Sie hatte zugesperrt!
Frau schlief im Nightjet – Dieb raubte ihr Abteil aus
Dreimal verriegelt: Trotzdem schaffte es eine Bande in Salzburg, in das Abteil von Alexandra R. einzudringen und ihr die Tasche zu stehlen.
Ende November feierte Alexandra R. ihren 60. Geburtstag in Wien. Doch nun hat das Fest einen bitteren Beigeschmack. Denn die Wahl-Züricherin wurde im ÖBB-Nightjet bestohlen. Diebe drangen während eines Aufenthaltes in ihr Schlafwagen-Abteil ein – obwohl die Türe mit drei Schlössern versperrt war.
Die Aufsichtsrätin pendelt sehr viel zwischen Wien und Zürich: "Ich fliege meistens. Im Sinne des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit wollte ich zum ersten Mal mit dem Nightjet fahren", erzählt die 60-Jährige im Gespräch mit "Heute". Am 28. November fuhr der Zug um 21.27 Uhr vom Wiener Hauptbahnhof ab.
„Die Zugbegleiterin hat mich noch extra darauf hingewiesen, dass ich ja alle drei Schlösser der Türe versperre. Ich fand das etwas übertrieben, habe es aber gemacht“
"Ich hatte das Abteil für mich allein. Die Zugbegleiterin hat mich noch extra darauf hingewiesen, dass ich ja alle drei Schlösser der Türe versperre. Ich fand das etwas übertrieben, habe es aber gemacht", so Alexandra R. Die 60-Jährige verstaute ihre Laptop-Tasche unter dem Bett, ihre Handtasche lagerte sie zwischen ihren Füßen im Bett. "Ich bin so gegen 22 Uhr schlafen gegangen, habe noch etwas auf dem Handy gehört. Dann bin ich eingeschlafen."
Gegen 0.15 Uhr kommt der Nightjet in Salzburg an, steht dort dann rund 2 Stunden und 15 Minuten: "Ich bin kurz aufgewacht und habe gemerkt, dass wir stehen. Dann bin ich aber wieder weggedöst", berichtet Alexandra R. Um 6 Uhr Früh kam dann das böse Erwachen: "Mir kam irgendetwas komisch vor, dann habe ich bemerkt, dass meine Handtasche fehlt."
„Der Schaffner und die Zugbegleiterin wussten Bescheid, es dürfte also kein Einzelfall sein. Ich war wirklich geschockt, aber zum Glück ist mir nichts passiert“
In Panik lief die gebürtige Wienerin hinaus, fand ihre Haube am Gang: "Eine Dame hat mir dann erzählt, dass ihr das auch schon passiert ist. Sie schläft nur noch auf ihren Sachen. Auch der Schaffner und die Zugbegleiterin wussten Bescheid, es dürfte also kein Einzelfall sein. Ich war wirklich geschockt, aber zum Glück ist mir nichts passiert", erklärt die 60-Jährige.
Alexandra R. erstattete Anzeige bei der Polizei: "Mein Pass wurde in Salzburg gefunden, aber das Geld ist natürlich weg. Ich gehe davon aus, dass das Profis waren, denn meine Türe war verschlossen. Die sind in Salzburg in den Zug rein, stehlen, was geht und sind dann wieder raus. Ich hätte gerne mehr die Bahn genützt, aber mit dem Nightjet fahre ich nie wieder!"
Sonder-Gruppe der Polizei ermittelt
Für die Salzburger Polizei ist dies kein neuer "Trend": "Diebstähle in Zügen kommen immer wieder vor. Wir haben daher eine eigene Sonder-Ermittlungsgruppe ins Leben gerufen, die sich um diese Fälle kümmert", so eine Pressesprecherin. Im konkreten Fall wurden bereits die Videoaufnahmen des Bahnsteiges angefordert, diese werden nun ausgewertet. "Unsere Ermittler forschen die Banden aus, in einigen Fällen kommt es dann sogar zu einer Gegenüberstellung."
"Heute" fragte zudem bei den ÖBB nach, ob die Sicherheitsvorkehrungen ausreichend sind: "Um die Sicherheit unserer Reisenden zu gewährleisten, haben wir in unseren Nachtzügen verschiedene Maßnahmen gesetzt. Pro Waggon verrichtet mindestens ein Mitarbeiter des Nachtzugpersonals seinen Dienst und führt regelmäßig Kontrollgänge durch. Während der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhepausen werden diese von den anderen Kollegen übernommen", erklärt ein Pressesprecher.
„Wurde die Türe ordnungsgemäß von innen verriegelt, so kann diese nicht ohne erhebliche Gewaltanwendung von außen geöffnet werden“
Zudem würden im Liege- und Schlafwagen alle Abteile über mehrere Schlösser verfügen: "Lediglich eines davon kann mit einem speziellen Schlüssel, den unser Personal mitführt, von außen einen Spalt breit geöffnet werden. Wurde die Türe ordnungsgemäß von innen verriegelt, so kann diese nicht ohne erhebliche Gewaltanwendung von außen geöffnet werden", so der Sprecher.
Weiters führt der Pressesprecher aus, dass die interne Fachabteilung Konzernsicherheit eng mit der Exekutive zusammenarbeiten würde: "Die Kollegen erhalten zudem Informationen von unserem Nachtzugpersonal und führen interne Erhebungen durch, um so weitere Maßnahmen zu entwickeln – das wird auch in diesem konkreten Fall so gehandhabt. Es tut uns sehr leid, dass die Kundin eine derartige Erfahrung in einem unserer Züge gemacht hat."