Im Ramadan

Direktor: "Kinder, die nicht fasten, werden gemobbt"

Christian Klar, Direktor an einer Wiener Mittelschule, kämpft an vielen Fronten. Derzeit ist vor allem das Fasten im Ramadan ein großes Problem.

Wien Heute
Direktor: "Kinder, die nicht fasten, werden gemobbt"
Direktor Christian Klar muss sich vielen Herausforderungen, wie dem Ramadan, stellen.
Getty Images, Denise Auer

Ein Interview ohne Unterbrechungen mit Christian Klar (61) zu führen, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit: Mittelschüler kommen mit ihren Problemen zum Herrn Direktor, Lehrer wenden sich mit Fragen an ihn. Und draußen vor der Türe sitzt Ali (Name geändert), der einen ruhigen Unterricht verhindert hat und nun ein "Time-Out", eine Auszeit, benötigt.

Die nimmt sich Klar, Direktor der Franz Jonas Europaschule in Floridsdorf, auch – für ein Gespräch mit "Heute". In der sogenannten Brennpunktschule werden rund 450 Schüler/Innen betreut: "90 Prozent der Kinder hier haben einen Migrationshintergrund, deutlich mehr als die Hälfte ist islamisch", berichtet der 61-Jährige.

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    SPAR/ Peakmedia Dominik Zwerger

    Islam-Thema nimmt immer mehr Fahrt auf

    Der Schulleiter – Klar ist auch ÖVP-Bezirksvorsteher-Stellvertreter in Floridsdorf – hat täglich mit vielen Problemen zu kämpfen. Das größte derzeit: Ramadan – der Fastenmonat der Muslime (geht noch bis 9. April): "Ramadan ist irgendwie allgegenwärtig, vor allem im Vergleich zu früher", erzählt der Bezirkspolitiker und erinnert sich an seine Zeit als Lehrer an einer Polytechnischen Schule vor 15 Jahren.

    "Wir haben damals am Nachmittag Fußball gespielt und plötzlich kommen die Kinder und fragen: Herr Fachlehrer, könnten wir bitte ganz kurz Pause machen, wir haben den ganzen Tag nichts getrunken.' Wir haben dann für fünf Minuten unterbrochen, alle haben Wasser getrunken und dann ging's mit dem Fußball weiter. Da war sonst nichts, was irgendwie die Schule betroffen hätte", erzählt der Direktor.

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    Zu Mittag müssen wir wegen des Mittagsgebetes eine Pause machen. Andere Kinder, die nicht fasten, werden gemobbt
    Christian Klar
    Direktor der Franz Jonas Europaschule

    Laut Klar nimmt das Islam-Thema im Ramadan "noch schneller Fahrt auf" als sonst: "Nicht so sehr was die gesundheitlichen Auswirkungen betrifft – weil der Fastenmonat ja von Juni, wo es ganz schlimm war, jetzt auf März vorgerückt ist. Die Kinder können jetzt ein bisschen später aufstehen und am Abend ein bisschen früher essen. Und draußen ist auch nicht so eine Hitze. Aber das Thema selbst wird immer größer."

    Forderungen der Schüler nach einem Gebetsraum und "Halal"-Essen (dazu zählen etwa alle pflanzlichen Lebensmittel und Fleisch von religiös geschlachteten Tieren, Anm.) oder Abmeldungen für das Mittagessen: "Zu Mittag müssten wir aus Sicht der Schüler eine Pause machen für das Mittagsgebet, womöglich auch dafür einen Raum zur Verfügung stellen. Wir kommen dem natürlich nicht nach, aber die Forderung wird jedes Jahr lauter. Andere Kinder, die nicht fasten, werden gemobbt. Schüler kommen und sagen: 'Wir sind müde, wir können jetzt nicht beim Turnen mitmachen.' Früher wäre nie einer auf die Idee gekommen, das zu sagen", führt der Schulleiter aus.

    "Vollverschleierung" mit FFP2-Maske

    Die Lehrer sind oft verzweifelt, doch laut Klar wird das Thema bei den Schülern nicht als Problem erkannt – ganz im Gegenteil: "Die Kopftücher werden mehr, ich treffe Schüler draußen beim Bahnhof mit Kaftan und umgewickelten Palästinensertuch oder sehe Schülerinnen bei der Bushaltestelle mit 'Vollverschleierung'. Weil die Vollverschleierung in Österreich verboten ist, tragen sie ein Kopftuch und eine FFP2-Maske, das ist der Schmäh. In der Schule tragen sie das natürlich nicht, aber auf der Straße sieht man das permanent", meint Klar. 

    Für den Direktor ist klar: "Es geht immer um die Lehre oder besser gesagt um die Ideologie, es geht nie um Menschen. Weil Menschen sind ganz verschieden, so wie ein Katholik ganz streng religiös sein kann und ein anderer wiederum Weihnachten schön findet, aber gar nicht weiß, was da eigentlich genau gefeiert wird. Genau diese Abstufungen gibt’s auch bei Muslimen. Wir müssen erreichen, dass die Radikalen nicht das Wort und die Macht bekommen. Da gibt’s viele kleine Schrauben wie ein Kopftuch-Verbot an Pflichtschulen, an denen man drehen kann", ist Klar überzeugt.

    red
    Akt.