Wien
Plastilinmeister schickt Fortnite auf Friedensmission
Figuren, die in Videogames tödliche Einsätze absolvieren, macht ein 13-Jähriger Wiener zu Friedensfiguren. Auslöser war der Beginn des Ukrainekriegs.
Seit Wochen sind die schrecklichen Bilder aus dem Ukraine-Krieg unser täglicher Begleiter. Auch der Esslinger Emmanuel Pernsteiner (13) sah die Berichte und beschloss danach, etwas zu tun. Bereits seit Beginn der Coronapandemie bastelt der Schüler mit Plastilin Charaktere aus Filmserien, Games und YouTube in Miniaturversion nach, mittlerweile hat er es auf eine Sammlung von 200 Stück gebracht. Darunter sind etwa der britische Komiker Mr. Bean, Figuren aus Pokemon, Spongebob sowie den Videogames Clash Royale, Minecraft, Plants vs Zombies.
"Irgendwas stimmt nicht, wenn wir Krieg spielen und vor unserer Haustür Menschen ermordet werden"
Nach Ausbruch des Krieges begann er eine neue Mission: "Ich wollte eigentlich 'The Foundation' aus dem Spiel Fortnite in der Originalversion mit einer furchteinflößenden Waffe machen. Dann begann aber der Ukrainekrieg. Als ich die schrecklichen Bilder im Fernsehen und Internet sah, verstand ich plötzlich, dass auch wir Videospieler und Künstler unseren Beitrag für den Frieden leisten müssen. Irgendetwas stimmt nicht, wenn wir weiter unsere Gewaltspiele spielen und vor unserer Haustüre andere Menschen mit Waffen ermordet werden. Ich habe dem Spieleheld deshalb eine Friedensfahne in die Hand gedrückt. Vielleicht bringt das auch manche meiner Alterskollegen zum Nachdenken", so der Viertklässler aus dem BG/BRG Groß-Enzersdorf.
Von Klopapier- zum Plastilinkünstler
Schon im Kindergartenalter packte Emmanuel das Bastelfieber. "Anfangs bastelte ich mit Klopapierrollen, dann bemalte ich Steine, schließlich zeichnete ich die Figuren aus den Videospielen und verkaufte sie in der Klasse. Als dann eine Mitschülerin vor zwei Jahren eine Plastilinfigur brachte, wusste ich: So etwas will ich auch machen. Seither hat mich das nicht mehr losgelassen", erzählt er.
Bevor er sich an eine neue Figur macht, recherchiert er zuerst im Internet Ideen, zeichnet dann eine Bleistiftskizze. "Die enthält dann schon einen Plan, wo das Drahtskelett verlaufen wird, ehe ich dann ans Werk gehe", so Emmanuel. Beim Modellieren gehe er dann vom Groben ins Detail, wobei das Gesicht das Schwierigste sei. Am Schluss komme alles eine halbe Stunde in den Backofen bei 110 Grad, damit es schön hält. "Insgesamt brauche ich zwischen fünf und zehn Stunden", so der Schüler.
Insta-Account mit mehr als 1.000 Followern
Mit seinen Kreationen findet der junge Donaustädter auch außerhalb seiner Familie und dem Freundeskreis großen Anklang. Sein Instagram-Account @emmanuel_clayart hat mittlerweile über 1.000 Follower und es werden sicher noch mehr. Mit den Hashtags #clayforpeace #makeclaynotwar #clayart4peace #gamer4peace wirbt Emmanuel auch in seiner Künstlercommunity um Frieden.
Im Moment ist das Modellieren für Emmanuel nur Hobby: "Ich kann mich dabei wunderbar entspannen, meine Phantasie umsetzen und jedes erdenkliche Spielzeug in echt erschaffen kann. Mir macht es einfach Spaß". Über die Zukunft macht er sich aber noch nicht zu viele Gedanken, dazu seien seine Interessen zu breit gestreut sind. Deshalb will er vorerst einmal die Schule bis zur Matura weitermachen.