Deutschland
"Pop-Islamisten" planen bei Geheimtreffen ein Kalifat
Nach außen präsentiert sich "Muslim Interaktiv" als Verein für junge Gläubige. Doch hinter den Kulissen soll die Gruppe radikale Ziele verfolgen.
Immer wieder treffen sich in Hamburg Mitglieder der Gruppe "Muslim Interaktiv", so auch am vergangenen Donnerstag. Ein Bild in der "Hamburger Morgenpost" zeigt einen jungen Mann mit einem Pullover mit der Aufschrift "Kalifat", als dieser sich gerade in die Eventhalle im Südosten der Stadt begibt.
Laut eigener Angabe treffen sich die Mitglieder der Gruppierung, bei der es sich gemäß dem Hamburger Verfassungsschutz um eine Tarnorganisation der verbotenen Vereinigung "Hizb ut-Tahrir – Islamische Befreiungsfront" handeln soll, zum Fastenbrechen anlässlich des Ramadan regelmäßig im Lokal. Doch laut Sicherheitsbehörden verfolgt "Muslim Interaktiv" hinter den Kulissen weit extremere Ziele – und rekrutiert dafür mit Erfolg im Internet.
"Zahl der Islamisten kann ansteigen"
"'Muslim Interaktiv' ist gefährlich, weil durch solche Veranstaltungen die Zahl der Islamisten und Scharia-Extremisten ansteigen kann", warnt etwa Torsten Voss, der Chef des Hamburger Verfassungsschutzes, gegenüber der "Bild"-Zeitung. Andere Insider beschreiben die Gruppierung als "radikale Pop-Islamisten", die über das Internet junge Menschen ansprechen. Auf Instagram, Tiktok und Twitter haben die Kanäle von "Muslim Interaktiv" gesamthaft etwas unter 30.000 Followern.
Und das scheint zu funktionieren: Es waren vor allem junge Männer in ihren 20- und 30ern, die am Donnerstag mit ihren Mercedes-Benz und BMWs vorfuhren. Der Presse wurde der Zutritt laut der "Hamburger Morgenpost" mit der Begründung, es handle sich um ein privates Treffen, verweigert.
Innenministerium schweigt zu "Muslim Interaktiv"
Dieser Umstand stellt offenbar auch die deutschen Sicherheitsbehörden vor große Herausforderungen: Wie Quellen gegenüber der "Bild" berichten, haben die Mitglieder die Verbreitung einer radikalen Variante des Islams zum Ziel und streben einen Gottesstaat an, in dem sich alles der Religion unterordnen soll – also ein Kalifat.
Doch weil es sich bei "Muslim Interaktiv" um eine bundesweit tätige Organisation handelt, fällt diese in den Zuständigkeitsbereich des Bundesinnenministeriums unter Nancy Faeser. Dieses hält sich bislang bedeckt, der Bundesstaat Hamburg kann nicht allein aktiv werden. Die Insider vom Verfassungsschutz warnen aber: "Da hat zwar keiner mehr eine Häkelmütze auf und trägt einen Fusselbart – aber hochgefährlich sind diese Leute trotzdem."
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- In Hamburg treffen sich offenbar immer wieder Anhänger einer radikalen muslimischen Gruppierung
- "Muslim Interaktiv" soll in direkter Verbindung zur verbotenen Partei Hizb ut-Tahrir stehen
- Ein Verbot gestaltet sich offenbar schwierig