlungen und eine wirre Kartenvergabe. Die Kartenvergabe sei "intransparent und unwirtschaftlich", die kaufmännischen Geschäftsführer wurden ins Visier genommen. Derzeit hat Thomas W. Platzer diesen Job über.
Die Kartenvergabe
„Der kaufmännische Geschäftsführer reservierte am Anfang der Saison für mehrere Kartenbüros und Vereine Kartenkontingente im Ausmaß von bis zu rund 45.000 Karten ohne nachvollziehbares Auswahlverfahren der Kontingentbezieher, ohne interne Richtlinien und ohne Wahrung des Vier–Augen–Prinzips. Die Kartenbüros gaben die Karten grundsätzlich mit Aufschlägen weiter, die teilweise wesentlich höher waren als jene, die die Wiener Staatsoper GmbH für besonders nachgefragte Aufführungen verrechnete", kritisierte der Rechnungshof.
„Das fehlende Vier-Augen-Prinzip barg Risiken hinsichtlich Korruption und Nichteinhaltung von Compliance–Regeln", hieß es in dem am Freitag veröffentlichten Bericht.
Die Barauszahlungen
Beanstandet wurden auch die notorischen Barauszahlungen, die seit dem Burgtheaterskandal 2014 der Bundestheaterholding verboten wurden. Trotzdem wurden insgesamt 1,10 Millionen Euro bar ausbezahlt.
„Genehmigungen des kaufmännischen Geschäftsführers für die Barauszahlung an Dritte lagen teilweise nicht vor. Die Handkassa wurde nicht regelmäßig im Vier–Augen–Prinzip kontrolliert und war hinsichtlich der darin verwahrten Beträge unterversichert", stellte dazu der Rechnungshof fest.
Der Operball
Sogar beim Opernball fanden die staatlichen Kontrollore ein Büschel Haare in der Suppe: Der RH stellte fest, dass der hohe Anteil von 32 Prozent an vergünstigten Opernballkarten der Jahre 2012 bis 2016 zu einem gesamten Einnahmen-Entfall von rund 2,32 Mio. Euro geführt hatte. Außerdem sei nicht ausreichend sichergestellt gewesen, dass vergünstigte Karten wie etwa Dienstkarten nicht weitergegeben wurden und mit diesen Unberechtigte den Opernball privat besuchten.
Auch die Live-Streams aus der Staatsoper rechnen sich nicht wirklich. Die Einnahmen betrugen 81.000 Euro bei gleichzeitigen Kosten von 413.000 Euro.
Die Einsparungen
Würden alle seine Empfehlungen umgesetzt, könnte die Staatsoper bis zu 700.000 Euro einsparen, schreibt der Rechnungshof.
(GP)