Signa-Firma stellt Ansprüche
Pleite-Benko soll jetzt für Milliardenschäden haften
Eine der insolventen Ex-Benko-Firmen prüft jetzt Haftungsansprüche gegen Signa-Verantwortliche, darunter Benko selbst. "Heute" hat die Hintergründe.
Gegen Milliardenpleitier René Benko gibt es eine Vielzahl an Vorwürfen und Ermittlungen rund um den Zusammenbruch seines Signa-Immobilienkonzerns. Erst vor Kurzem fand unter anderem in seiner Privatvilla in Innsbruck eine Hausdurchsuchung statt.
Immer wieder taucht die Frage auf, ob Benko – der seit vielen Jahren keine offizielle Organfunktion in der Signa hatte – für Schäden im Zusammenhang der Pleiten haftbar gemacht werden kann. Tatsächlich prüft jetzt eine der großen insolventen Signa-Gesellschaften, die Signa Development, allfällige Haftungsansprüche gegen Signa-Gründer René Benko und andere Unternehmensverantwortliche sowie Berater. Das berichtet die "Presse" unter Bezugnahme auf einen Bericht der Insolvenzverwalterin Andrea Fruhstorfer.
Hausdurchsuchung! Riesen Polizei-Einsatz in Benko-Villa
16 Briefe an Signa-Verantwortliche
Demnach wurden im März 16 Aufforderungsschreiben an sämtliche aktiven und ehemaligen Signa-Vorstände sowie an Benko persönlich verschickt. In diesen Briefen wurden die Empfänger aufgefordert, die Haftpflichtansprüche von Signa Development anzuerkennen.
Konkret gehe es da laut "Presse" unter anderem um Zahlungen ohne Gegenleistung, Garantien gegenüber Dritten, unrichtige und unvollständige Darstellung der wirtschaftlichen Lage der Signa-Gruppe sowie unzureichende Vermögensausstattung der Gesellschaften und Aufnahme unverhältnismäßig hoher Finanzierungen. Alles Vorhaltungen, die im Zusammenhang des Signa-Insolvenzreigens wiederholt aufgetaucht sind.
Manager-Haftpflichtversicherung
Mögliche Folgen: Falls Benko haftbar gemacht werden kann, müsste er für Schäden persönlich geradestehen. Auch privat befindet sich der Tiroler freilich in einem Konkursverfahren. Allerdings gab es für die maßgeblichen Signa-Manager dem Vernehmen nach eine Manager-Haftpflichtversicherung, auch für Benko. Dann müsste eine entsprechende Schadensmeldung bei der Versicherung gemacht werden. Im Falle Benko spießen sich etwaige Ansprüche, wie bereits erwähnt, aber wohl daran, dass er seit vielen Jahren keine offizielle Organfunktion mehr in der Signa hatte.
Sämtliche Briefempfänger ließen jedenfalls die erhobenen Ansprüche durch ihre Anwälte zurückweisen.
Haftungsansprüche auch gegen Wirtschaftsprüfer
Haftungsansprüche prüft die Insolvenzverwalterin der Signa Development auch gegen die TPA Steuerberatung, welche die Bilanzen der Development und ihrer Töchter erstellt hat.
Bereits in der Vorwoche wurde bekannt, dass der Sonderverwalter der Konzernmutter Signa Holding das Wirtschaftsprüfungsunternehmen BDO geklagt hat und es für einen Teil des Schadens haftbar machen will – mit der Begründung, dass die Signa-Bilanzen nicht ausreichend geprüft worden seien.
Jahrelange Aufarbeitung
Aufgrund der enormen Verschachtelung des einstigen Signa-Imperiums und der riesigen Menge an Daten, die für die diversen Klagen und Anspruchserhebungen zu sichten sind, wird die juristische Aufarbeitung dieser größten Pleite der Zweiten Republik wohl noch viele Jahre in Anspruch nehmen. Und für eine Vielzahl an Anwälten ein sehr einträgliches Betätigungsfeld sein...
René Benko am Innsbrucker Gericht – Erster Auftritt nach der Pleite
Auf den Punkt gebracht
- Die insolvente Ex-Benko-Firma Signa Development prüft Haftungsansprüche gegen Signa-Verantwortliche, darunter Benko selbst
- Es wird untersucht, ob Benko persönlich für Schäden im Zusammenhang mit den Pleiten haftbar gemacht werden kann – er hatte allerdings seit Jahren keine Organfunktion mehr in der Signa
- Es wurden Aufforderungsschreiben an Signa-Vorstände und Benko persönlich verschickt, um Haftpflichtansprüche anzuerkennen
- Die Briefadressaten weisen das Anspruchsbegehren über ihre Anwälte zurück