Beratungsjahr 2023 war Erfolg
Rat auf Draht hat im Vorjahr 1.300 junge Leben gerettet
Pro Tag wenden sich rund 150 junge Menschen an die Hotline. Sie leiden an Liebeskummer, aber auch sehr ernste Themen kommen immer öfter zur Sprache.
Seit Generationen wissen Kinder und Jugendliche, dass sich hinter den drei Zahlen 150 rasche, niederschwellige und kostenlose Hilfe verbirgt. Weniger bekannt ist, dass "Rat auf Draht" zu über 50 Prozent aus Spenden finanziert wird. Im Schnitt werden 150 Beratungen pro Tag geführt. Die Zahl der Beratungen bleibt jährlich in etwa konstant. Was sich verändert hat, sind die Themen, mit denen sich Kinder und Jugendliche an die Beratungsstelle wenden. Im Vorjahr hat die Hotline 1.300 suizidale Jugendliche aufgefangen, also 1.300 Mal mit Jugendlichen über ihre Suizidgedanken gesprochen.
"Die Themen sind ernster und komplexer geworden. Es geht weiterhin um Liebeskummer, Konflikte mit Eltern oder Sexualität, immer mehr jedoch um psychische Probleme, Leistungsdruck, Zukunftsängste, Überforderung und Suizidalität", so Birgit Satke, Leiterin der Notrufnummer 147 von Rat auf Draht im Gespräch mit "Heute". Dadurch habe sich die Beratungsdauer im Vergleich zu vor der Pandemie verlängert. Auch sei das Thema Cybermobbing präsent.
Schwere Themen lasten auf der Kinder-Psyche
Auch wenn es nach wie vor um Liebeskummer und andere Themen des Erwachsenwerdens geht, belasten neuerdings auch sehr ausgewachsene Probleme die jungen Seelen lange und tiefgehend: Corona-Pandemie, Krieg gegen die Ukraine, der Gaza-Konflikt oder die Teuerungen wirken sich nicht nur auf die Psyche von Erwachsenen, sondern auch auf jene von Kindern und Jugendlichen aus, weiß die Expertin. Weitere häufige Themen sind diese:
▶801 Mal hat die Hotline zum Thema Mobbing und Cybermobbing beraten
▶859 Mal zum Thema Sucht
▶1.961 Mal zu den Themen Liebeskummer und Beziehungsprobleme
▶278 Mal hat die Hotline geholfen, die richtige Berufswahl zu treffen
Eines der Hauptanliegen der Hotline ist es, Kinder und Jugendliche über die psychosoziale Landschaft in Österreich aufzuklären und sie darüber zu informieren, welche Angebote es gibt und welche Leistungen diese erbringen. Was macht beispielsweise ein Psychologe und wie läuft ein Besuch beim Psychologen ab. Themen rund um die mentale Gesundheit haben stark zugenommen. Jede fünfte Beratung dreht sich um Gesundheit oder psychische Probleme, das entspricht über 10.000 jährlich.
Burschen glauben, alles aushalten zu müssen
Mädchen würden sich mehr Gedanken und Sorgen über Themen wie Beziehungen machen, egal ob familiäre Beziehungen, jeden zu Freundinnen oder Liebesbeziehungen. Auch bei psychischen Belastungen melden sich mehr Mädchen und junge Frauen, weil sie eher bereit sind, etwas dagegen zu unternehmen. "Während bei Burschen eher die Meinung herrscht, dass man so etwas als Mann aushalten muss. Hier versuchen wir zu sensibilisieren und zu vermitteln, dass es keineswegs ein Zeichen von Schwäche ist, sich Hilfe zu holen, ganz im Gegenteil."
Bei der Telefonberatung sind es überwiegend männliche Kinder und Jugendliche: 51,25 Prozent männliche Anrufer, 35,14 weibliche, 11,77 unbekannt, 0,30 divers. Bei den schriftlichen Beratungskanälen (Chat, Peerberatung) sind die Mädchen stärker präsent: 72,47 Prozent weiblich, 2,37, divers, 1,60 unbekannt, 23,56 männlich.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Im Jahr 2023 konnte die Hotline "Rat auf Draht" 1.300 jungen Menschen helfen und ihre Leben retten
- Die Themen der Beratungen sind ernster und komplexer geworden, wobei psychische Probleme, Leistungsdruck und Zukunftsängste im Vordergrund stehen
- Die Beratungsdauer hat sich im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie verlängert, und auch das Thema Cybermobbing ist präsent
- Mädchen und junge Frauen suchen häufiger Hilfe bei psychischen Belastungen, während Burschen eher dazu neigen, Probleme als Mann aushalten zu wollen
- Insgesamt hat die Beratung zu Gesundheit und psychischen Problemen stark zugenommen, und die Hotline versucht, Kinder und Jugendliche über die psychosoziale Landschaft in Österreich aufzuklären