Niederösterreich

Pleitegeier! Baubranche, Autohandel, Gastro in Not

Unternehmer der Baubranche, Autohändler & Kfz-Mechaniker sowie Gastronomen haben derzeit nichts zu lachen. Die Insolvenzen stiegen stark.

Isabella Nittner
Die Insolvenzen stiegen im ersten Quartal 2023 um 15 Prozent.
Die Insolvenzen stiegen im ersten Quartal 2023 um 15 Prozent.
Getty Images

Energiekrise, Rohstoffkrise, Ukraine-Krise, Corona-Krise, Kredit-Krise – aufgrund der vielen gleichzeitigen Herausforderungen sehen sich viele Unternehmer derzeit gezwungen, ihr oftmals jahrelang mühselig aufgebautes Geschäft aufzugeben.

Das bestätigt jetzt eine Statistik des KSV1870. In Niederösterreich stiegen die Unternehmens-Insolvenzen demnach um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 255 Pleiten wurden seit Jahresbeginn im Bundesland verzeichnet, das ist der traurige zweite Platz im Bundesländer-Vergleich.

Kostenanstiege

"Die Ursachen für die steigenden Insolvenzzahlen liegen nach Einschätzung des KSV1870 vor allem darin, dass die Betriebe mit zahlreichen Herausforderungen in Form von massiven Kostenanstiegen, explodierenden Energie- und Rohstoffpreisen, der hohen Inflation sowie dem akuten Personalmangel konfrontiert sind", heißt es seitens des Kreditschutzverbandes.

Von einer Pleitewelle könne aber grundsätzlich noch nicht gesprochen werden, erklärt Brigitte Dostal, Leiterin des KSV1870 Insolvenz Wien/NÖ/Burgenland.

Jene Branchen mit den meisten Insolvenzen: Die Bauwirtschaft mit 46 Fällen ("Heute" berichtete), die Gastronomie mit 18 Pleiten sowie der Handel, die Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen, sprich Werkstätten und Autohändler, mit 34 Fällen.

"Im Vergleich zum Vorjahr zählen auch 2023 diese drei Branchen zu den Insolvenztreibern und machen rund 40 Prozent aller Insolvenzen in Niederösterreich aus", berichtet Dostal.

"Im Vergleich zum Vorjahr zählen auch 2023 diese drei Branchen zu den Insolvenztreibern und machen rund 40 Prozent aller Insolvenzen in Niederösterreich aus."

Auffällig ist der starke Rückgang abgewiesener Insolvenzen mangels kostendeckenden Vermögens. Der Anteil sank um rund 22 Prozent. Konkret heißt das, dass Unternehmer derzeit früher Insolvenz anmelden, als in den Jahren zuvor – nämlich zu einem Zeitpunkt, zu dem der Betrieb noch genügend Kapital verfügt, um realistischerweise auch gerettet werden zu können.

"Positiv zu bewerten"

"Ob sich dieser Trend fortsetzen wird, wird die weitere Entwicklung im Laufe des Jahres 2023 zeigen. Es ist jedoch positiv zu bewerten, dass die niederösterreichischen Unternehmen vermehrt die Chance nutzen, rechtzeitig einen Insolvenzantrag einzubringen. Dadurch erhöhen sich die realistischen Erfolgsaussichten, die Unternehmen nachhaltig zu sanieren und Arbeitsplätze zu erhalten", so Dostal.

"Eine Fortsetzung der aktuellen Insolvenzentwicklung gilt laut KSV1870 aufgrund der zahlreichen Krisensituationen und wirtschaftlichen Herausforderungen als wahrscheinlich", heißt es seitens des Kreditschutzverbands.

Für das gesamte Jahr 2023 werden deshalb niederösterreichweit rund 1.100 Pleiten prognostiziert.

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