Ukraine
Putin vor Sieg in Bachmut? Ukraine ruft zur Flucht auf
Von drei Seiten eingeschlossen wird die Lage in Bachmut für alle Ukrainer immer prekärer. Die Regierung ruft nun alle Zivilisten zur Flucht auf.
Die Lage im umkämpften Bachmut im Osten der Ukraine ist dramatisch. Die Stadt befindet nach monatelanger Offensive im Würgegriff der russischen Armee und vor allem den Söldnern der Gruppe Wagner.
Nach mehreren teuer erkauften Vorstößen im Umland konnten sie Bachmut mittlerweile von drei Seiten her einschließen. Die wichtigsten Versorgungsrouten in das ukrainische Bollwerk liegen bereits in Sicht- und Schussweite der russischen Waffen.
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Angesichts der schweren Kämpfe hat die ukrainische Regierung auch die letzten dort noch ausharrenden Zivilisten zur Flucht aufgerufen.
"Wenn Sie zurechnungsfähige, gesetzestreue und patriotische Bürger sind, sollten Sie sofort die Stadt verlassen", appellierte Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschukin am Freitag an die vermutlich nur noch wenige Tausend Verbliebenen.
Nach Wereschtschuks Angaben sind noch gut 6.000 Zivilisten in der Stadt. Es sind vor allem ältere Menschen, die weiter in Bachmut ausharren. Manche sympathisieren mit Russland, andere wollen ihren einzigen Besitz oder ihren Geburtsort nicht verlassen.
Schlachtfeld ein "Fleischwolf"
Die russische Armee und Söldner der Wagner-Miliz rennen seit Monaten unter schweren Verlusten gegen die ukrainischen Verteidiger der fast völlig zerstörten Stadt an. Die Stadt mit einst mehr als 70.000 Einwohnern in der Oblast Donezk steht praktisch unter Dauerbeschuss der Russen. Doch an den Verteidigern bissen sie sich bis dato die Zähne aus.
Besonders die Opferzahlen unter den in Gefängnissen rekrutierten "Freiwilligen" der Söldnergruppe Wagner sollen horrende Ausmaße angenommen haben. Die Grabenkämpfe in einer völlig von Bombentrichtern zernarbten Landschaft riefen bei vielen Militärexperten die Schlacht von Verdun im Ersten Weltkrieg in Erinnerung. Auch von einem "Fleischwolf" war ob der blutigen Kämpfe die Rede.
Russen-Ziel wohl vereitelt
Seit Wochen wird immer wieder spekuliert, dass ein geordneter Rückzug der Ukrainer aus Bachmut bevorstehen könne. Doch geht die US-Denkfabrik "Institute for the Study of War" (ISW) davon aus, dass die ukrainische Armee alles tun werde, die Stadt so lange wie möglich zu halten.
Mindestens eine Woche würden die Verteidiger auf jeden Fall noch rausschlagen wollen, um das von den Russen ausgegebene Jahresziel, den Ort bis zum ersten Jahrestag des Kriegsbeginns am 24. Februar 2022 vollständig einzunehmen, zu vereiteln.
"Monströse Militärbürokratie"
Dieses Ziel zu erreichen, gestalte sich für die Kreml-Truppen aber immer schwieriger, da sich laut dem Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin derzeit täglich 300 bis 500 neue ukrainische Kämpfer aus allen Richtungen nähern würden – "auch der Artilleriebeschuss wird mit jedem Tag intensiver", schrieb der Söldner-Führer unlängst bei Telegram.
Über Jewgeni Prigoschin
Jewgeni Prigoschin (61) wurde durch Wladimir Putin zum Milliardär. Doch die zugeschanzten Staatsaufträge haben einen Preis: Erst zog Putins Intimus aus St. Petersburg für ihn an der Spitze einer Horde Internet-Trolle in den digitalen Propaganda-Kampf, mittlerweile führt er mit seiner Söldner-Truppe "Wagner" den Krieg gegen die Ukraine an vorderster Front.
Gleichzeitig äußert Prigoschin heftige Kritik an der regulären russischen Armee. "Ich denke, wir hätten Bachmut eingenommen, wenn es nicht diese monströse Militärbürokratie gäbe und wenn man uns nicht jeden Tag Steine in den Weg legen würde", donnerte der Söldner-Boss in einem auf Telegram veröffentlichten Video. Deshalb könne eine Eroberung frühestens "März oder April" gelingen.
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