Spieletests
"Potion Tycoon" im Early Access – es ist wie verhext
"Potion Tycoon" tritt als Management-Simulation für PC in den Early Access. Die Zutaten für die magischen Tränke passen aber noch nicht ganz zusammen.
"Potion Tycoon" aus dem Hause Snowhound Games, das es nun in den Early Access für PC geschafft hat, hat ein magisches Konzept. Spieler sollen nach und nach immer mehr Zaubertränke kreieren und diese am umkämpften Markt auch gewinnbringend verkaufen. Das altertümlich auftretende Fantasy-Spiel mit einem handgezeichnet wirkenden 2D-Grafik-Stil macht optisch ganz schön was her, verlässt sich aber beim Gameplay ganz auf klassische Management-Strukturen, allerdings in einem magischen Gewand. Anfangs startet man mit einem eher heruntergekommenen Tränke-Laden, sehr wenigen Mitarbeitern und noch weniger Zutaten. Nur eine Handvoll Rezepte gibt es zum Start ins Abenteuer.
Das ändert sich natürlich schnell, denn mit den ersten verkauften Tränken nimmt man Geld ein, das sich in neue Rezepte, Zutaten und Maschinen stecken lässt. Das Prinzip dabei ist im Grundzug immer gleich: Um neue Tränke zu entwickeln, müssen im ersten Schritt die Zutaten manuell zusammengefügt und gebraut werden. Haben diese dann den von den Kunden erwünschten Effekt, darf man die Produktion automatisieren und sich um weitere, neue Tränke kümmern. Dazu muss aber alles im Getränkeladen im Auge behalten werden: Es müssen genug Maschinen vorhanden sein, die mit genug Rohstoffen versorgt werden und von genug Mitarbeitern bedient werden. Und natürlich muss Geld für alles reinkommen.
Automatisierungen sind ein zweischneidiges Schwert
Spieler dürfen mit Fortschritt des Games auch festlegen, welche Produkte Vorrang vor anderen bekommen und wann welche Tränke gebraut werden sollen. Das ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits nimmt das Automatisieren der Produktion dem Spieler manuelle Arbeit ab und ist weit effizienter, andererseits haben Spieler weniger Freiheiten, die Maschinen so auf- und einzustellen, wie sie es persönlich für richtig halten. Hier hätte das Game den Spielern mehr Verantwortung geben dürfen. Weiter geht es mit dem Verkauf: Damit Kunden auf die Tränke anspringen, müssen sie nämlich nicht nur gut sein, sondern auch entsprechend in der Regalen des Tränkeladens ansprechend präsentiert werden.
Sind Tränke fertig, dürfen Spieler sie in selbst entworfenen Flaschen abfüllen, auf verschiedenste Weisen bewerben und im Laden zum Verkauf anbieten. Je mehr verkauft wird, desto mehr Rezepte schalten sich frei, die wiederum zu stärkeren und für verschiedene Einsatzgebiete spezielleren Tränken führen. Mit Erfolgen erzielte Erfahrungspunkte dürfen zudem in einen Fähigkeitenbaum investiert werden, der wiederum die einzelnen Mitarbeiter spezialisiert. So werden aus den anfänglichen Standard-Mitarbeitern etwa Braumeister oder Verkaufsexperten. Auch da zeigt sich noch ein Problem, denn manche Mitarbeiter weigern sich trotz Spezialisierung, ihrer Aufgabe nachzugehen und widmen sich lieber anderen Tätigkeiten.
Noch einige Balancing-Probleme vorhanden
Im Blick behalten muss man auch die verschiedenen Fraktionen des Spiels, denn hält man ein Gleichgewicht aus gutem Ruf bei Hexen und Zauberern, steigt auch der Gesamterfolg. Der Sinn dahinter: Einst sollen wir so geachtet von allen Fraktionen im Land werden, um als König zu herrschen. Diese Fraktionen treten übrigens auch immer wieder mit kleinen Story-Missionen an uns heran, bei denen wir sie mit ganz besonderen Utensilien versorgen müssen. Eine wirkliche Handlungs-Erzählung gibt es allerdings nicht. Im normalen Game-Ablauf zeigt sich schnell ein weiteres Problem der Balance: Ob ein Trank bei Kunden ankommt, ist oft dem Zufall überlassen. Tut er es, brauen KI-Konkurrenten ihn nach, stehlen den Erfolg.
Selbst wenn man sich sehr viel Zeit für die Zutaten und den Brauprozess nimmt und sogar laut Spiel den besten aktuell möglichen Trank braut, kann dieser zum Ladenhüter werden, weil ihn die Kunden hassen. Warum? Das verrät das Spiel oft nicht. Und: Um erfolgreich zu wirtschaften, braucht es in "Potion Tycoon" Dutzende Spielstunden und eine gehörige Prise Glück. Bei all der Kritik muss aber gesagt werden: "Potion Tycoon" ist im Early Access und wird von den Entwicklern laufend und umfassend verbessert, was auch dem Balancing zugute kommen sollte. Und: An anderen Stellen ist die Management-Simulation im Fantasy-Gewand bereits ein richtig gutes Spiel. Etwa, wenn es um den Umfang an Möglichkeiten geht.
An anderer Stelle bereits ein richtig gutes Game
Mit dem Wachsen des Tränkeladens entsteht ein riesiger Bau, der je nach Wunsch Felder zum Anbau von Zutaten, Verkaufsflächen, Maschinenhallen und Dutzende andere Räume errichten, nicht noch dazu mit einer Menge Dekorationen ausstaffiert werden können, was die Motivation der Mitarbeiter und die Kauflust der Kunden hebt. Wer will, kann zudem extrem in die Details gehen und statt die Tränke in Standardflaschen abzufüllen sogar Flaschen, Korken und Etiketten selbst gestalten. Auch diese Mühe wird belohnt mit einer feststellbaren Steigerung der Verkäufe. Was das Game allerdings noch benötigen würde, wäre ein ausführlicheres Tutorial, weil viele der teils sehr komplexen Mechanismen anfangs überfordern.
Die Steuerung mit Maus und Tastatur wiederum ist selbsterklärend, Menüs gibt es ebenso in deutscher Sprache wie Untertitel und eine unaufgebrachte Hintergrundmusik entspannt beim Zocken. gewünscht hätten wir uns allerdings eine wirkliche Hintergrundgeschichte und Sprachausgabe. Es ist wie verhext! Einerseits bietet "Potion Tycoon" noch in Sachen Story und vor allem Balancing Aufholbedarf, andererseits sind die Möglichkeiten der Management-Simulation bereits jetzt sehr interessant und ausführlich ausgefallen. Bleiben die Entwickler in der Early-Access-Phase am Ball, steht einer wahrlich magischen Spielerfahrung für Fans von "Tycoon"-Management-Titeln in naher Zukunft eigentlich nichts mehr im Weg.