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Ratenkauf-Falle – Schüler häuft 9.000 € Schulden an

Ein junger Berufsschüler steht nun vor einer Schuldenlast von 9.000 Euro. Ratenkäufe und unbedachte Bürgschaften brachten ihn die missliche Lage.
Christoph Weichsler
02.02.2025, 21:04

Ein Wiener Berufsschüler träumte von der Selbstständigkeit in der ersten eigenen Wohnung – doch unbedachte Ratenkäufe und Finanzentscheidungen stürzen ihn in die Schuldenfalle. Ein unterschriebener Handyvertrag für einen Freund und Möbelkäufe auf Raten bringen sein Konto ins Minus – mittlerweile sitzt der junge Wiener auf 9.000 Euro Schulden.

Vom Finanzführerschein zur Schuldenberatung

Vor einem Jahr hatte der junge Mann den FSW-Finanzführerschein erfolgreich abgeschlossen, ein Schritt, der ihm eigentlich helfen sollte, finanziell auf sicheren Füßen zu stehen. Doch die Realität zeigte eine andere Seite. Während der Kurs wertvolle Kenntnisse über den Umgang mit Geld vermittelte, war er in Bezug auf Online-Bezahldienste und "Buy now, pay later"-Angebote überfordert.

"Online-Bezahldienste, die auf dem System von 'Buy now pay later' basieren, ermöglichen es, mit wenigen Klicks und ohne großes Nachdenken zu kaufen. Das hat viele Jugendliche schon in die Schuldenfalle geführt. Besonders Influencer:innen tragen zur Verlockung bei“, erklärt Gudrun Steinmann von der FSW Schuldenberatung.

Prävention durch Bildung

Trotz der finanziellen Schwierigkeiten konnte der junge Mann dank des FSW-Finanzführerscheins, der in Berufsschulen angeboten wird, die Verantwortung für seine Schulden übernehmen. Im Rahmen des Programms lernen Jugendliche, wie man ein Budget erstellt und welche Gefahren mit unüberlegten Konsumentscheidungen einhergehen können. "In jedem Workshop des FSW-Finanzführerscheins gibt es Jugendliche, die mit diversen Bezahldienstleistern bereits negative Erfahrungen gemacht haben und darüber berichten", so Steinmann weiter.

Hilfe zur Selbsthilfe

Nachdem er sich an die FSW Schuldenberatung gewandt hatte, wurde ein detaillierter Budgetplan erstellt, der seine Einnahmen und Ausgaben realistisch darstellte. Es zeigte sich, dass der junge Mann monatlich etwa 350 Euro zur Rückzahlung seiner Schulden aufbringen kann, nachdem seine Fixkosten wie Miete und Strom abgezogen wurden. Die Schuldenberatung soll den Menschen helfen, eine klare Übersicht über ihre finanzielle Situation zu bekommen und einen Rückzahlungsplan zu erstellen, erklärt Steinmann. Im Fall des Berufsschülers war es nicht erforderlich, einen Privatkonkurs zu beantragen.

Zunächst wurde die dringlichste Zahlung – der Kontoüberzug – mit einem Teil des Weihnachtsgeldes beglichen, um die Zinsschulden zu vermeiden. Anschließend wurde beschlossen, jeden Monat 100 Euro für die nächsten fünf Monate für die Rückzahlung des Überzugs zu verwenden. Der Weg ist noch lang, aber die Schulden sind nun mit einem klaren Plan im Griff.

Finanztipps der FSW-Expertin

Steinmann gibt klare Ratschläge, um solchen Situationen vorzubeugen: "Die wichtigste Maßnahme ist, offen über Geld zu sprechen. Nicht nur in der Familie, sondern auch in der Schule und unter Freunden. Denn nur mit einem ehrlichen Überblick über die eigenen Finanzen können wir bewusste Kaufentscheidungen treffen."

Gudrun Steinmann von der FSW Schuldenberatung:
Gudrun Steinmann von der FSW Schuldenberatung: "Die wichtigste Maßnahme ist, offen über Geld zu sprechen. Nicht nur in der Familie, sondern auch in der Schule und unter Freunden."
FSW

Sie empfiehlt zudem, regelmäßig das eigene Konto zu überprüfen, spontane Käufe zu vermeiden und für größere Anschaffungen ein finanzielles Limit festzulegen. "Wenn das Konto überzogen wird, gerät man schnell in die Schuldenfalle. Es ist wichtig, das zu vermeiden und keine Verträge für andere zu unterschreiben, um nicht mitverantwortlich zu werden."

Prävention ist der Schlüssel

Der Fall des jungen Berufsschülers zeigt, wie schnell sich Schulden ansammeln können – gerade bei jungen Erwachsenen, die zum ersten Mal finanzielle Verantwortung übernehmen. Doch er ist auch ein Beispiel für die Bedeutung von Prävention. Dank des FSW-Finanzführerscheins konnte der junge Mann rechtzeitig Hilfe finden und einen realistischen Plan zur Schuldenrückzahlung aufstellen.

Die präventive Arbeit, wie sie mit dem FSW-Finanzführerschein gemacht wird, sei wichtig, um junge Menschen vor einer Überschuldung zu bewahren. "Jeder fünfte, der sich an eine Schuldenberatung wendet, ist unter 30 Jahre alt. Daher muss frühzeitig ein Bewusstsein für die eigene finanzielle Situation geschaffen werden", sagt Steinmann abschließend.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 02.02.2025, 21:19, 02.02.2025, 21:04
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