Auch in Europa
Plötzlich tauchen unerklärliche Hitze-Hotspots auf
Eine neue Studie zeigt, dass die extremen Temperaturen in vielen Regionen selbst Klimamodelle übertreffen. Die Ursachen bleiben rätselhaft.
Zwar schlottern wir in Österreich zurzeit bei winterlichen Temperaturen, doch die Erde wird immer heißer – Hitzewellen brechen weltweit Rekorde. 2023 war mit 1,18 Grad Celsius über dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.
Eine neue Studie der Columbia Climate School und des International Institute for Applied Systems Analysis zeigt nun: In immer mehr Regionen übertreffen die Temperaturen selbst die Prognosen der besten Klimamodelle. Diese sogenannten "Hitze-Hotspots" treten mittlerweile auf fast allen Kontinenten auf – auch in Europa. Besonders alarmierend: Die Ursachen für diese extremen Abweichungen bleiben unklar.
Rekordhitze trifft die Welt
Die Studie identifiziert Regionen, in denen Maximaltemperaturen die bisherigen Rekorde um ein Vielfaches übertreffen. Ein extremes Beispiel liefert Westkanada: Im Juni 2021 kletterten die Temperaturen dort während einer neuntägigen Hitzewelle um bis zu 30 Grad über die bisherigen Höchstwerte. In Lytton, einem kleinen Ort in British Columbia, wurden unglaubliche 49,6 Grad Celsius gemessen – ein kanadischer Rekord. Am nächsten Tag brannte der Ort fast vollständig nieder, ausgelöst durch die extreme Trockenheit, die die Hitzewelle verschärfte.
Auch in Nordwesteuropa nehmen die Hitzewellen dramatisch zu. In den Jahren 2022 und 2023 starben hier insgesamt über 100.000 Menschen an den Folgen extremer Hitze. Besonders betroffen waren Länder wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande. Viele Haushalte sind hier nicht mit Klimaanlagen ausgestattet, da solche Temperaturen bisher selten vorkamen.
Wissenschaft steht vor einem Rätsel
Die Wissenschaft steht vor einem Rätsel. "Diese extremen Trends übersteigen unser Verständnis der physikalischen Zusammenhänge", erklärt Studienleiter Kai Kornhuber. Eine mögliche Ursache könnte die Destabilisierung des Jetstreams sein, eines Luftstroms, der heiße und kalte Luft trennt. Durch die Erwärmung der Arktis wird dieser instabiler und kann heiße Luftmassen länger in gemäßigten Regionen festhalten. Doch dieser Mechanismus erkläre längst nicht alle Fälle.
In anderen Regionen, so die Forscher, könnten trockene Böden eine Rolle spielen. Wenn weniger Wasser aus der Vegetation verdunstet, fehlt eine natürliche Kühlung. "Trockene Böden und die damit verbundenen Rückkopplungseffekte sind entscheidende Treiber für diese extremen Temperaturen", so Kornhuber.
Europa im Zentrum der Hitze-Hotspots
Laut der Studie ist Nordwesteuropa besonders betroffen. Hier steigen die Temperaturen an den heißesten Tagen des Jahres doppelt so schnell wie die sommerlichen Durchschnittswerte. Diese "Tail-Widening"-Effekte führen dazu, dass Extremwerte deutlich häufiger auftreten, als die Klimamodelle prognostizieren. Auch im September 2024 wurden in Europa neue Rekordtemperaturen für diese Jahreszeit gemessen, unter anderem in Frankreich, Ungarn, Norwegen und Schweden.
Ein Weckruf an die Welt
Kornhuber betont: "Diese Hitzewellen sind ein Weckruf. Wir sind nicht auf diese Extreme vorbereitet und könnten uns möglicherweise nicht schnell genug anpassen."
Die Wissenschaftler fordern schnellere Maßnahmen gegen den Klimawandel und schlagen vor, Hitzewellen ähnlich wie Hurrikane zu benennen, um das Bewusstsein zu schärfen. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlicht.
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Auf den Punkt gebracht
- Eine neue Studie zeigt, dass extreme Temperaturen in vielen Regionen selbst die besten Klimamodelle übertreffen und unerklärliche Hitze-Hotspots auf fast allen Kontinenten, einschließlich Europa, auftreten.
- Die Ursachen für diese extremen Abweichungen bleiben unklar, und Wissenschaftler fordern schnellere Maßnahmen gegen den Klimawandel, da die Welt nicht auf diese Extreme vorbereitet ist.