Niederösterreich

Primärversorgungszentren! Nicht alle Ärzte sind happy

Bis zum Jahr 2024 soll es 14 PVZs in NÖ geben, ein weiteres PVZ soll jetzt in Melk entstehen. Nicht alle Ärzte sind jedoch glücklich darüber.

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Seit Jahren gibt es in Teilen der Ärzteschaft Vorbehalte gegenüber neuen, sogenannten Primärversorgungszentren (PVZ). Diese PVZ, oder auch PVE (Primärversorgungseinheit) genannt, beschäftigen mehrere Ärzte und Personal anderer Gesundheitsberufe an einem Standort.

Damit agieren die Zentren wie kleine Ambulanzen. Weil sie von Politik und Gesundheitskassen als Rezept gegen Ärztemangel gefördert werden und somit Konkurrenz für bestehende Einzelordinationen darstellen können, gehen manche Ärzte jedoch auf Distanz.  

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    PVZ in Melk - Landesrat Martin Eichtinger (2. v. li.)
    PVZ in Melk - Landesrat Martin Eichtinger (2. v. li.)
    privat

    Auch in St. Pölten soll, neben dem bereits bestehenden PVZ Süd, eines im Norden entstehen. Der bekannte Unternehmer Peter Sonnleitner baut die ehemalige Spitzenfabrik in Viehofen zu einem Ambulatorium um, das vier bis sechs Ärzte samt zusätzlichem Gesundheitspersonal beherbergen soll - mehr dazu hier.

    Widerstand einer Ärzteplattform

    "Damit gibt es nicht nur für das am Gelände bereits bestehende "Betreute Wohnen Living City" ortsnahe medizinische Versorgung", so Sonnleitner, "sondern auch für die Bevölkerung im Norden neue Angebote." 

    Dagegen regt sich nun heftiger Widerstand einer Ärzteplattform "Freiwilligkeit": Man lehne eine zweite Primärversorgungseinheit strikt ab, moniert Dr. Robert Eglhofer seinen Protest in einem Schreiben an den Obmann der Gesundheitskasse Norbert Fidler. Der Allgemeinmediziner fürchtet, dass "leichte Fälle" von Patienten das PVZ aufsuchen würden und Stammpatienten mit komplizierteren gesundheitlichen Problemen die Einzelpraxen der Allgemeinmediziner. Das bedürfe einer zeitaufwändigeren Behandlung, deren Kosten nicht von der Gesundheitskassa entgolten werden, so Eglhofers Kritik.

    Norbert Fidler zeigt sich verwundert: "Es gibt eine klare Vereinbarung mit der Ärztekammer. In deren Gremien hat man sich einstimmig für die Errichtung von PVZ ausgesprochen. Das ist für mich gültig." Primärversorgungszentren seien neue Angebote, um die Bevölkerung flächendeckend medizinisch versorgen zu können. In einem PVZ gibt es ein Ärzteteam, das sich die Dienste aufteilen könne. Damit werden Ärzten mit Betreuungspflichten, etwa für Kinder, flexible Dienstzeiten ermöglicht. Weitere PVZ-Standorte seien bereits in Purgstall und Schwarzatal in Gloggnitz fixiert, so Fidler. Insgesamt wolle man bis 2024 in Niederösterreich 14 PVZ errichtet haben.

    PVZ in Melk

    Im Wahlkampf 2022 um die Ärztekammer positionierte sich die neue Kurienobfrau Dr. Martina Hasenhündl mit der Aussage "Aktueller PVE-Vertrag, nein danke!". Ob sich sich ihre Haltung geändert habe, wurde sie ihm Rahmen einer Pressekonferenz für ein neues PVZ in Melk gefragt: "Ich war nie gegen PVZ", so Hasenhündl. "Es hat aber keinen Sinn, in einem Flächenbundesland wie Niederösterreich ein PVZ etwa an der tschechischen Grenze zu errichten". Ein PVZ müsse sich rechnen, das sei in einem Gebiet mit wenig Einwohnern nicht garantiert. Hasenhündl wird nun allerdings die Entscheidung von Ärztekammer, Politik und Gesundheitskasse mittragen müssen.