Fussball

Proteste gegen Regime: Irans Fußballer riskieren Leben

Das iranische Nationalteam beteiligt sich an den Protesten in ihrem Heimatland. Ein Bundesliga-Profi äußert sich öffentlich mit harscher Kritik.

20 Minuten
Die iranische Nationalmannschaft verdeckt die Nationalflagge.
Die iranische Nationalmannschaft verdeckt die Nationalflagge.
gepa

Vor dem Fußball-Länderspiel des Iran gegen Senegal (1:1) in Maria Enzersdorf ist es vor dem Stadion im Zusammenhang mit dem Tod der 22-jährigen Iranerin Mahsa Amini zu Protesten gekommen. Rund 100 Personen hatten demonstriert, dazu hatten laut eines Polizeisprechers mehrere nicht akkreditierte Personen versucht, ins Stadion zu gelangen, dies sei verhindert worden.

Das Spiel fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Außerdem zeigte sich das iranische Nationalteam bei der Hymne mit schwarzen Kapuzenjacken über ihren Trikots, um die iranische Nationalflagge zu verdecken. Mit dieser Aktion riskierten die Spieler ihr Leben.

Im Testspiel erzielte Bayer Leverkusens Stürmer Sardar Azmoun das Tor für die iranische Mannschaft. Der 27-Jährige war es auch gewesen, der die iranische Regierung vor dem Spiel öffentlich kritisiert hatte. "Schämt euch alle, wie leichtfertig Menschen ermordet werden. Lang leben die iranischen Frauen", hatte er auf Instagram geschrieben, der Post wurde inzwischen wieder gelöscht.

"Ich kann die Stille nicht länger ertragen", schrieb er zudem. Eigentlich hätte er sich nicht äußern dürfen, bis er das Trainingslager verlassen habe, führte er aus. Die möglichen Konsequenzen waren ihm egal: "Wenn sie mich aus dem Team strei­chen wollen, ist das das Opfer für eine ein­zige Haar­strähne einer ira­ni­schen Frau."

Ex-Profi droht Verhaftung

Azmoun war nicht der einzige Fußballer, der sich gegen das iranische Regime stemmte, aber er gehörte zu den lautesten. "Wenn das Mus­lime sind, möge Gott mich zum Ungläu­bigen machen", schrieb er. Kein Wunder also, war sein Instagram-Account vorübergehend nicht mehr vorhanden, mittlerweile ist er das aber wieder.

Captain Ali-Resa Dchahanbachsch meldete sich am Donnerstag auf Insta zu Wort und schrieb: "Wir sind immer auf der Seite des Volkes, das in diesen Tagen nichts anderes fordert als seine grundsätzlichen Rechte." Stürmer Mehdi Taremi meinte: "Ich schäme mich (als Iraner), wenn ich die Bilder der letzten Tage sehe."

Neben Azmoun, Dchahanbachsch und Taremi gehört auch Ex-Profi Ali Karimi der Protest-Bewegung an. "Hab keine Angst vor starken Frauen. Vielleicht kommt der Tag, an dem sie deine einzige Armee sind", schrieb er auf Social Media. Das wurde dem Ex-Bayern-Spieler zum Verhängnis. Wie die ARD-Journalistin Natalie Amiri berichtet, soll Karimis Haus beschlagnahmt worden sein. Die ira­ni­schen Revo­lu­ti­ons­garden sollen zudem Karimis Ver­haf­tung fordern, berichtet die Platt­form
"Per­sian Soccer".

Die 22-jährige Amini war vor gut einer Woche von der Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die strenge islamische Kleiderordnung festgenommen worden, einige Haare sollen unter ihrem Kopftuch ersichtlich gewesen sein. Was genau mit Amini nach ihrer Festnahme geschah, ist unklar, jedenfalls fiel sie ins Koma und starb am Freitag in einem Krankenhaus.

Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben, die Polizei weist diese Vorwürfe zurück. Seitdem demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen den repressiven Kurs der Regierung. Wie die Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tion Iran Human Rights berichtet, gab es bis Freitag bereits 50 Tote.

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