Ukraine
Putin laufen Kämpfer weg – Kreml beklagt Hysterie
Immer mehr Menschen flüchten aus Angst, in den Krieg geschickt zu werden, aus Wladimir Putins Russland. Der Kreml ortet deshalb eine Hysterie.
Nach dem Befehl von Kremlchef Wladimir Putin zur Teilmobilmachung für den Krieg in der Ukraine hat die Führung in Moskau "Hysterie" im Land beklagt. Zugleich schloss sie Reservisten mit bestimmten Berufen von der Zwangsrekrutierung aus. So würden etwa IT-Spezialisten, Experten zur Sicherung des Finanzsystems oder auch Mitarbeiter der Massenmedien, die zu den "systemerhaltenden" Berufen gehörten, nicht eingezogen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
Regelrechter Exodus aus Russland
Angesichts der Einberufung von Reservisten für den Krieg in der Ukraine verließen Tausende Männer fluchtartig das Land. Der Exodus gilt als Gefahr auch für die russische Wirtschaft. Schon nach dem von Putin angeordneten Einmarsch in die Ukraine im Februar hatten Zehntausende Menschen das Land verlassen. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, dass Beschäftigte im Hochtechnologiebereich nicht eingezogen werden sollten.
Nicht in den Krieg müssen demnach auch die Mitarbeiter der staatlichen Propagandamedien. Sie befeuern den Krieg und hatten von Putin einen stärkeren Einsatz in der Ukraine gefordert. Geschützt sind demnach Redakteure, Verleger, Mitarbeiter von Fernsehen, Radio und Zeitungen. Sie gehören zu Putins wichtigen Machtstützen. Viele in Russland werden nun aber völlig überraschend eingezogen – inklusive dramatischer Abschiedsszenen.
Auf Twitter kursierte am Donnerstag ein Video, das Männer beim Verlassen einer Arena zeigte, die offenbar als Rekrutierungszentrum dient. Ehe sie in Busse stiegen, umarmten sie wartende Angehörige. Viele weinten, einige hielten sich vor Kummer die Hand vor den Mund. In Moskau bekreuzigten sich Frauen vor einem Mobilisierungszentrum beim Anblick von Männern, die offenbar eingezogen werden sollten.
"Ihr seid bereits Komplizen bei all diesen Verbrechen"
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski forderte russische Staatsbürger in seiner Videobotschaft am Donnerstagabend zum Protest gegen die Teilmobilmachung auf. Zugleich äußerte er Kritik an jenen, die sich dem Druck gebeugt hätten, in der russischen Armee zu kämpfen. Auch gegen Russen wandte er sich, die sich bisher nicht gegen den Krieg ausgesprochen haben: "Ihr seid bereits Komplizen bei all diesen Verbrechen, Ermordungen und Folterungen von Ukrainern."