"Vor der Nase gestohlen"

Profibande raubt gezielt Reisende im ÖBB-Zug aus

In einem Nachtzug von Berlin nach Wien wurden gleich mehrere Personen bestohlen. Zwei Betroffene berichten nun von der Schreckensfahrt.

Newsdesk Heute
Profibande raubt gezielt Reisende im ÖBB-Zug aus
Der in Wien lebende Steirer Roland. A., nachdem er den Diebstahl realisiert hatte: "Das Coolste am Nachtzugfahren: Man braucht sich um das Gepäck nicht mehr kümmern, weil man keines mehr hat".
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In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden gleich mehrere Personen in einem ÖBB-Nachtzug von Berlin nach Wien bestohlen. Mindestens sechs Fahrgäste dürften betroffen sein.

Darunter befinden sich auch zwei in Wien lebende Männer. Ihnen wurde im Schlaf der Laptop sowie das Gepäck gestohlen.

Dreiste Diebe

Das Diebesgut befand sich in unmittelbarer Nähe der Bestohlenen. Der gestohlene Trolley war über dem Kopf eines Opfers auf der Gepäckablage. Ein Laptop wurde von dem Tisch eines Raubopfers entwendet. "Ich versteh’s, wenn mein Gepäck am Ende des Zuges steht. Es war aber über mir und der Laptop vor meiner Nase", so ein Fahrgast. Der andere Rechner in einer Tasche, ungefähr zehn Zentimeter neben dem Kopf des anderen Reisenden.

Der in Wien lebende Steirer Roland A. hat nicht nur in Wien, sondern auch in der tschechischen Stadt Břeclav Anzeige erstattet, wo auch bereits fünf weitere Anzeigen im Zusammenhang mit dem gleichen Zug eingegangen sind. Dort soll sich der Zug etwa zwei Stunden aufgehalten haben.

Profis aus der Nordslowakei

Wie der in Wien lebende Steirer von den tschechischen Exekutivbeamten erfuhr, ereignen sich solche Diebstähle öfters. Sie vermuten, dass es sich bei den Tätern um eine Bande aus der Nordslowakei handelt. Ein gestohlenes Mobiltelefon wurde demnach zwei Stunden später auf der Autobahn in Richtung Brünn geortet.

Die Diebe dürften vorbereitet gewesen sein. Zwar befanden sich, im Gegensatz zum Nachtzug selbst, Kameras am Bahnhof. Die Kriminellen dürften aber gewusst haben, wie sie den Zug besteigen, um dabei nicht gefilmt werden. Aufnahmen der Täter gibt es nämlich keine.

"Keine Anteilnahme" der ÖBB

Die Waggons, in denen die beiden Männer aus Wien waren, sind keine Schlafwaggons und somit nicht absperrbar. Als sie sich nach der Anzeige beim ÖBB-Schalter am Wiener Hauptbahnhof meldeten, war die Reaktion ernüchternd. "Von der ÖBB gab es keine Anteilnahme. Sie haben sich keine Daten aufgeschrieben und nur gemeint, wenn wir schon bei der Polizei waren, gibt es nichts mehr zu machen", so der Betroffene.

Laut dem Konzern kommen Diebstähle in den Zügen selten vor. "Wir empfehlen aber allen unseren Reisenden auf ihre Wertsachen besonders zu achten, dies gilt besonders in der Nacht", heißt es auf "Heute"-Anfrage. Die Sitzwaggons könne man nicht versperren, da Reisende während der gesamten Fahrtstrecke bei allen Stationen zu- und aussteigen. Hier rate man auf Wertgegenstände besonders zu achten - offenbar auch bei nächtlichen Reisen.

"Fürs Klima"

Ob die ÖBB selbst ein Verzeichnis über solche Diebstähle führt, wurde nicht beantwortet. Auch wie man trotz keinen Kameras im Zug die Sicherheit gewährleistet, blieb seitens des Unternehmens offen.

"Das Coolste am Nachtzugfahren ist, man braucht sich um das Gepäck nicht mehr kümmern, weil man keines mehr hat", schreibt einer der Betroffenen, der es sich gut überlegen wird, wieder den Nachtzug zu nutzen.

Auch der andere Mann zeigt sich enttäuscht. "Ich mach's ja wirklich fürs Klima. Ich nehm gern die 12 Stunden in Kauf, aber wenn die depperte ÖBB die Sicherheit nicht hinkriegt, brauch’ ich's echt nicht", so der Bestohlene.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Mehrere Personen wurden in einem Nachtzug von Wien nach Berlin bestohlen, darunter zwei Männer, die mit "Heute" gesprochen haben
    • Die Diebe stahlen das Diebesgut in unmittelbarer Nähe der Opfer
    • Es wird vermutet, dass es sich um eine Bande aus der Nordslowakei handelt
    • Die Sicherheit in den Zügen wird infrage gestellt
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